Überfall in Hennef: Räuber kommen mit Bewährung davon

Als die beiden jungen Männer auf der Anklagebank vor der Bonner Jugendstrafkammer das Urteil hören, sind sie fassungslos - vor Erleichterung.

Hennef/Bonn. Als die beiden jungen Männer auf der Anklagebank vor der Bonner Jugendstrafkammer das Urteil hören, sind sie fassungslos - vor Erleichterung.

Die beiden 20 und 22 Jahre alten Freunde, die am 30. April 2009 die Besitzerin eines Aquaristik-Ladens in Hennef überfielen, allerdings ohne Beute flüchten mussten, weil das 74-jährige Opfer sein Geld beherzt unter den Arm klemmte und weglief, kommen mit zwei Jahren auf Bewährung und Sozialstunden davon. Außerdem müssen sie sich um eine Ausbildung bemühen.

Die schwangere Freundin des 22-Jährigen und dessen Mutter im Zuschauerraum sind erkennbar genauso erleichtert wie die Freundin des 20-Jährigen, der nun nach vier Monaten in U-Haft wieder auf freien Fuß kommt.

Das hatte zu Prozessbeginn allerdings noch ganz anders ausgesehen, wie Kammervorsitzender Theo Dreser den beiden Angeklagten klar macht. Denn erstens war der Überfall auf die 74-jährige Ladenbesitzerin nicht die einzige Tat, die die beiden auf dem Kerbholz hatten: Der jüngere, dessen Leben von Anfang an davon gekennzeichnet war, dass ihn niemand so wollte, wie er war, saß nun unter anderem auch noch wegen des Überfalls auf einen Taxifahrer vor Gericht.

Der ältere, der schon einige Vorstrafen hat, musste sich überdies auch noch wegen mehrerer Diebstähle und Scheckkarten-Betrügereien verantworten. Dass sie nun trotzdem noch eine Chance erhalten, verdanken sie, so Richter Dreser vor allem der 74-Jährigen.

Denn die Frau, bei der sich der 22-Jährige nach der Tat mit einem großen Blumenstrauß entschuldigt hatte, bat das Gericht im Zeugenstand um Milde. "Sie können ihr noch zehn Blumensträuße schicken", sagt Richter Dreser.

Obwohl der 20-Jährige die Flucht der Frau noch mit zwei Schüssen aus der Schreckschusspistole begleitete und eine ebenfalls ältere Augenzeugin mit einem weiteren Schuss in Angst versetzte, befindet das Gericht auf Antrag der Staatsanwältin: Die beiden sollen noch eine allerletzte Chance haben. Zumal sie mittlerweile auch beide aus ihrem alten Umfeld heraus sind und neu beginnen wollen.

"Sie stehen an einem Scheideweg", mahnt der Richter. "Nutzen Sie jetzt diese Chance." Beide nicken heftig.

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