Swistttaler Bürgerinitiative engagiert sich gegen weiteres Bauland

Kontrovers diskutiert wird derzeit die Frage der Ausweisung neuer Baugebiete in Swisttal. Hintergrund ist die im Gemeindeentwicklungskonzept vorgeschlagene Ausweisung eines "Korridors" von 25 bis 45 Hektar neuen Wohnbaulands.

 Initiative sieht Überangebot an Wohnimmobilien, der Bürgermeister nicht

Initiative sieht Überangebot an Wohnimmobilien, der Bürgermeister nicht

Swisttal. Kontrovers diskutiert wird derzeit die Frage der Ausweisung neuer Baugebiete in Swisttal. Hintergrund ist die im Gemeindeentwicklungskonzept vorgeschlagene Ausweisung eines "Korridors" von 25 bis 45 Hektar neuen Wohnbaulands.

30 Hektar oder 300 000 Quadratmeter davon sind bereits ausgewiesen beziehungsweise "aufgrund vorhandener Baulücken und noch vorhandener Bebauungsplanflächen als belegt anzusehen", so Bürgermeister Eckhard Maack im Mitteilungsblatt der Gemeinde.

Es geht um die Ausweisung von weiteren 15 Hektar. Allerdings würde die reine Ausweisung zusätzlicher Fläche nicht automatisch auch die Entstehung eines neuen Baugebietes bedeuten, hebt der Bürgermeister hervor. "Dies ist abhängig von der Prioritätensetzung des Rates und der tatsächlichen Nachfrage nach Bauland in der Region", so Maack.

Die Bürgerinitiative "Wir für Swisttal" hingegen ist der Meinung, dass die bereits vorhandene neue Wohnbaufläche von 30 Hektar "mehr als genug" sei, noch nicht einmal dafür gebe es Bedarf, schreiben die Initiatoren in einem Flyer, den sie in Buschhoven, dann auch in Heimerzheim und Odendorf verteilt haben.

Unter der Überschrift "In Swisttal ist die Ausweisung von 300 000 Quadratmeter Bauland bereits heute beschlossen. Wir sind dagegen, dass im Flächennutzungsplan darüber hinausgehende Flächen als Bauland ausgewiesen werden", hat die Initiative zehn Argumente gegen eine zusätzliche Bebauung aufgelistet und nach eigenen Angaben rund 850 Unterschriften gesammelt.

Maack hat in einem Schreiben an die Ratsvertreter zu jedem Punkt Stellung genommen. Unter anderem vertritt die Initiative die Ansicht, dass es bereits heute "ein Überangebot an Wohnimmobilien" gebe und dass das Angebot wegen der demografischen Entwicklung in naher Zukunft "ganz unbestritten dramatisch steigen" werde.

Nach Meinung des Bürgermeisters hingegen gibt es ein solches Überangebot nicht. Zugrunde legt er die Berechnung künftiger Einwohnerzahlen sowie den prognostizierten steigenden Wohnflächenbedarf pro Person.

Die Initiative vertritt auch die Meinung, dass zum Erhalt und zur Entwicklung der Infrastruktur "unseres Ortes" - gemeint ist Buschhoven - das "Überangebot" ausreiche.

Zudem würden frei werdende Immobilien "massiv auf den Markt drängen" und junge Familien aufgrund der zunehmenden Überalterung der Swisttaler Bevölkerung vermehrt attraktive Wohnmöglichkeiten finden, dies wegen des Überangebotes auch zu attraktiven Preisen.

Der Bürgermeister zieht andere Schlüsse: "Zur Erhaltung der Infrastruktur in Buschhoven, Odendorf und Heimerzheim ist ein Nachfragebedarf notwendig. Dafür ist es erforderlich, nicht nur Bestandsimmobilien zur Verfügung zu stellen, sondern auch Land für den Neubau."

Darüber hinaus würden die vorhandenen Immobilien nicht oder nicht immer den Wünschen von jungen Familien und auch nicht mehr aktuellen energetischen Gesichtspunkten entsprechen.

Es sei weder eine "unkontrollierte Ausdehnung" in den Außenbereich noch eine Ausdehnung ins Naherholungsgebiet Am Noel beabsichtigt, und durch die "moderate Ausweisung" von Wohnbauland würden auch die Immobilienpreise in Swisttal nicht negativ beeinflusst. Dem Argument der Initiative, dass die Entwicklung von Neubaugebieten und deren Un

terhaltung die Gemeinde "enormes Geld" koste, hält Maack entgegen, dass die Gemeinde keine Kosten trage, weil sie die Entwicklung und Erschließung von Neubaugebieten durch Erschließungsverträge realisiere. Dem widerspricht der Sprecher der Initiative, Markus Tilgner.

Er habe selbst im November 2008 einen Erschließungsbeitragsbescheid von der Gemeinde für sein Haus in Buschhoven-Süd erhalten. Dazu Maack: Damals sei die Erschließung noch über die Gemeinde abgewickelt worden, jetzt übernähmen dies Projektentwickler.

Inzwischen hat sich eine weitere Gruppe von Bürgern um den Buschhovener Herbert Buhl zusammen gefunden, die sich gegen die Argumente der Initiative "Wir für Swisttal" wendet. Die Gruppe macht sich besonders Sorgen um ihren Ort Buschhoven, der bislang aufgrund seiner guten Infrastruktur mit Kindergärten, Grundschule, Ärzten und Einkaufsmöglichkeiten gut aufgestellt und attraktiv für Zuzug ist.

So betont die Gruppe, dass die bereits vorhandenen 30 Hektar Bauland für ganz Swisttal gelten. Nach ihrer Berechnung entfallen davon auf Buschhoven nur 0,5 Hektar. Nachfragen bei der Gemeinde ergaben demnach, dass es in Buschhoven nur noch 23 Baulücken von jeweils rund 400 Quadratmetern gibt, eine weitere aufgeführte sei bereits nicht mehr vorhanden.

Der größte Teil davon werde aus verschiedenen Gründen nicht bebaut, auch seien noch zu schaffende B-Pläne Kohlmann-Straße und Wolfsgasse mit insgesamt rund 10 000 Qudratmetern "wegen spezifischer Interessenlagen vermutlich auszuschließen".

Damit sei die Aussage der Bürgerinitiative nicht mehr haltbar, dass junge Familien genügend attraktive Wohnmöglichkeiten im Bestand finden. Herbert Buhl schließt weiter: Buschhoven brauche unbedingt neues Wohnbauland, um attraktiv für den Zuzug junger Familien zu sein.

Nur auf diese Weise sei die vorhandene Infrastruktur sicherzustellen: "Wenn nur noch Alte da sind und keine Kinder mehr dazu kommen, sind die Kindergärten in Frage gestellt und auch die Grundschule. Und wenn Buschhoven keine Grundschule mehr hat, dann fallen die Grundstückspreise erst recht."

Mögliches neues Bauland für Buschhoven sieht Buhl in Buschhoven-Süd im Anschluss an die Straßen Schießhecke und Rosenweg aufgrund der Einschränkung durch die B 56 auf der einen Seite Buschhovens und des Landschaftsschutzgebietes auf der anderen. Der Bürgermeister bestätigte die rein Möglichkeit einer Entwicklung in diesem Bereich.

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