Appell an Köln und Bonn Siegburgs Bürgermeister fordert Verbot von Feuerwerk

Siegburg · Städte sollen nach Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn künftig bei Veranstaltungen wie Rhein in Flammen, Kölner Lichter oder Pützchens Markt auf Feuerwerke verzichten. Sie seien ein "Vergiften der Luft" und nicht mehr zeitgemäß.

Pützchens Markt ohne Abschlussfeuerwerk? Rhein in Flammen ohne Bengalisches Feuer? Kölner Lichter ohne pyrotechnisches Spektakel? Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn meint, in Zeiten des Klimawandels muss das sein und hat vor seinem Urlaub Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker angeschrieben und sie gebeten, künftig bei Veranstaltungen wie Rhein in Flammen und Kölner Lichter auf Feuerwerke zu verzichten. Siegburg selbst hat bereits eine Konsequenz gezogen: Zum Abschluss des Stadtfestes gibt es ab sofort kein Feuerwerk mehr. Eine Entscheidung, die in der Kreisstadt unstrittig aufgenommen wurde. Diese Konsequenz fordert Huhn nun auch von seinen Amtskollegen in Bonn und Köln.

Und er geht noch einen Schritt weiter. In einem offenen Brief forderte Huhn am Dienstag Bundesinnenminister Horst Seehofer auf, sich dafür einzusetzen, dass Städte die Legitimation erhalten, Feuerwerke aus Umwelt- und Klimaschutzgründen zu verbieten, und diese in die Erste Sprengstoffverordnung aufgenommen werden. Das Sprengstoffgesetz regelt unter anderem den zivilen Umgang und den Verkehr mit explosionsgefährlichen Stoffen und Sprengzubehör in Deutschland.

In seinem Schreiben erinnert Huhn seinen Kollegen Sridharan daran, dass die Bundesstadt den Klimanotstand ausgerufen hat. Außerdem würde der Bonner OB als Präsident des weltweiten Städtenetzwerkes zur Nachhaltigkeit ICLEI immer dafür werben, „das Thema auf lokaler Ebene mit Nachdruck zu verfolgen. Das Motto heiße weiterhin: „Global denken, lokal handeln.“ Die Ausrufung des Klimanotstandes für Bonn sei ein symbolischer Akt in diesem Sinn, dem jetzt Taten folgen müssten. Ähnlich argumentierte Huhn gegenüber Reker: Die Kölner OB betone stets, dass sich die Stadt Köln ihrer Verantwortung sehr bewusst sei und die Bedeutung des weltweiten Engagements zahlreicher Klimaschutzinitiativen anerkenne. Huhn: „Politik, egal auf welcher Ebene, darf sich nicht auf symbolische Akte beschränken.“

Koalition stört sich an "Notstand"-Begriff

Der Bonner und Kölner Stadtrat hatten Anfang Juli den Klimanotstand ausgerufen. Huhn selbst ließ in seinem Rat im Übrigen nicht darüber abstimmen. Wie berichtet, beschloss das Gremium stattdessen auf Antrag von CDU und FDP, dass die Stadt unter dem Titel „Siegburg Klimaschutz aktiv“ ihre bisherigen Aktivitäten zum Schutz des Klimas, Projektpläne und weitere Schritte intensiviert – gegen die Stimmen von SPD, Grünen und Linke. Es war der Begriff „Notstand“, an dem sich in Siegburg zumindest die Koalition aus CDU und FDP störte.

Grundsätzlich sieht indes auch Huhn in der Ausrufung des Klimanotstandes den „verständlichen und an sich nachvollziehbaren Versuch, die drängenden Fragen und Probleme des nicht mehr zu leugnenden Klimawandels ins öffentliche Bewusstsein zu heben“, schreibt er seinen Amtskollegen.

Bislang haben die ihm noch nicht geantwortet, erklärte Huhn am Dienstag auf Nachfrage. „Mit geht es vor allem darum, eine Diskussion anzustoßen.“ Das scheint gelungen: „Die Stadt Bonn wird in dieser Sache Gespräche mit den Veranstaltern in der Region führen“, sagte Bonns Stadtsprecherin Monika Hörig auf Anfrage knapp.

Überrascht über den Vorstoß zeigte sich Peter Barth, Sprecher der Schausteller auf Pützchens Markt. „Wenn sich Leute damit profilieren wollen, kann man nichts machen“, sagte er im GA-Gespräch. Diese neun Minuten Feuerwerk seien doch „kein Teufelswerk“. Andererseits habe er durchaus Verständnis dafür, wenn nun gefordert werde, dass Worten auch Taten folgen müssten. „Köln und Bonn haben nun mal den Klimanotstand ausgerufen. Dass solche Forderungen irgendwann im Raum stehen, hätte ich mir eigentlich denken können. Dennoch geht damit eine Tradition kaputt“, sagte er. Und: Wenn das Abschlussfeuerwerk verboten würde, dann könne die Stadt auch den fünften Jahrmarktstag komplett streichen. „Der Dienstag dümpelt ja tagsüber nur so dahin. Nur das Feuerwerk am Abend zieht nochmals Besucherströme an“, so Barth. „Aus wirtschaftlichen Gründen würden die Schausteller dann auf den letzten Pützchens-Markt-Tag verzichten wollen.“

Stadt Bonn würde 100.000 Euro verpassen

Damit gingen dann aber der Stadt Bonn auch an die 100.000 Euro an Gebühren durch die Lappen. Er selber würde bei einem Feuerwerksverbot an Rhein in Flammen umdenken, sagte Jürgen Harder, der für die Landvermarktung und das Livemusikprogramm auf den drei Bühnen zuständig ist. So etwas wie die Klangwellen oder Lasershows seien durchaus denkbar, so Harder. Aber: „Man darf eine Tradition doch nicht sterben lassen.“ Für das Feuerwerk selbst ist die Tourismus & Congress GmbH zuständig, die auch Geld mit den Schiffstouren verdient. Ohne Feuerwerk und Bengalfeuer an den Rheinufern zwischen Linz und Bonn fiele die Attraktion der Schiffstouren weg. Eine Stellungnahme von T&C-Geschäftsführer Udo Schäfer und der Stadt Köln war am Dienstag nicht zu bekommen.

Für Huhn indes steht fest, dass Feuerwerke die Umwelt belasten. Bei ihrem Abbrennen entstünden Kohlendioxid, Schwefeldioxid sowie Ruß, der als Feinstaub in der Luft bleibe und die Umwelt belaste. Die lauten Explosionen versetzten zudem Tiere in Todesangst und Panik. „Letztendlich sind Feuerwerke ein Vergiften der Luft, das nicht mehr zeitgemäß ist“, sagt Huhn. Im vergangenen August hat Siegburg mit Blick auf die Trockenheit auf das vorbereitete Feuerwerk zum Abschluss des Siegburger Stadtfestes verzichtet. Auch künftig soll es keines mehr geben – und die Stadt geht noch weiter: „Wir appellieren auch an alle Vereine, ihre Feste nicht mehr mit Feuerwerken zu beenden, auch mit Blick auf Silvester.“

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