Um 1.30 Uhr ist die Nacht vorbei

Charalambos Efthimiadis trägt den General-Anzeiger in drei Rheinbacher Bezirken aus. "Man muss vorsichtig zu Werke gehen, sonst klappert es, und die Leute werden geweckt."

Um 1.30 Uhr ist die Nacht vorbei
Foto: Wolfgang Henry

Rheinbach. Er steht auf, wenn andere schlafen gehen: Um 1.30 Uhr ist für Charalambos Efthimiadis die Nacht vorbei. Montags bis samstags stellt er den General-Anzeiger in Rheinbach zu, betreut drei Bezirke mit 269 Abonnenten. Dass er die Nacht zum Tag macht, stört ihn nicht. Nach einem schweren Unfall arbeitslos, freut er sich auf die Stunden am Morgen.

"Ich sehe das als Beitrag zur Gesundheit, komme an die frische Luft. Meistens bin ich mit dem Fahrrad unterwegs, nur bei sehr schlechtem Wetter mit dem Auto", berichtet der in Bonn geborene 42-Jährige mit griechischen Wurzeln. Da sein Name so kompliziert sei, nennen ihn alle nur "Efthi". Der Spitzname steht auch auf seiner Trainingsjacke.

Der verheiratete stolze Vater zweier Kinder ist aktiv bei Fortuna Bonn, wenn auch zurzeit verletzungsbedingt aufs Zusehen beschränkt. Er trainiert die B-Jugend des Vereins und hält sich rundum fit.

Bei den morgendlichen Wegen mit dem General-Anzeiger hat "Efthi" schon viel erlebt. Ursprünglich begleitete er seine Frau Ira beim Austragen, vor vier Jahren jedoch übernahm er ihre Bezirke komplett. Einer seiner Kunden sei schon etwas vergesslich und habe einige Male seine Schlüssel in der Tür stecken gelassen, erzählt der Bote. Er habe geklingelt und den Bund abgegeben.

Auch der Polizei gab er schon wichtige Hinweise, etwa bei Sachbeschädigungen - und als ein betrunkener Autofahrer gleich mehrere Fahrzeuge rammte sowie eine Hecke niederwalzte. Wenn der früher bei einem Paketdienst Beschäftigte in Urlaub ist, merken das die Leser gleich: "Ich habe so meine Tricks, wie ich die Zeitung falte, um sie in den Briefschlitz zu bekommen. Und ich weiß genau, wer den General-Anzeiger wohin haben will, der eine in den Kasten, der andere vor die Tür", erzählt Efthimiadis.

"Und man muss vorsichtig zu Werke gehen, sonst klappert es, und die Leute werden geweckt." Einmal, erinnert er sich, habe er ganz schlimmen Krach verursacht: "Da war der Briefkasten so lose, den habe ich mit der Samstagsausgabe aus der Wand gelöst, und er ist mit lautem Getöse auf den Boden geschlagen."

Die Kälte macht dem Rheinbacher wenig aus. Dennoch nimmt er gerne eine Tasse Tee von der Redaktion an. Er greift beherzt zu, trägt keine Handschuhe. "Sonst könnte ich die Zeitungen gar nicht richtig packen", erklärt Efthimiadis. Mütze und Schal braucht er auch nur, wenn es richtig bitterkalt ist. "Ich bewege mich ja. Und nicht langsam", sagt er - und ist schon wieder auf dem Weg zum nächsten Briefkasten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort