Randgeschichten der Redaktion Wenn Polizeireporter des GA zu Pannenhelfern werden

Rhein-Sieg-Kreis · Blaulichtreporter im Einsatz: Sie helfen bei Straßensperren, geben den Polizeiwagen Starthilfe und teilen ihre Notrationen. Zum Jahresende erzählen die Polizeireporter die Geschichten, die nicht in der Zeitung gestanden haben.

 An einer Einsatzstelle machen die Polizeireporter das erste Foto oft mit dem Handy, um es für eine schnelle Meldung an die Onlineredaktion zu schicken.

An einer Einsatzstelle machen die Polizeireporter das erste Foto oft mit dem Handy, um es für eine schnelle Meldung an die Onlineredaktion zu schicken.

Foto: Matthias Kehrein

Im Fernseh-Tatort müssen die Kommissare Thiel, Schenk und Faber immer wieder lästige Journalisten verscheuchen. Das Bild passt ins Drehbuch, nicht aber zur Realität der Reporter, die in der Lokalberichterstattung zu Einsätzen von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst gerufen werden. Und das ganz offiziell von Ämtern und Behörden. Beim Bonner General-Anzeiger sind die „Blaulichtreporter“ ein fester Kollegenkreis aus langjährigen freien Mitarbeitern, die ihre Bereitschaftszeiten untereinander abstimmen und sich gegenseitig mit Informationen unterstützen.

Ihr Auftrag ist es, als Journalisten das Bedürfnis der Leser nach Informationen zu erfüllen. Sie berichten über Ereignisse, Gefahren und auch über Missstände. Und die Blaulichtreporter sind selbst Menschen, die nicht nur vom gesehenen Leid betroffen sind, sondern mit den Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst eine professionelle Zusammenarbeit pflegen. Man kennt sich, man schätzt sich, man arbeitet zusammen und lässt sich buchstäblich „nicht im Regen stehen“, wie der Rückblick auf kleine Geschichten und Ereignisse am Rande zeigt, die sonst nicht in den Polizeiberichten vorkommen.

Einiges an Ausrüstung im Kofferraum dabei

Schon ein Blick in den Kofferraum zeigt, dass gute Ausrüstung für Reporter wichtig ist, um sich und andere zu sichern. „Bei einem Verkehrsunfall in Niederkassel war die Polizei nur mit einem Auto vor Ort und konnte die Straße nicht alleine sperren, um den Verkehr umzuleiten. Die Polizei bat mich, mein Auto quer auf die andere Seite zu stellen und Warnleuchten drauf zupacken“, berichtet ein GA-Reporter. Ein Kollege hat nach einem ähnlichen Erlebnis fünf Warndreiecke und diverse Rundumblinker im Auto. „Aufgrund der teils sehr langen Anfahrtswege der Polizei – Much wird von Eitorf aus angefahren – habe ich das schon oft einsetzen müssen“, sagt der Kollege.

 Blick in den Kofferraum eines Polizeireporters: Mit Warndreiecken, Gummistiefeln und Leuchtwesten auf alle Fälle vorbereitet.

Blick in den Kofferraum eines Polizeireporters: Mit Warndreiecken, Gummistiefeln und Leuchtwesten auf alle Fälle vorbereitet.

Foto: Christof Schmoll

Manchmal genügt auch ein zerknautschter Müsliriegel: Unfall im Wahnbachtal bei Neunkirchen-Seelscheid am frühen Morgen. Die Person ist bereits befreit, die Feuerwehr räumt auf. Ein Feuerwehrmann abseits des Einsatzes ist blass und unterzuckert. Die Notration aus der Fototasche für Einsätze, die auch mal Stunden oder sogar über eine ganze Nacht dauern können, nimmt er gerne an. Statt Fotos zu machen, bleibt der Reporter beim Feuerwehrmann, der sich schnell wieder erholt.

Starthilfekabel sind auch manchmal gefragt. Früher haben die Autobatterien häufiger schlapp gemacht, wenn im Winter stundenlang das Blaulicht an war, um einen Einsatzort abzusichern. Muskelkraft genügte an anderer Stelle, um einem im Schneematsch am Straßenrand festgefahrenen Polizeiwagen im Bröltal einen Schubs zu geben.

Kollegialität geht vor Konkurrenz

Bei einem Unfall in Sankt Augustin musste ein Rettungshubschrauber auf der Friedrich-Gauß-Straße landen. Als der Polizeireporter den kreisenden Hubschrauber sah, blockierte er mit Auto und Warndreiecken die Straße. „Der Hubschrauberpilot kam später zu mir und hat mir dankend auf die Schulter geklopft: Zu oft würden Autofahrer versuchen, noch irgendwie durchzukommen oder sogar unter den stehenden Rotorblättern durchfahren.“

Draußen gilt: Kollegialität geht vor Konkurrenz. So auch bei einem Gebäudebrand in Windeck in tiefer Nacht und bei Glatteis im Bergischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises. Die eigentlichen Konkurrenten der Tageszeitungen und des Fernsehens vereinbaren, anzuhalten und gemeinsam, langsam und in Kolonne die Fahrt fortzusetzen. Falls jemand aus der Kurve fliegt, wären die Kollegen als Helfer sofort zur Stelle.

Professionelles Verhalten schafft Vertrauen

Am Einsatzort angekommen, geben sich die Blaulichtreporter sofort zu erkennen, wenn sie nicht ohnehin schon bekannt sind. Weil sie das erste Foto mit dem Handy machen, um es für eine erste Meldung an die Onlineredaktion zu senden, wurden sie schon für Gaffer gehalten und aus einem vorbeifahrenden Auto mit Colabechern beworfen. Wohl dem, der nicht nur Warndreiecke und Müsliriegel, sondern auch ein Handtuch dabei hat.

Der Bonner Polizeisprecher Robert Scholten sagt: „Ich empfinde das Verhalten der lokalen Medienvertreter als sehr professionell.“ Oft schon hätten die Reporter die Kamera unten gelassen, wenn es um schwierige Situationen für Einsatzkräfte und Angehörige gegangen sei. „Die Zusammenarbeit ist wirklich gut und wir haben den Eindruck, dass die Journalisten das mitempfinden, was im Einsatz passiert.“

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