Keine erneute Kandidatur Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn hört auf

Siegburg · Seit 14 Jahren ist Franz Huhn Bürgermeister in Siegburg. Doch bald ist Schluss: Das Stadtoberhaupt (CDU) hat am Montag angekündigt, nicht erneut antreten zu wollen.

Seine Entscheidung ist wohl bedacht, zunächst im Familienkreis, dann im Kreis seiner politischen Begleiter besprochen – und sie steht: Franz Huhn wird bei der Kommunalwahl 2020 nicht mehr als Bürgermeisterkandidat antreten. Das teilte der 67-Jährige am Montagvormittag mit. Damit bleiben der Siegburger CDU nun knapp zwei Jahre, um einen Kandidaten für das Bürgermeisteramt zu suchen, das Huhn seit 2004 innehat. Er selbst sieht die Zukunft mit seinen beiden Stellvertretern aus der eigenen Partei, Susanne Haase-Mühlbauer und Lars Nottelmann, gut vorbereitet. Beide teilten gestern auf GA-Anfrage mit, dass die Nachfolge nun in Ruhe innerparteilich beraten werde.

Kurz vor seinem Geburtstag Anfang November hat Huhn sich konkret Gedanken über seine persönliche Zukunft gemacht. „Ich bin jetzt im dritten und letzten Drittel meiner Lebenszeit“, sagt Siegburgs Stadtoberhaupt. Und diese Zeit wolle er nutzen, um neue und andere Lebenspläne fern der Politik zu verwirklichen – mit seiner Frau Conny, die seit Sommer im Ruhestand ist, und seinen bald drei Enkelkindern. Politisch sieht er alle ihm wichtigen Projekte abgeschlossen oder angestoßen. „Schulen und Kindergärten sind auf einem guten Weg, die dezentrale Lösung für die Einkaufsstadt ist mit dem Goldbergareal vor der Vollendung und auch die Entscheidung für das Rathaus steht bevor“, so Huhn. Die Stadt habe die Flüchtlingskrise gemeistert, mit dem Katholisch-Sozialen Institut sei geistiges Leben auf dem Michaelsberg gesichert und die Stadt habe die Finanzkrise überstanden, zählt er weiter auf.

„Ich weiß sehr wohl, zu welchem Preis wir den Haushaltsausgleich schaffen“, räumt der Bürgermeister ein. Steht aber nach wie vor zur umstrittenen Erhöhung der Grundsteuer B, die 2015 für großen Bürgerprotest sorgte und schließlich in einem Abwahlbegehren gegen Huhn gipfelte. Das Begehren scheiterte und der Bürgermeister blieb im Amt, das er auch in den kommenden knapp zwei Jahren weiterhin „mit Elan, Begeisterung und voller Tatendrang“ mit Leben füllen will.

In der Partei müsse nun ein Nachdenkprozess beginnen

Dass Huhn nun den Entschluss gefasst habe, 2020 nicht mehr anzutreten, sei mit größtem Respekt anzunehmen, sagt die CDU-Vorsitzende Anna Diegeler-Mai. Die Siegburger CDU werde nun in ihren Gremien in Ruhe darüber beraten, welche Folgerungen daraus zu ziehen seien.

„Respekt, Verständnis, Bedauern und auch Dankbarkeit“, mit diesen Worten umschreibt Siegburgs CDU-Fraktionschef Jürgen Becker, was er empfand, als Franz Huhn ihn vor ein paar Wochen in seine Pläne einweihte. „Wir müssen uns nun erst einmal an den Gedanken gewöhnen, dass wir ohne ihn auskommen müssen“, so Becker. Am Wochenende habe Huhn seine Parteikollegen während der CDU-Klausurtagung über seinen Schritt informiert. „Das hat alle sehr überrascht, weil es so nicht zu erwarten war“, sagt Becker. In der Partei müsse nun bei allen Beteiligten ein Nachdenkprozess beginnen: „Jeder muss sich prüfen, ob er oder sie als Nachfolger zur Verfügung steht.“

Huhn sieht sein Werk noch nicht vollendet

Huhn selbst führt seine beiden Vize-Bürgermeister aus CDU-Reihen als potenzielle Nachfolger an. „Ich möchte mir das zusammen mit meiner Familie gut überlegen“, sagte Susanne Haase-Mühlbauer. Seit 2005 ist sie in Siegburg für die CDU politisch aktiv, leitet seither den Kulturbeirat und ist seit 2009 Vize-Bürgermeisterin. „Damals war ich mit meinem fünften Kind schwanger“, so die 51-Jährige. Jetzt seien die Kinder zwischen acht und 17 Jahre alt. Überrascht zeigte sich auch Lars Nottelmann. „Für mich endet damit eine Ära, da ich Politik nur mit Franz Huhn kenne“, sagt der 41-Jährige, der seit acht Jahren politisch aktiv ist. Ob er ihm im Amt folgen möchte, müsse er sich reichlich überlegen. Ausschließen möchte der Steuerberater es aber auch nicht. „Ich ziehe meinen Hut vor der Entscheidung von Franz Huhn und vor seinem Werk“, so Nottelmann.

Das sieht der Bürgermeister noch nicht vollendet. „Ich bin zuversichtlich, dass in den kommenden zwei Jahren noch so manches Projekt angefangen oder auch vollendet wird“, sagt er. Wohnformen des Alters und das Bewahren der Umwelt sieht er etwa als große Themen der Zukunft an. Persönlich freut er sich ab 2020 auf mehr Zeit mit seinen Enkelkindern, auf Urlaube, aufs Faulenzen, Walken, Lesen und Radfahren – und auf ein Leben fern der Politik.

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