Verkehrsberuhigung Austraße: Anwohner machen ihrem Ärger über 51 Betonröhren Luft

Behördenleiter Dieter Siegberg: "Ich bin nicht der Herr der Ringe"

Verkehrsberuhigung Austraße: Anwohner machen ihrem Ärger über 51 Betonröhren Luft
Foto: Jochen Wagner

Niederbachem. Auf der Austraße in Niederbachem ging es am Mittwoch hoch her. Behördenleiter Dieter Siegberg von der Verkehrsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises hatte es nicht leicht. Über ein Dutzend Anwohner zeigten ihren Unmut über die Installation von 51 Kanalringen und die Markierungsarbeiten von 46 Stellplätzen zur Verkehrsberuhigung in der Austraße in Niederbachem.

Anwohnerin Petra Theiß-Müller hatte zuvor eine von 26 Anwohnern unterzeichnete Beschwerde schriftlich an die Gemeinde Wachtberg eingereicht, die auf der Austraße beim Ortstermin mit dem Behördenleiter vorgetragen wurde.

Sie beschwerte sich über den Schwund an Parkmöglichkeiten in der Austraße. Auch der durch die Aufstellung der Beton-Kanalringe (1,5 Meter Durchmesser) entstandene Hindernisparcours erzürnte die Anwohner. "Das beauftragte Planungsbüro ist entweder unfähig oder wurde von Unfähigen zu dieser Maßnahme gezwungen", lautete der einhellige Vorwurf der Anwohner.

Siegberg machte deutlich, dass eine Trennung von Fußgängern und Autoverkehr zwingend erforderlich sei. Über das Wie könne man mit ihm und der Gemeinde Wachtberg reden: "Ich bin nicht der Herr der Ringe. Eine andere Lösung ist mir genau so willkommen", argumentierte der Behördenleiter. Seine Behörde würde nur das umsetzen, was mit der Gemeindeverwaltung und den Ratsgremien Ende Juli vereinbart worden sei.

Die Anwohner widersprachen und zeigten sich irritiert. Die Planungen zu den jetzt angelaufenen Arbeiten seien ihnen in der aktuellen Form nicht bekannt gemacht worden. Laut Gemeinde seien die Skizzen auf den Internetseiten der Gemeinde Wachtberg veröffentlicht worden. "Das reicht für eine umfassende Bürger-Information nicht aus", wetterte ein Anwohner.

Charlotte Otto beschwerte sich über die in ihren Augen unsinnige Anordnung von Kanalringen und Parkbuchten, die ein vernünftiges Rangieren mit dem Auto vor ihrem Haus verhinderten. "Wir haben uns schon zwei Dellen in den Wagen gefahren, weil hier alles zu eng eingeteilt oder zugestellt worden ist", ärgerte sich die Anwohnerin und drohte mit einer Klage vor Gericht.

Ein paar Stunden später im Bauausschuss wurde ein Dringlichkeitsantrag von SPD und CDU zur Austraße behandelt. "Der Irrsinn auf der Austraße muss sofort gestoppt werden", verlangte CDU-Fraktionschef Günter Kurenbach und ließ kein gutes Haar an der Siegburger Verkehrsbehörde. Der Ausschussvorsitzende Wolfgang Neusüß (SPD) sprach sich ebenfalls für einen Baustopp und Rückbau der angelaufenen Arbeiten aus.

Die Verwaltung wurde beauftragt, mit der Kreisverkehrsbehörde nach einer Lösung zu suchen, die die Anwohner akzeptieren. Vor allem aber sollen die Kanalrohrringe aus Beton im Bauhof verschwinden. Für die als "Billigmaßnahme" eingestuften Arbeiten wurden 37 000 Euro veranschlagt. Alle anderen Lösungen werden nach Einschätzung von Planern und Politikern teurer.

Siegberg: "Ein Bürgersteig wäre die sinnvollste Lösung." Die alternative Anlage von Maibachschwellen (Kanten aus Hartkunststoff) zur Trennung von Fahrbahn und Fußweg sei doppelt so teuer und müsse regelmäßig erneuert werden. Jetzt soll erst einmal nach Kompromissen gesucht werden.

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