Uwe Schölmerich: "Licht bringt den Wald in Schwung!"

Das Thema "Biodiversität" im Wald ist derzeit ganz aktuell. Was es damit auf sich hat, wollte Axel Vogel von Uwe Schölmerich, dem Leiter des Regionalforstamtes Rhein-Sieg-Erft, wissen.

 Der Wald ist ein vielfältig genutzter Lebensraum, dessen Artenreichtum das Regionalforstamt schützen will.

Der Wald ist ein vielfältig genutzter Lebensraum, dessen Artenreichtum das Regionalforstamt schützen will.

Foto: Axel Vogel

General-Anzeiger: Herr Schölmerich, was bedeutet Biodiversität genau?

Uwe Schölmerich: Biodiversität übersetzt man ja auch mit "biologischer Vielfalt". Die hat drei Seiten: die Vielfalt der Lebensräume, die Artenvielfalt und die genetische Vielfalt. Für alle drei kann die Waldwirtschaft etwas tun.

GA: Warum brauchen wir Aktionen wie den "Tag der Biodiversität" Ende Mai?

Schölmerich: Oft ist die Rede vom Artensterben. Es ist wichtig, einmal auf die Entwicklung in der unmittelbaren Umgebung hinzuweisen, da gibt es gerade im Wald auch positive Beispiele. An vielen Stellen werden zum Beispiel die Monokulturen der Vergangenheit durch naturnahe Mischwälder abgelöst.

Regelmäßige Durchforstungen bringen mehr Licht auf den Boden und damit das Leben im Wald in Schwung. Minderheitenschutz ist ein weiteres Thema - etwa der Schutz seltener Baumarten wie der Elsbeere.

GA: Wie steht es um die "Vielfalt des Lebens" in der Region?

Schölmerich:Da gibt es schon ein paar Highlights. Man schaut ja gerne auf die großen Arten, so haben wir seit einigen Jahren einen Brutplatz des Schwarzstorches in diesem Bereich, der auch in diesem Jahr wieder angenommen wurde. Durch den Schutz von Horst- und Höhlenbäumen werden natürlich auch Spechte, Fledermäuse oder die Hohltaube gefördert.

Gut untersucht ist ja auch das Siebengebirge, das mit seinen Altwaldbereichen und den Sonderbiotopen eine besonders hohe Vielfalt bietet. Im Kottenforst finden sich viele Mittelspechte, aber auch andere Spechtarten.

GA: Welche Arten sind bei uns besonders gefährdet?

Schölmerich:Viele Gefährdungen entstehen durch die Änderung von Verfahren der Landbewirtschaftung, natürlich auch durch die Zersiedelung und Versiegelung der Landschaft. Wälder und ihre Lebensgemeinschaft leiden vor allem unter der Zerschneidung durch Verkehrswege.

GA: Was kann man tun, um bedrohte Arten besser zu schützten?

Schölmerich:Da gibt es zwei Ansätze. Der eine bezieht sich auf einzelne Arten, zum Beispiel die Schaffung von zeitweise feuchten, besonnten Tümpeln für die Gelbbauchunke. Der andere Ansatz knüpft an den Gedanken der Lebensraumvielfalt an.

Wir stellen zum Beispiel bei den Käfern fest, dass viele Arten da sind, ohne dass wir es wissen. Es macht daher Sinn, gerade die Vielfalt der Lebensräume zu unterstützen und zu fördern, ohne dabei jetzt immer eine Art im Blick zu haben. Dazu wird das Regionalforstamt für den landeseigenen Wald ein Konzept vorlegen, wobei auch die "Wildnis" eine Rolle spielt.

Zur PersonUwe Schölmerich ist 55 Jahre alt und stammt aus Marburg. Schölmerich studierte Forstwirtschaft und begann seinen Werdegang 1982 im Forstamt Brühl. 1995 übernahm er die Leitung des Forstamtes Bonn.

Seit dem 1. Januar 2008 führt er das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft. Von Eitorf aus betreuen er und rund 130 Mitarbeiter mehr als 60 000 Hektar Wald, davon 23 000 Hektar Staatswald.

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