Verein fällt städtische Bäume

Merten sieht "Gefahr im Verzug" und setzt bei den Eichen am Sportplatz die Säge an - Bürgermeister vermisst Unrechtsbewusstsein

Verein fällt städtische Bäume
Foto: Henry

Bornheim. "Wenn das so weiter geht, trete ich zurück", drohte der eine. "Denen fehlt ein Stück Unrechtsbewusstsein. Ich werde den Vereinen auf die Finger klopfen", erregte sich der andere. Es handelt sich um Hans-Theo Riegel, den Vorsitzenden des Spiel-und Sportvereins (SSV) Merten, und Bürgermeister Wolfgang Henseler, die hier aufeinandertrafen.

Denn die Sportler haben an ihrem Platz sechs Bäume gefällt, die der Stadt gehören. Zehn bis zwölf Meter hoch waren zumindest einige der Eichen, auf Augenhöhe mit den Scheinwerfern des Flutlichts. Und was dem SSV Probleme machen könnte, ist die Tatsache, dass die mächtigen Stämme im Landschaftsschutzgebiet wuchsen.

"Da darf man überhaupt keine Bäume entfernen ohne die ausdrückliche Genehmigung der Unteren Landschaftsbehörde, den Kreis. Nicht einmal die Stadt als Besitzerin der Pflanzen hätte dort die Säge ansetzen dürfen", betonte Bornheims Umweltdezernent Wolfgang Paulus am Mittwoch.

Am Donnerstagabend nun Krisengipfel im Rathaus: Eine Stunde rauchen die Köpfe von Bürgermeister und Vereinsvorsitzendem. Dann beantwortet Henseler die Fragen des General-Anzeigers: "Es gibt einen gemeinsamen Wunsch der De-Eskalation. Der Verein hatte keine böse Absicht und wollte sich nicht bereichern.

Ganz im Gegenteil, die Sportler meinten es gut und haben in bester Absicht gehandelt - wenn auch falsch und widerrechtlich. Ehrenamtlich sorgen die Mitglieder für Ordnung und Sauberkeit, die Anlage ist sehr gepflegt. Dennoch: Zwei große Eichen und vier weitere Bäume wurden gefällt, was nicht in Ordnung ist.

Der Verein hat sich bereit erklärt, Neuanpflanzungen in enger Absprache mit dem Baubetriebshof vorzunehmen." Von acht bis zehn Bäumen ist jetzt die Rede, es werden nicht so mächtige Exemplare sein wie vorher, aber auch keine kleinen Setzlinge. In Zukunft werde der Verein sich an die Stadt wenden, bevor er auf städtischem Grund tätig wird. Das gelte vor allem auch für den Freischnitt der Flutlichtanlage und der Ballfangzäune.

"Der Baubetriebshof ist dabei fester Ansprechpartner des SSV." Das alles hatte am Mittwochabend im städtischen Umweltausschuss noch ganz anders geklungen. Henseler hatte die Politiker informiert, der SSV habe städtisches Eigentum dem Erdboden gleichgemacht. Sechs Bäume hätten die Sportler gefällt, ohne die Stadt zu fragen.

"Das ist nicht das erste Mal. In Walberberg hatten auch Sportler eigenmächtig Bäume gefällt. Jetzt ist Schluss mit diesen Eigenmächtigkeiten. Das ist unser Eigentum, also hätten die Vereine diese Aktionen mit uns abstimmen müssen. Denen fehlt Unrechtsbewusstsein. Die haben behauptet, es wäre Gefahr im Verzug gewesen. Doch es war genug Zeit, wir wären mit Feuerwehr oder Baubetriebshof aktiv geworden - falls nötig."

Henseler betonte, er schätze das beispielhafte Engagement des SSV, doch die aktuelle "Mitarbeit" gehe deutlich zu weit. Aus allen Wolken fiel am Donnerstag SSV-Chef Hans-Theo Riegel, als er vom General-Anzeiger erfuhr, dass der Streit öffentlich gemacht wurde. Der Argumentation der Stadt widersprach Riegel entschieden: "In der Tat sind an der Waldseite unseres Sportplatzes Bäume und Sträucher durch Mitglieder des SSV zurück geschnitten oder gefällt worden.

Dafür ist bei uns die Rentnercrew zuständig, eine Gruppe von sehr engagierten Mitgliedern. Dass die etwas grober an die Sache herangegangen sind, räume ich ein. Doch die Bäume hatten schon den Ballfangzaun beschädigt und drohten umzukippen. Deshalb haben wir zwei Eichen gefällt. Laut Nutzungsvertrag mit der Stadt sind wir verpflichtet, jede Gefahr für Personen und Sachen zu vermeiden.

Darauf berufen wir uns." Die Stadt habe den SSV stets als Beispiel von ehrenamtlichem Engagement gelobt, die Sportler hätten nicht nur ihre Anlage, sondern auch den Zuweg immer wieder gesäubert. "Wir haben dort oft Scherben und Müll weggeräumt. Sie können natürlich unser Engagement mit den von Ihnen angedrohten 3 000 Euro Schadensersatz abstrafen.

Dann machen wir keinen Finger mehr krumm", drohte Riegel noch am Mittag. Diese Forderung nahm der Bürgermeister am Abend zurück, nachdem der Verein sich zur Ersatzpflanzung verpflichtet hatte. Die wird nicht direkt am Platz vorgenommen, um keine neuen Konflikte heraufzubeschwören.

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