Stephan Eisel steht in den Startlöchern für Berlin

Nach dem Rüttgers-Sieg steigen die Chancen des Bonners für den Bundestag und eine erneute Direktkandidatur

Bonn. Mit dem Wahlsieg von Jürgen Rüttgers in Düsseldorf steigen auch die Chancen eines Bonner CDU-Politikers, den viele schon gar nicht mehr richtig auf der Rechnung hatten: Stephan Eisel, Leiter der Hauptabteilung Politische Bildung bei der Konrad-Adenauer-Stiftung und bei der Bundestagswahl 2002 Direktkandidat der Bonner CDU.

Damals verlor er gegen den SPD-Mann Ulrich Kelber, erstmals büßte damit die CDU den als sicher geltenden Adenauer-Wahlkreis in Bonn ein. Doch Eisel ist inzwischen auf der CDU-Landesliste der nächste Nachrücker für den Bundestag. Sollte also noch ein CDU'ler aus NRW in Berlin ausscheiden, etwa um die neue Landesregierung unter Rüttgers zu verstärken, wäre der 49-jährige Eisel an der Reihe.

Das ist ziemlich wahrscheinlich. Und dann wäre eine erneute Kandidatur nur noch eine Formsache. "Ich habe mich noch nicht entschieden, aber ich denke angesichts von Bitten vieler Mitglieder ernsthaft darüber nach", sagt Eisel zur Frage der erneuten Kandidatur.

Auch Ratsherr Markus Schuck, der ebenfalls als Bundestagskandidat gehandelt wird, will sich noch nicht in die Karten schauen lassen. "Ich entscheide zu gegebener Zeit, ob ich antrete", sagt der 41-jährige Schuck.

Das Problem ist, dass die Ankündigung von Bundestags-Neuwahlen den Zeitplan gehörig durcheinander gewirbelt hat. So wird die Kandidaten-Nominierung im Bonner Bundestags-Wahlkreis vermutlich vor der Bildung des neuen Landeskabinetts stattfinden. Das heißt für Eisel: Er wird sich vermutlich unabhängig davon, ob er in den Bundestag nachrücken kann, entscheiden müssen, ob er noch einmal für den Wahlkreis kandidiert.

Einfacher haben es die anderen Parteien. Als sicher darf gelten, dass für die SPD wieder Ulrich Kelber antritt, auch wenn er am Montag sagte: "Ich muss erst mit den Parteigremien sprechen." FDP-Chef Werner Hümmrich kündigte schon an, erneut das "Zugpferd" Guido Westerwelle als Bonner Direktkandidaten vorschlagen zu wollen. Die Grünen wollen Ende Juni einen Kandidaten nominieren.

Für die Parteien ist es nach Kommunalwahl, Europa- und nun Landtagswahl ein Kraftakt, erneut einen Wahlkampf zu führen. "Eine Herkules-Aufgabe, die Mitglieder wieder zu motivieren", sieht FDP-Chef Hümmrich, während CDU-Vorsitzender Axel Voss konstatiert: "Wir haben keine Ermüdungserscheinungen, weil wir Rückenwind haben."

Die Wahlkämpfe zu finanzieren, ist für die meisten Parteien kein Problem. Grünen-Chefin Beate Bänsch-Baltruschat sagte, ihre Partei habe Rücklagen geschaffen: "Wir sparen immer an für eine Wahl." SPD-Chef Kelber findet es zweitrangig, ob man das Geld dieses oder erst nächstes Jahr für den Wahlkampf ausgebe. Voss und Hümmrich setzen stark auf Spenden der Mitglieder. Hümmrich: "Denn ich schätze, dass uns die Bundestagswahl um die 30 000 Euro kosten wird." Kelber rechnet damit, dass der Wahlkampf durch die kurze Dauer eher preiswerter als 50 000 Euro werden wird.

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