Tankwart verzockt in drei Tagen 40 000 Euro im Casino

30-jähriger Bonner wegen Untreue verurteilt

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ein 30-jähriger Bonner geriet als Pächter einer Tankstelle in Bad Neuenahr-Ahrweiler in eine finanzielle Misere, bis er die täglichen Überweisungen an die verpachtende Mineralölfirma eines Tages gar nicht mehr leisten konnte.

Täglich wuchsen die finanziellen Verpflichtungen um mehrere tausend Euro, bis er sich schließlich einer Forderung von 120 000 Euro gegenübersah. In seiner Verzweiflung versuchte er im Spielcasino sein Glück und hoffte, die zuvor als Pächter verursachten Verluste wettmachen zu können.

Stattdessen verlor er an nur einem Wochenende weitere 40 000 Euro, so dass seine Existenz unter der erdrückenden Schuldenlast vollständig über ihm zusammenbrach. Wegen Untreue verurteilte das Ahrweiler Schöffengericht den 30-Jährigen am Donnerstag zu 16 Monaten Haft auf Bewährung. Außerdem verhängte das Gericht 150 Sozialstunden.

Nach 14 Monaten war für den Angeklagten der Traum als selbstständiger Tankstellenpächter ausgeträumt. Laut Vertrag war der Angeklagte verpflichtet, die Einnahmen aus dem Kraftstoffverkauf täglich auf ein eigens dafür vorgesehenes Konto zu überweisen. Doch irgendwann verlor der Mann, der über keinerlei Berufsausbildung verfügt, völlig den Überblick über sein Geschäft.

"Die Buchhaltung habe ich schließlich sträflich vernachlässigt", gab der 30-Jährige zu. Als keine Zahlungen mehr eingingen und eine sechsstellige Summe aufgelaufen war, legte er auf Druck der Mineralölfirma ein notarielles Schuldeingeständnis ab. Aus Verzweiflung verbrachte er ein komplettes Wochenende im Spielcasino. Doch Fortuna spielte nicht mit. In drei Tagen brachte er ein kleines Vermögen durch.

Die Mineralölfirma beantragte im September 2003 die Zwangsvollstreckung und ließ die fristlose Kündigung folgen. Durch Kontopfändungen und Wareneinzug reduzierten sich die Forderungen von 120 000 auf knapp 60 000 Euro. Diese Schulden drücken den 30-Jährigen, der mittlerweile ein privates Insolvenzverfahren angestrengt hat, bis heute.

Verteidiger Hanno Marquart gab zu bedenken, wie es angesichts der mangelnden Vorbildung seines Mandanten überhaupt zum Abschluss des Pachtvertrages hatte kommen können. "Vor diesem Hintergrund ist es ein Wunder, dass das überhaupt so lange hat gut gehen können", so der Verteidiger weiter.

Das sahen auch die Prozessbeteiligten so. Dennoch hätte sich der Angeklagte nicht von den Geldern, die er an die Firma hätte überweisen müssen, nicht bedienen dürfen, hieß es deutlich vom Gericht. Die Mineralölfirma wird auf den restlichen 60 000 Euro sitzenbleiben, denn bei dem insolventen Ex-Pächter wird auf Jahre hinaus nichts zu holen sein.

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