Stadtdechant zeigt Talent als Schauspieler

Zum 850. Geburtstag des Bonner Münsters veranstaltet die Gemeinde ein Bürgerfest mit Auftritten von Seltenheitswert

  Münsterpfarrer  und Stadtdechant Wilfried Schumacher als Kurfürst Clemens August mit Darstellerin Gisela Luginsland.

Münsterpfarrer und Stadtdechant Wilfried Schumacher als Kurfürst Clemens August mit Darstellerin Gisela Luginsland.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Mit den Bonner Bürgern wollte die Münstergemeinde den 850. Geburtstag ihrer Basilika feiern. Für Samstag hatte man sich daher etwas Besonderes ausgedacht - ein Bürgerfest, bei dem für alle etwas dabei sein sollte. Die Idee: Man teilte sich gemeinsam mit der zeitgleichen Veranstaltung "Beethoven Open" die Bühne auf dem Münsterplatz.

Der erste Höhepunkt war zweifellos der historisch-musikalischen Gang durch die Jahrhunderte. Nicht nur, dass verschiedene Bonner Musikgruppen ihren Teil zu dem aufwändigen Programm beisteuerten und das Buccina-Ensemble mit mittelalterlicher Musik und Fanfaren das Geburtstagsspektakel eröffnete. Wer genau hinsah, entdeckte auch: Es steckten bekannte Personen in den Kostümen.

"Ich rufe in Euch unsere Geschichte wach", begrüßte "Cesarius, der Mönch von Heisterbach" (Georg Dreher) die vielen Zuschauer. Einzelne Spielszenen erläuterten die Geschichte des Münsters, dazu gab es die passenden Gesänge von "BonnSonata", dem Frauenchor des Rheinischen Kinder- und Jugendchores Bonn unter der Leitung von Münsterkantor Markus Karas.

Spaß hatten die Zuschauer besonders an Stadtdechant Wilfried Schumacher, der in die verschiedensten Verkleidungen und Rollen schlüpfte. Als Münsterbauherr Gerhard von Are erklärte er einer Touristin, dargestellt von Gisela Luginsland, die Historie der Kirche. Das Ensemble für alte Musik "Florilegium" spielte mit Original-Instrumenten wie Rauschpfeife und Krummhorn spanische und französische Instrumentalmusik des 12. und 14. Jahrhunderts.

Schnell reiste man durch die Geschichte, erinnerte an die Pest und die "Judenschlacht" 1394, an die Reformation und die Hexenverfolgung. Auch Geschehnisse der neueren Zeit blieben nicht unberücksichtigt. In bestem Bönnsch berichtete Schumacher von der Gründung der Kolpingsfamilie, von der ersten Brauerei in Bonn und dem Papstbesuch im Jahr 1980.

Später schwärmte er als Cheffahrer der Kanzler der Bonner Republik von den glamourösen Besuchen des Schah von Persien und der Queen. Auch musikalisch schloss sich der Kreis. "I feel pretty" aus der "West-Side-Story" und einige Gospel-Songs holten die Zuhörer wieder zurück in die Gegenwart.

Wer noch nicht genug hatte, konnte nach einer kleinen Verschnaufpause in der herrlich kühlen, mit vielen kleinen Kerzen festlich beleuchteten, Münsterbasilika Platz nehmen und die "Liturgische Nacht" genießen. Nach dem Auftritt der "Bonn English Voices" erzeugte Damiano Nöthen "Klangräume" mit Didgeridoo und Gong. Der Münsterchor unter Leitung von Karas, der an diesem Tag nicht zur Ruhe kam, sang Werke für Chor a capella zum Osterfestkreis und Marienmonat Mai.

Im Anschluss daran eine sehr experimentelle Vorstellung: Karin Hempel-Soos trug Texte vor, die sich im weitesten Sinne mit dem ausgewählten Motto "Lebendige Steine" beschäftigten. Auch danach, bei "Tausend Jahre wie ein Tag", ging es um lebendige Geschichte des größten Bonner Gotteshauses.

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