VHS Siebengebirge kämpft gegen Teilnehmer-Rückgang

Trommeln für Volkshochschule - Mit originellem Marketing und neuen Angeboten sollen neue Teilnehmer gewonnen werden

  Rühren die Werbetrommel  für Weiterbildung bei der Volkshochschule Siebengebirge: Sabine Karczewski (Dritte von rechts).

Rühren die Werbetrommel für Weiterbildung bei der Volkshochschule Siebengebirge: Sabine Karczewski (Dritte von rechts).

Foto: Frank Homann

Königswinter. "Bass, Bass, open, open", lautete das Kommando, und dann erfüllten dumpfe Trommel-Klänge das Oberpleiser Rathaus. Gewissermaßen waren es Werbetrommeln, denn Dozentin Sabine Karczewski und einige ehemalige Kursteilnehmer brachten die eingängigen Rhythmen unter dem Motto "Trommeln für die Weiterbildung" ins Foyer, wo Hedwig Roos-Schumacher am Montag das Kursprogramm der Volkshochschule (VHS) präsentierte.

Wie die Leiterin im November bekannt gegeben hatte, verzeichnete die Volkshochschule Siebengebirge im vergangenen Semester einen deutlichen Rückgang an Kursbesuchern. Rund 2 300 Teilnehmer wurden gezählt, im Jahr zuvor waren es noch fast 3 000.

Dieser negativen Entwicklung will die VHS laut Roos-Schumacher vor allem mit einem verbesserten Marketing entgegenwirken. Aber auch neue Angebote finden sich im Programm für das erste von zwei Semestern 2010.

So wird das Fremdsprachenangebot um den Bereich "Fremdsprachen plus" erweitert, der zum einen Kurse in Englisch, Französisch und Spanisch speziell für den Beruf enthält und sich zum anderen Sprachen in Politik und Gesellschaft widmet mit Angeboten wie "Small Talk auf Italienisch" und "Barack Obama's America".

Auch neue Exkursions-Ziele sind im Programm enthalten. So geht es zum Beispiel am 4. Mai zur Besichtigung des aus dem Dornröschenschlaf erwachten Schloss Drachenburg und am 22. Mai in den ehemaligen Kanzlerbungalow in Bonn. Am 5. Juni steht eine Fahrt nach Essen zur Ruhr 2010 an.

Was passiert, "Wenn im Puff dat Licht ausjeht" kann erfahren, wer am 11. März mit ins Kölner Millowitsch-Theater geht. Oder gleich den Geschäftsführer selbst fragen: Peter Millowitsch steht den Teilnehmern vor der Aufführung Rede und Antwort.

Ganz neu im Programm ist ein Lese-Treff, der erstmals am 2. März startet. Jeden ersten Dienstag im Monat von 10.30 bis 12 Uhr können sich Bücherfreunde im Oberpleiser Rathaus bei einer Tasse Kaffee zusammensetzen und über ihre letzte Lektüre austauschen. Jeder bringt bis zu fünf Schmöker mit, die er gegen andere eintauschen möchte. Die Teilnahme ist kostenlos.

Natürlich hat auch Altbewährtes weiterhin seinen Platz im Kursangebot. "Wir fahren unsere Veranstaltungen nicht zurück", sagt Roos-Schumacher. Rund 270 Veranstaltungen, mehr als 5 000 Unterrichtsstunden bei 141 verschiedenen Dozenten bietet das VHS-Programm.

Ob Trennkost, Yoga oder der Erwerb des Sportbootführerscheins, ob Chinesisch, Persisch- oder Niederländisch-Kurse, ob Kreativseminare oder Tipps für die Gestaltung des Gartenteichs, ob Computerkurse, Vorträge zu Rechtsfragen oder Integrationskurse - ein breit gefächertes Angebot erwartet die Bürger.

Und natürlich darf auch getrommelt werden. Am 7. März startet der erste Trommelworkshop, wie Heike London ankündigte. "Das ist wie ein Urlaubstag, man kommt raus und kriegt den Kopf frei", schwärmte die Leiterin des Fachbereichs Musik, die ebenso wie der stellvertretende Leiter der VHS, Norbert Menden, im Rathaus mittrommelte.

Anmelden für die Kurse kann man sich ab sofort. Die meisten Angebote starten am 22. Februar. Für Dienstag, 2. Februar lädt die VHS zu einer Auftaktveranstaltung um 19 Uhr im Foyer des Bad Honnefer Rathauses ein. Buchautor und Entertainer Werner präsentiert eine witzige Wissensshow unter dem Motto "Denkst du noch oder fühlst du schon?" rund um Themen der Gehirnforschung.

Das neue Programmheft liegt ab sofort in den Rathäusern von Bad Honnef und Königswinter sowie in Banken und Geschäften aus. Das Programm ist auch im Internet auf www.vhs-siebengebirge. de zu finden. Dort sind auch Online-Anmeldungen möglich.

Kurz gefragtAngesichts der sinkenden Teilnehmerzahlen hatte die Leiterin der Volkshochschule, Hedwig Roos-Schumacher, angekündigt, mit ihrem Team vor allem bei der Präsentation des Angebots nachbessern zu wollen. Darüber, was bisher unternommen wurde, um wieder mehr Bürger für das Programm zu interessieren, sprach mit der 53-Jährigen Antje Hesse.

General-Anzeiger: Was haben Sie beim Marketing verbessert?

Hedwig Roos-Schumacher: Wir haben im Programmheft einige Änderungen vorgenommen, zum Beispiel wieder ein Stichwort-Verzeichnis zum schnellen Nachschlagen eingefügt. Wir hatten im letzten Semester den Eindruck, dass Vielen nicht aufgefallen ist, dass es im Jahr zwei verschiedene Programme gibt. Deshalb haben wir sie jetzt optisch unterschieden. Das Frühlings-Programm ist jetzt orange wie die Sonne und das im Winter weiß wie Schnee.

GA: Abgesehen vom Programmheft, was tut sich sonst noch?

Roos-Schumacher: Wir haben auch an unserer Beschilderung im Stadtgebiet und an den Kursstätten gearbeitet. Außerdem wollen wir die Abläufe für das Anmeldeverfahren untersuchen und vereinfachen. Wir denken auch über die Möglichkeit einer telefonischen Anmeldung nach.

GA: An Dozenten mangelt es aber nicht, nur an Teilnehmern?

Roos-Schumacher: Tatsächlich suchen wir gerade dringend Dozenten für Italienisch und Englisch, weil uns aus persönlichen Gründen zwei Lehrer abgesprungen sind beziehungsweise ihr Angebot einschränken mussten.

GA: Inhaltlich haben Sie mit dem Lese-Treff ein ganz neues Angebot. Warum haben Sie sich gerade dafür entschieden?

Roos-Schumacher: Ich bin davon überzeugt, dass so ein Treff viele Leute anspricht, man sieht ja zum Beispiel auch an den offenen Bücherschränken in Bonn, dass so ein Tauschangebot gut wahrgenommen wird. Im Bereich Literatur gab es bei uns bislang außerdem nicht so viel.

GA: Welcher Kursbereich ist ihr Sorgenkind?

Roos-Schumacher: Ich sage es mal andersherum: Die Sprachen sind unser wichtigstes Standbein. Deshalb haben wir auch hier die Angebote ausgeweitet, um zu zeigen, dass wir durchaus innovativ sind. Aber generell ist das Problem nicht, dass wir kein angemessenes Programm hätten. Wir kommen nur nicht an die Leute ran.

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