So gesehen Wichteln mit Schrott

Siegburg · Wer hat nicht schon mal verlegen ins Regal gegriffen und im eigenen Bestand nach einem wieder-verschenkbaren Geschenk geschaut. Eine Kerze, die nie so richtig zur eigenen Wohnung passte, eine Vase, die den eigenen Geschmacksnerv nicht traf oder die Rotweinflasche, die man nie geöffnet hat.

 Die ansehnliche Beute des Schrottwichtelns.

Die ansehnliche Beute des Schrottwichtelns.

Foto: Priavt

Solche "Wanderpokale" hat jeder schon mal verschenkt. Und vielleicht beim Überreichen beklommen gehofft, dass die Kette der Wiederverschenker nun hoffentlich nicht auf den ursprünglichen Besitzer traf.

Ganz ähnlich und in einem wesentlichen Punkt ganz anders ist das beim Schrottwichteln. Das habe ich am vergangenen Adventswochenende mit Genuss im Kreise einiger Nachbarinnen mitgemacht. Jede hatte ihr Schrott-Geschenk dabei, bereit zum Weiterschenken und hämischen Lachen über Kitsch und Nippes.

"Lass diesen Kelch an mir vorübergehen" - beim Wichteln wandern Wanderpokale durch die Runde. Der Umgang mit dem Kitsch und der Hässlichkeit des Schrotts, mit dem man von Schwiegermüttern, besten Freundinnen und Geschäftskollegen liebevoll bedacht wurde, ist jedoch offensiv und herzerfrischend. Heimlich ist das Weiterverschenken nun nicht mehr. Es macht vielmehr un-heimlich Freude. Es ist eine Art Schadenfreude. Eine Freude über die Zwecklosigkeit mancher Dinge, die Hässlichkeit von Glitzersteinen, das Biedere einer Keramikleuchte und das Schnulzige einer Schlager-CD.

Und dann stoppt die Runde. Der Schrott hat einen neuen Besitzer gefunden. Vielleicht sogar einen, der sich - völlig überraschend - über diesen Wanderpokal richtig freut. Die hässliche Keramikleuchte, die ich mit nach Hause nahm, passt eigentlich ganz gut ins Gartenhäuschen.... Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten.

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