Stadtbahn 66 ist auch attraktiv für Freizeitpendler

Vereinbarung mit der SSB soll Qualitätsstandards verbindlich festlegen - Probefahrt am Dienstag von Siegburg nach Bonn und zurück - SSB-Geschäftsführer Hermann Zemlin referiert zu geplanten Verbesserungen

Stadtbahn 66 ist auch attraktiv für Freizeitpendler
Foto: Axel Vogel

Rhein-Sieg-Kreis. Die Stadtbahnlinie 66 zwischen Siegburg und Bonn hat eine übergeordnete Bedeutung für die Region. Darin sind sich Politiker und Fachleute einig. Denn sie erschließt die Großstädte Frankfurt und Köln über den ICE-Bahnhof in der Kreisstadt von und nach Bonn.

Das belegen auch unabhängige Studien der Universität Bonn. Zuletzt hatte das dortige Geografische Institut in einer Fahrgastbefragung am ICE-Halt festgestellt, dass die Schnellbahnverbindung insbesondere zwischen der Kreisstadt und dem Flughafen Frankfurt stark steigende Kundenzahlen hat.

Parallel halten immer mehr Intercity-Express hier. Deshalb wird bereits seit längerem darüber diskutiert, wie die Zubringerlinie 66 verbessert werden kann. Taktverdichtung, Pünktlichkeit und Sauberkeit sollen die Verbindung aufwerten. Das alles soll nun in den kommenden Wochen in Form einer schriftlichen Vereinbarung zwischen der betriebsführenden SSB (Elektrische Bahnen der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises) und den beiden Gesellschaftern, Kreis und Bundesstadt, fixiert werden.

Die wichtigsten Punkte: Die bereits jetzt praktizierte Verlustaufteilung des Defizits von 56 Prozent Rhein-Sieg-Kreis und 44 Prozent Stadt Bonn soll verbindlich festgelegt werden, um Planungssicherheit zu geben. Außerdem soll die SSB zur Einhaltung bestimmter Qualitätskriterien (Pünktlichkeit, Schnelligkeit, Anschlusssicherung, Platzangebot, Personal, Sauberkeit und Fahrzeugausstattung) verpflichtet werden.

Im Klartext: Stimmt die Sauberkeit nicht oder gibt es Verspätungen, dann droht eine Konventionalstrafe. Denn vielfach wird die Linie 66 von Geschäftsleuten genutzt, die von oder nach Bonn kommen und auf eine verlässliche Anbindung angewiesen sind.

Ebenfalls Bestandteil der Vereinbarung soll die Taktverdichtung sein, die auf Beschluss der Bonner Politiker in den vergangenen anderthalb Jahren probeweise eingeführt worden war. Es ging in erster Linie um den 15-Minuten-Takt werktags zwischen 21 und 22.30 Uhr, samstags zwischen 16.30 und 22.30 Uhr und sonntags zwischen 11 und 22.30 Uhr. Die jährlichen Mehrkosten belaufen sich auf 322 000 Euro pro Jahr.

Fahrgastzählungen im Mai und November 2004 und im Februar 2006 hatten ergeben, dass nach der Taktverdichtung die Kundenzahlen deutlich zugenommen haben. Dabei fiel die Steigerung am Sonntag mit 29,5 Prozent besonders deutlich aus. Die Kreisverwaltung sieht dies als Indiz, dass die Linie 66 nicht nur für Berufspendler an Bedeutung gewinnt, sondern auch im Freizeitverkehr an Attraktivität gewonnen hat. Positiv schlägt außerdem eine kürzere Fahrzeit zwischen Siegburg und Bonn und eine Pünktlichkeitsquote am Wochenende von 97,5 Prozent zu Buche.

Da aber mit dem "ICE-Boom" auch der Autoverkehr und der Parkdruck in Siegburg zugenommen haben, sollen jetzt noch mehr Menschen als Stadtbahn-Fahrgäste gewonnen werden. "Jede Verbesserung im Öffentlichen Nahverkehr stärkt die Standortqualität der Region", schreibt denn auch die Kreisverwaltung in ihrer Vorlage für den Planungs- und Verkehrsausschuss des Kreistages, dessen Mitglieder kommenden Dienstag über die Zukunft der Linie 66 beraten.

Vorab gibt es eine Probefahrt von Siegburg nach Bonn und zurück, während der SSB- und Stadtwerke-Geschäftsführer Hermann Zemlin über weitere Verbesserungen berichten wird. Die vertragliche Vereinbarung wäre ein erster Schritt dazu.

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