Um die 20 Prozent

So gesehen

Sie sind schon arg gebeutelt, die Sozialdemokraten. Es ist bereits die dritte Kommunalwahl in Folge, bei der die SPD vielerorts historisch schlechte Ergebnisse einfährt. In etlichen Kommunen krebst sie nur noch an der 20-Prozent-Marke herum, Ernüchterung und Ratlosigkeit machen sich breit.

Wer könnte die Misere in diesen Tagen besser nachempfinden als ich. Auch ich habe erlebt, dass der Balken einer Grafik bei knapp über 20 Prozent stehen bleibt. So geschehen kurz nach der Wahl in der Autowerkstatt. Dort unterziehe ich meinen in die Jahre gekommenen Golf einem kostenlosen Fahrwerktest. Ein Debakel!

Beide Stoßdämpfer hinten sind so verschlissen, dass der Wert für die Bodenhaftung der Räder kaum mehr als 20 Prozent beträgt. Umgehend sehe ich mich den unangenehmen Fragen des Prüfers ausgesetzt: Was haben Sie denn da gemacht? Wie konnte es so weit kommen?

Ich räuspere mich, suche nach Erklärungen, verweise auf die lange und wechselvolle Geschichte des Wagens, der viele Schläge wegstecken musste. Gerade in letzter Zeit hatte ich noch versucht, Schlaglöcher sorgsam zu umfahren. Offenbar konnte ich aber machen, was ich wollte - es reichte nur noch für 20 Prozent. Und es wird weiter bergab gehen, wenn ich nicht den Mut zur Erneuerung aufbringe.

Der Prüfer zeigt mir das Ergebnis eines anderen Autos, bei dem nach langer Lebensdauer noch eine glatte 50 steht. Aber das war ja auch ein dicker Mercedes, halte ich dagegen. Und stelle fest, dass es zwischen Stoßdämpfern und Wahlergebnissen doch einen gravierenden Unterschied gibt. Autos verlieren die Bodenhaftung bei sinkender Prozentzahl. Politiker eher bei stetig steigender Prozentzahl.

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