Verletzte Ex-Frau bat das Gericht um Milde

Vier Jahre nach der Tat verhaftet - Flucht des Angeklagten endete an der griechischen Grenze - Prozeß vor dem Bonner Landgericht

Bonn. (lna) "Ich bin sicher, er wollte mich nicht töten", sagte die 46-jährige Ex-Frau des Angeklagten am Dienstag als Zeugin vor der Schwurgerichtskammer des Bonner Landgerichts. Das sah die Staatsanwaltschaft seinerzeit offenbar anders: Sie klagte den 46-jährigen Türken wegen zweifachen versuchten Mordes an.

Er soll am 14. Oktober 1996 in Koblenz in Tötungsabsicht mit einem Messer auf den damaligen Lebensgefährten seiner Exfrau losgegangen sein. Am 11. Februar 1997 soll er ihr vor ihrer Bonner Wohnung aufgelauert und sie mit einem Messer an Händen und Oberschenkel verletzt haben.

Schon am 28. Oktober 1997 sollte der Prozess beginnen. Doch das Gericht hatte den Angeklagten am 4. August 1997 von der Untersuchungshaft verschont. Eine falsche Entscheidung, wie sich am Prozesstag herausstellte, denn der Angeklagte erschien nicht und blieb bis zum Frühjahr diese Jahres verschwunden. Erst am 9. April 2001 wurde er an der türkisch-griechischen Grenze verhaftet und ausgeliefert.

"Er ist ein ganz lieber Mensch", erklärte die Ehefrau nun vor Gericht, "nur wenn er getrunken hatte, ein, zwei Mal im Monat, hat er mich geschlagen." Deshalb hatte sie sich im Jahr 1994 nach 21 Jahren Ehe scheiden lassen. Ihr Mann heiratete im November 1996 in der Türkei zum zweiten Mal, bekam ein weiteres Kind, nach zwei Söhnen aus der ersten Ehe.

Auch für seine neue Familie bat die Ex-Frau das Gericht um Milde: "Bitte, schicken Sie ihn nicht wieder ins Gefängnis, auch wegen seiner Ehefrau und seiner Kinder. Das ist mein Wunsch." Am Donnerstag soll das Urteil gesprochen werden.

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