Schwere Vorwürfe Verwaltung soll Gesamtschul-Thema verschleppt haben

ALFTER · Der frühere rechtliche Berater des Alfterer Fördervereins kritisiert die Gemeinde in einem offener Brief an Ratsmitglieder und Eltern.

Schwere Versäumnisse wirft der Alfterer Rechtsanwalt Michael Raetsch der Gemeinde wegen der jüngst gescheiterten Errichtung einer Gesamtschule in der Kommune vor. In einem offenen Brief an Ratsmitglieder und Eltern schreibt er: "Für das vorläufige Scheitern der Gesamtschule in Alfter im nunmehr fünften Anlauf (!) ist nicht das fehlende Interesse der Alfterer Eltern und auch nicht die schlechte Finanzlage der Gemeinde verantwortlich.

Die Verwaltung hat über Jahre hinweg grob fahrlässig - wenn nicht sogar vorsätzlich - das Scheitern der Gesamtschule verursacht!"

Raetsch hat die Alfterer Schulpolitik nach eigenen Angaben seit mehr als acht Jahren begleitet, zu Anfang als Vorsitzender der Schulpflegschaft der Anna-Grundschule und später als rechtlicher Berater und Prozessvertreter der Elterninitiative des Fördervereins Gesamtschule Alfter.

In der Rückschau sei ihm klar geworden: "Nur vordergründig ist die Errichtung der Gesamtschule Alfter zum Schuljahr 2012/2013 an den zu geringen Anmeldezahlen gescheitert."

Wie mehrfach berichtet, hatte die Schulaufsichtsbehörde in Köln eine Gesamtschule in Alfter nur unter der Bedingung genehmigt, dass mindestens 100 Kinder aus der Gemeinde angemeldet werden. Nach Abschluss des Verfahrens im Februar lagen jedoch nur 89 Anmeldungen aus Alfter vor.

Die zusätzlichen 19 Anmeldungen von Kindern aus der Umgebung zählten nicht mit. "Das von Alfterer Eltern angerufene Verwaltungsgericht in Köln hat keine schulrechtlichen Fehler im Anmeldeverfahren entdeckt und deshalb die Eilanträge der betroffenen Alfterer Eltern abgewiesen", informiert der Rechtsanwalt.

Er vertritt jedoch die Meinung, dass von Beginn an die Verwaltung das Verfahren zur Schulerrichtung verschleppt habe. Sie habe rechtliche Fragen nicht geklärt, erforderliche Gespräche mit Nachbarkommunen und dem Kreis nicht geführt und entgegen aller Ratschläge an der riskantesten Alternative, der alleinigen Trägerschaft, festgehalten.

Raetsch bemängelt unter anderem fehlerhafte Gutachten und Antragsstellungen, nirgendwo dokumentierte Gespräche mit Nachbarkommunen, Untätigkeit auf Unterstützungsangebote des Rhein-Sieg-Kreises und mangelnde Information der Öffentlichkeit. Er kritisiert auch, dass das im Februar 2012 schließlich durchgeführte Anmeldeverfahren aufgrund zahlreicher Planungs- und Durchführungsfehler zum Scheitern verurteilt gewesen sei.

"Wie zum Hohn verkündet nun der Bürgermeister als neue Perspektive für Alfter eine 'Sekundarschule'. Diese dürfte allerdings - als bloßer Ersatz für die Hauptschule - wegen mangelnden Interesses der Alfterer Eltern auch scheitern. Dann wird Alfter ganz ohne weiterführende Schule sein."

Die politische Forderung müsse daher sein, ab sofort mit Bornheim und Bonn über eine interkommunale Vereinbarung und mit dem Rhein-Sieg-Kreis über eine Kreisträgerschaft für die Gesamtschule zu verhandeln, sowie Doppelanmeldungen der Kinder in Alfter und an Nachbargesamtschulen zu ermöglichen.

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