Tunnel mit Operationssaal bleibt unversehrt

Am Silberberg in Ahrweiler sind 200 Meter Regierungsbunker noch weitgehend heil

  Einblicke:  Zu sehen sind die ausgeräumte Röhre ...

Einblicke: Zu sehen sind die ausgeräumte Röhre ...

Foto: Vollrath

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der Weg endet an einem Metalltor im Wald, irgendwo hinter dem Haus Hohenzollern in Ahrweiler. Ein hoher Zaun umgibt das planierte Grundstück, das zusätzlich mit Stacheldrahtrollen gesichert ist. Hinter Buchen und Ahornbäumen, Efeu, Brombeeren und Gebüsch sieht man am Berg ein mächtiges Betonbauwerk. Der Ausgang Ost-Ost des ehemaligen Regierungsbunkers Marienthal könnte der Eingang zum Bunkermuseum werden ( der GA berichtete).

Drei Meter dick ist die Betonwand an der Stirnseite. "Raketen sollten daran zerschellen", erklärt Wolfgang Sieben, Referatsleiter beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und zuständig für den Rückbau des Bunkers. Nicht ganz. Denn die ersten 200 Meter der Röhre in Richtung Marienthal sollen im Originalzustand erhalten bleiben.

"Es ist der am höchsten gelegene Teil der gesamten Anlage, darum müssen wir hier nicht mit einem Wassereinbruch rechnen", erklärt Sieben. Entfernt würden lediglich Dinge, von denen eine Gefahr ausgehen könnte. Hinter dem hohen Metalltor am Bunkereingang führt der Gang mehrmals verwinkelt in den Berg. Ebenfalls eine Vorkehrung vor etwaigen Raketenangriffen.

Das einzige Fenster

Am Eingang war der Grenzschutz zur Bewachung stationiert. Etwas Licht fällt durch ein kleines Beobachtungsfenster aus Panzerglas, wohl das einzige Fenster im gesamten unterirdischen System, erklärt Sieben.

In den eigentlichen Bunker kommt man durch ein mächtiges Drucktor aus 1,40 Meter dickem Beton, der in einen Stahlrahmen gegossen ist. Je zwei Drucktore, die auf Schienen bewegt wurden, schützten einst alle Bunkereingänge. Der Mechanismus war so eingerichtet, dass immer eins der Tore verschlossen war, wenn das andere offen stand. Für Personen führt ein enger Gang im Winkel um den Mechanismus herum.

Dick mit Aluminium ummantelte Rohre ziehen sich an der Decke über dem Mittelgang entlang. Links ist der Dekontaminierungsbereich, in dem Personen, die draußen Berührung mit Schadstoffen hatten, sich entkleiden und duschen sollten. Die kleinen Räume, die sich rechts und links anschließen, waren Büros.

Die Bodenplatte bricht nach etwa 200 Metern plötzlich ab, auch die Zwischendecke. Der Blick fällt in die bereits ausgeräumte ovale Betonröhre, in der weit hinten das Licht eines Baufahrzeugs zu erkennen ist. Auf dem Boden lagern schon die Steine, mit denen die Röhre an der Stelle verschlossen werden soll.

Ein Bild auf der Stirnwand könnte künftigen Museums-Besuchern einen Eindruck vom einstigen Bauwerk vermitteln, stellt sich Sieben vor. Durch eine Seitentür könne man außerdem den Blick in die ausgeräumte Betonröhre ermöglichen.

Sie ist schaurig-schön und mehr als doppelt so hoch wie die Bunkergänge mit Unter- und Obergeschoss. Oben sind die Stockbetten aus den niedrigen Schlafräumen entfernt, die Waschräume verschlossen, damit nichts beschädigt wird. Im Untergeschoss führt ein Seitenstollen an einer der ehemaligen Sanitätszellen vorbei.

Von der Decke im Operationssaal baumelt noch eine einsame Lampe. Eine runde Klappe aus Edelstahl verschließt das Waschbecken für Operationsbestecke. Im Gang steht ein simpler Stuhl für Zahnbehandlungen neben einem einfachen Operationstisch und einigen Elektrowagen der Bunkerfeuerwehr.

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