Sommerberufe: "Das Wetter spielt keine Rolle mehr"

Franz Schmitz gehört zu einer traditionellen Schifferfamilie und ist stolz auf die moderne "Theresia"

Sommerberufe: "Das Wetter spielt keine Rolle mehr"
Foto: Holger Handt

Königswinter. Kapitän Franz Schmitz hat im Sommer Hochsaison. Der Königswinterer steht auf der Kommandobrücke seines Personenschiffes "Theresia" oder steuert die "Rheinfels". Mit ihm sprach Roswitha Oschmann.

GA: Haben Sie den schönsten Arbeitsplatz der Welt?

Franz Schmitz: Der Rhein ist das Schönste. Das Panorama der 15 Kilometer von Königswinter bis Linz ist einfach toll.

GA: Macht es eigentlich Spaß, bei Hitze oder Schwüle an Bord zu gehen?

Schmitz: Kein Problem. Wir haben auf den modernen Schiffen Klimaanlagen und können die Salons runterkühlen.

Zur PersonDie Familie von Franz Schmitz (57) hat seit rund 300 Jahren mit Schiffen und dem Rhein zu tun. Der Königswinterer übernahm die Personenschifffahrt seines Onkels Willi Schmitz (88) im Jahr 1981. Zuvor erlernte er den Beruf eines Kraftfahrzeugmechanikers, um den Umgang mit Motoren zu lernen. Dann heuerte er bei der Esso-Tankschiffreedereiei als Schiffsjunge an, bis er das "Ruder" übernahm, ausgestattet mit dem Kapitänspatent. Sohn Dirk (31) ist auch Kapitän und ebenso mit an Bord wie Ehefrau Anna-Maria.

GA: Aber nicht nur technisch hat sich auf den Fahrgastschiffen einiges verändert?

Schmitz: Das fängt bei der Fahrtroute an. Die übliche Inselrundfahrt von einer Stunde ist nicht mehr so gefragt. Die Gäste wollen etwas länger auf dem Schiff bleiben. Sehr beliebt ist das Paket "So ein Tag" mit Schifffahrt bis Erpel und zurück, Mittagessen im Hotel Loreley und Drachenfelsbahnfahrt.

GA: Sie sind auch ein bisschen Reiseführer?

Schmitz: Die Passagiere wollen wissen, welche Orte und Sehenswürdigkeiten sie gerade passieren, Drachenfels, Insel Nonnenwerth, Unkel, Erpel mit den Pfeilern der Brücke von Remagen. Wenn ich dann über Lautsprecher das Schloss von Thomas Gottschalk ankündige, folgt meist ein Ah und Oh.

GA: Seit wann stehen Sie am Steuerrad?

Schmitz: Hier seit 1981. Mein Onkel hatte mich als Nachfolger auserkoren. Deshalb habe ich eine Kraftfahrzeugmechanikerlehre gemacht, um Kenntnisse über Motoren zu erlangen. Darauf bin ich für acht Jahre zur Esso-Tankschiffreederei und war zwischen Rotterdam und Basel unterwegs.

Als Schiffsjunge habe ich angefangen. Später war ich Steuermann, denn ich habe mein Kapitänspatent abgelegt für den ganzen Rhein vom offenen Meer bis Basel. Das haben die wenigsten Kapitäne der Fahrgastschifffahrt. Ich war auch bei der Bundesmarine auf einem Minensucher.

GA: Dann sind Sie wirklich mit allen Wassern gewaschen.

Schmitz: Ich möchte nichts davon missen. Auch wenn man auf solch einem Tanker wochenlang nicht von Bord kam, alles selbst machen musste vom Waschen bis zum Essenkochen. Als meine heutige Frau Anna-Maria in die Crew kam, hatte ich es leichter.

GA: Sie ist auch jetzt mit dabei!

Schmitz: Sie wirkt im Service mit. Auch mein Sohn Dirk ist im Einsatz. Er hat auch das Rheinschifferpatent und ist ausgebildeter Schiffsbauer.

GA: Dürfen Sie als Kapitän eine Trauung auf Ihrem Schiff vollziehen?

Schmitz: Das darf ein Kapitän nur auf hoher See. Aber hier kommt der Standesbeamte auf Wunsch an Bord. Jetzt hatten wir sogar eine kirchliche Trauung im Salon.

GA: Wie lange reicht die Tradition der Familie Schmitz zurück?

Schmitz: Mit Holznachen hat es um 1700 angefangen. Das erste Boot mit Motor wurde 1890 angeschafft. Aus meinem Geburtsjahr 1952 ist die "Rheinfels". Das ist eines der letzten Bötchen, das noch im Betrieb ist. Wir haben Stammkunden, die wollen unbedingt mit der "Rheinfels" fahren. Da sind sie näher am Wasser, sie hören den Motor, es schaukelt mehr.

GA: Und die "Theresia"? Ihre Kommandozentrale sieht aus wie eine Mischung aus Cockpit und Managerbüro.

Schmitz: Dieses Fahrgastschiff für 250 Personen habe ich 1997 nach meinen Bedürfnissen auf der Luxwerft in Mondorf bauen lassen. Es hat 600 PS und ist mit Autopilot ausgerüstet. Es hat einen Schottel-Ruder-Propeller, mit dem sich die ganze Schiffsschraube endlos drehen lässt, so dass das Schiff sehr gut zu manövrieren ist. Ich bin hier online.

Bei schlechtem Wetter kann ich die Seiten auf dem Oberdeck zuschieben. Rundum ist Doppelverglasung. Das Schiff hat Zentralheizung. Das Wetter spielt keine Rolle mehr.

GA: So dass die Saison verlängert werden kann?

Schmitz: Früher reichte die von Ostern bis zum Winzerfest. Heute haben wir auch danach Fahrten. Im Januar und Februar ist Ruhe. Dann stehen Pflegearbeiten an.

GA: Warum der Name "Theresia"?

Schmitz: Das ist Tradition. Ich wollte auch meinem Onkel eine Freude machen. Wir hatten eine "Theresia", die im Krieg beschlagnahmt worden war. In Köln wurde das Schiff zur Benebelung der Brücken bei Bombardierungen eingesetzt und dabei versenkt. Mein Onkel hat es heben lassen und wieder aufgebaut.

GA: Wie unterscheiden sich die Ausflugsfahrten von denen früher?

Schmitz: Früher war mehr Rabaukentum, wenn an den Wochenenden die Clubs kamen. Die schlossen gern Wetten ab und sprangen über Bord. Ich durfte sie dann wieder rausfischen.

GA: Und wo machen Sie Urlaub?

Schmitz: Wo Wasser ist. Und wenn es Schifffahrt gibt, gehen wir an Bord. Nur eine Kreuzfahrt käme nicht infrage.

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