Flüchtlinge in der Region Stadt Niederkassel baut Holzhäuser für Flüchtlinge

NIEDERKASSEL · Nichts hätte die gegenwärtige Lage besser aufzeigen können. Niederkassels Bürgermeister Stephan Vehreschild hatte gerade noch von 495 Flüchtlingen gesprochen, die zurzeit in der Stadt leben - da fuhr schon der nächste Bus mit weiteren Menschen am Rathaus vor.

 Notunterkunft: Im September wurde die Dreifachturnhalle im Niederkasseler Schulzentrum eingerichtet. Dort leben 135 Menschen.

Notunterkunft: Im September wurde die Dreifachturnhalle im Niederkasseler Schulzentrum eingerichtet. Dort leben 135 Menschen.

Foto: Welt

Vehreschild stellte bei einem Pressegespräch die Unterbringungssituation in seiner Stadt vor. So sind gegenwärtig 135 Personen in der Dreifachturnhalle untergebracht, die im Rahmen eines Amtshilfeersuchens der Landesregierung zur Notunterkunft umfunktioniert wurde. Für 37 Personen gibt es laut Vehreschild aktuell eine Duldung, bei sechs Asylbewerbern ist das Antragsverfahren noch nicht abgeschlossen.

170 Flüchtlinge kommen aus sogenannten sicheren Herkunftsländern wie Albanien, Serbien, Kosovo oder Mazedonien. Nach dem Königsteiner Verteilerschlüssel müsse Niederkassel noch mit einer Zuweisung von bis zu 43 Personen rechnen, so der Bürgermeister. Doch auch dieser Schlüssel sei angesichts der wachsenden Flüchtlingsströme dynamisch zu sehen.

Es habe bislang keine negativen Erfahrungen in der Notunterkunft gegeben, stellte Vehreschild fest - allenfalls Meinungsverschiedenheiten, "aber keine ernsthaften Auseinandersetzungen". In der Sporthalle leben ausschließlich Syrer und Iraker muslimischen Glaubens.

Die Holzhäuser, die weitere 46 Menschen beherbergen können, sollen ab kommendem Montag errichtet werden. Eines an der Markusstraße, ein weiteres später an der Ecke Waldstraße/Hauptstraße. Insgesamt 20 Immobilien zur Flüchtlingsunterbringung habe die Stadt bisher gemietet oder erworben, so Vehreschild. Die Stadt bemühe sich, den sozialen Wohnungsbau in den Neubaugebieten voranzutreiben, allerdings nur um sechs bis zehn Wohneinheiten je Wohngebiet, um einer Ghettobildung vorzubeugen.

Die Unterbringungs- und Betreuungsaufgaben binde bei der Stadt viel Personal. Das komplette Sozialamt sei derzeit mit der Flüchtlingsproblematik beschäftigt; das Team soll um eine Stelle verstärkt werden. Unverzichtbar sei die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer im Arbeitskreis für Flüchtlingshilfe. Ob Sprachkurse, Begleitdienste, Arztsuche oder Eröffnung eines Kontos: Die Stadtverwaltung könne all das nicht ohne diese Hilfe leisten.

Mit Blick in die Zukunft sagte Vehreschild: "Ich bin überzeugt dass wir es schaffen, aber wir brauchen größeren Handlungsspielraum." Die Stadt müsse auch einmal Nein sagen können oder die Aufnahme von Flüchtlingen um zwei Wochen verschieben können. Wo die Aufnahmegrenze liege, sei schwer zu sagen. Etwas Positives: "Die Finanzausstattung wurde deutlich angepasst, möglicherweise können die Kommunen 2016 schon kostendeckend arbeiten", sagte Vehreschild.

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