Unter dem Baumhaus türmt sich der Müll

Am Ingerberg bauen vermutlich Jugendliche mehrere Hütten - Rostige Nägel und morsches Holz bergen Gefahren - Im Lohmarer Wald lässt das Forstamt den Unrat entsorgen

  Berge von Müll  entdeckte Förster Horst Baier (links) im Wald am Ingerberg.

Berge von Müll entdeckte Förster Horst Baier (links) im Wald am Ingerberg.

Foto: Eisner

Lohmar. Dass verantwortungslose Spaziergänger ihren Müll im Wald liegen lassen, daran haben sich Förster schon fast gewöhnt. Doch was Horst Baier vom Forstamt Eitorf vergangene Woche am Ingerberg im Lohmarer Wald entdeckte, verschlug ihm die Sprache.

Vermutlich Jugendliche hatten dort ein fünf Meter hohes Baumhaus gebaut - und rund herum eine regelrechte Müllhalde angelegt. Vor allem diese war Jens Pilgram, dem eine der angrenzenden Parzellen gehört, ein Dorn im Auge. Aus Angst vor einem Waldbrand informierte er die Behörden.

Zerbrochene Styroporplatten, leere Getränkeverpackungen und Chipstüten sowie alte Handtücher und Teppichreste türmten sich zwischen Fichten und Tannen, unzählige Glasflaschen lagen herum. Bei immer noch geltender Waldbrandgefahrstufe 5 bereitet Förster Baier vor allem unbedachtes Verhalten Sorgen, denn weggeworfene Zigaretten, Kerzen oder kleine Lagerfeuer können schnell einen Brand entfachen.

An der Gefahr habe auch der starke Regen am Montag nichts geändert. "30 Liter Regen pro Quadratmeter sind fast gar nichts." Hinzu komme, dass Nadelbäume - im Gegensatz zu Laubbäumen - ihre toten Äste behielten und so Flammen einen Weg in die Kronen böten.

Beim Beseitigen des Unrats stößt Unternehmer Albert Hammer regelmäßig auf Sondermüll: "Überall liegen Batterien, die muss ich natürlich aussortieren." Weg musste auch das aus dünnen Fichtenstämmen gezimmert Baumhaus. "Wenn spielende Kinder ein paar Zweige als Indianerzelt zusammenstellen, sagt keiner etwas", sagt Baier. Aber ein ganzes Haus auf fremden Grundstücken zu bauen, sei eindeutig verboten.

Die jungen Leute scheinen eine ganze Siedlung geplant zu haben. Nur ein Stück weiter standen mehrere kleine und offenbar neue Hütten zwischen den Bäumen. Der meterhohe Turm war derweil stark verrottet und somit Einsturz gefährdet.

Verrostete Nägel ragten aus den Stämmen. Ein riskanter Job für Hammer, der sich auf solche Arbeiten spezialisiert hat und sich mit einem Kollegen an den Abriss des Baumhauses machte.

Mehrere Lkw-Ladungen Müll hat der Augustiner in dieser Woche bereits eingesammelt. Das Forstamt hat dafür kurzfristig 2 000 Euro bereitgestellt. Für die Kosten des Abtransports muss die Stadt aufkommen. Wie Baier deutlich macht, ist die Müllsammlung ein erheblicher Kostenfaktor für die 16 Reviere im rechtsrheinischen Kreisgebiet. "Dafür werden pro Jahr etwa 30 000 Euro ausgegeben."

Und die Tendenz, Abfall einfach im Wald zu entsorgen, steige. Müll, das sind laut Hammers nicht nur die Berge von Kunststoff, Pappe und Metall rund um das Baumhaus, sondern auch alle verarbeiteten Stämme. Sie seien schließlich voller Nägel ebenso wie zahlreiche Bäume in der Umgebung. "Die sind alle krank", klagt er.

Einige muss er fällen, andere werden markiert, damit das Holz später nicht versehentlich verwertet wird. Ausgerechnet der untere Teil des Stammes ist laut Baier jedoch der wertvollste. Dem Waldbesitzer droht zudem hoher wirtschaftlicher Schaden, wenn die verletzten Stämme faulen oder sich Borkenkäfer darin einnisten.

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