So gesehen: Nackte Säule

Der Anblick, den seine Erfindung zurzeit an der Heimerzheimer Bachstraße bietet, würde Ernst Litfaß ganz und gar nicht erfreuen. Aber der Berliner Drucker ist ja auch schon lange tot. An der nach ihm benannten Säule haben sich die aufgeklebten Plakate gelöst oder wurden abgerissen.

So gesehen: Nackte Säule
Foto: Roland Kohls

Jetzt ist statt bunter Konzertankündigungen nur noch grauer Beton zu sehen. Die Idee, Plakatsäulen aufzustellen, entstand etwa 1850, um der Wildplakatierung entgegenzuwirken. Die Stadt Berlin erteilte Ernst Litfaß 1854 ein bis 1865 gültiges Monopol für die Aufstellung seiner Säulen.

Allerdings unter der Auflage, auch die neuesten Nachrichten zu publizieren. Im Jahre 1855 wurden die ersten 100 Litfaßsäulen in Berlin aufgestellt. Behörden und Geschäftsinhaber erkannten schnell die Vorteile des neuen Werbemediums: Von staatlicher Seite war eine vorherige Zensur der Inhalte möglich.

Werbekunden konnten sich darauf verlassen, dass ihre Plakate für die gemietete Zeit ohne Überklebungen zu sehen sein würden. Während der Kriegsjahre 1870/71 wurden auf den Säulen die ersten Kriegsdepeschen veröffentlicht. Heute existieren in Deutschland noch etwa 50 000 Litfaßsäulen.

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