Vorgebirge und Voreifel Was Vertreter der katholischen Kirche vom neuen Papst erwarten

RHEIN-SIEG-KREIS · Seit gut einer Woche ist die katholische Kirche ohne Oberhaupt. Nach dem Rücktritt von Papst Benedikt XVI. steht bald das Konklave in Rom an; 117 Kardinäle werden sich dort für einen neuen Pontifex entscheiden. Über den Nachfolger Benedikts und die an ihn geknüpften Erwartungen wird seit der Rücktrittsankündigung viel diskutiert. Der General-Anzeiger hat sich bei Vertretern der katholischen Kirche im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis umgehört.

Etwas mehr Alltäglichkeit und eine neue Kommunikationskultur - das wünscht sich Pastoralreferent Bruno Schrage aus Bornheim-Brenig vom neuen Pontifex. Die Kirche brauche "einen Kommunikator, der den Dialog zwischen den verschiedenen Kulturen fördert und zu Aufbrüchen ermutigt". Wichtig ist Schrage, dass der neue Papst den Menschen viel zutraut und die Kompetenzen vor Ort stärkt.

Ein Kirchenoberhaupt, das "die Sorgen und das Leben der Ortskirche kennt", wünscht sich Rainer Schmitz, stellvertretender Vorsitzender des Pfarrgemeinderats Swisttal. Das brauche die katholische Kirche nach einem Papst der Wissenschaft, wie Benedikt XVI. es war. Er fände es zudem gut, einen Nicht-Europäer zu wählen. Schmitz: "Ich erhoffe mir von einem Papst zum Beispiel aus Lateinamerika, Veränderungen der verkrusteten Strukturen. Veränderungen, die in der Ortskirche ankommen." Sicher ist sich Schmitz darin, dass auch der nächste Papst, das Zölibat nicht aufheben wird. Die Zeit dafür sei noch nicht gekommen, obwohl derzeit "die Aufklärung des Missbrauchs großgeschrieben wird und daraus der Gedanke entstehen kann, ein Priester braucht die Bindung an vertraute Menschen, die Bindung an die Familie".

Mehr Mensch und weniger kirchliche Gesetze - diesen Weg soll ein neuer Papst nach Meinung von Pia Mehlem beschreiten. Sie ist Teil des Kirchenvorstands in Rheinbach. "Die Vielfalt der Menschen soll angenommen werden und jeder soll teilhaben dürfen", sagt Mehlem. Wenn der neue Papst aus Lateinamerika oder Afrika komme, "finde ich das genauso gut, wie wenn er aus der westlichen Welt ist". Es sei vor allem abhängig von der Person.

Was die Person betrifft, wünscht sich Margret Nath, Leiterin der katholischen öffentlichen Bücherei in Alfter-Oedekoven, einen jungen Pontifex. In Bezug auf sein Handeln, plädiert sie für mehr Mitsprache der Frauen in der Kirche und erhofft sich, dass der neue Papst einen Schritt auf die wiederverheirateten Geschiedenen zu geht. "Sie sollen besser eingebunden werden." Zudem solle er die Einheit der Kirche pflegen, gleichzeitig aber auch den Standpunkt der anderen achten. Nath: "Benedikt XVI. hatte diesen Dialog gesucht und das soll auch so bleiben."

Einen Papst, der gut zuhören und wahrnehmen kann, was los ist. Das ist auch der Wunsch von Reinhold Malcherek, leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs Meckenheim. "Der Papst sollte im Gespräch sein, das wird ja vielfach vermisst." Und er solle das ein oder andere anstoßen. Denn: "Die Kirche muss sich immer wieder wandeln, ohne dabei jedem Zeitgeist hinterherzulaufen." Derzeit sieht Malcherek eher die Tendenz, dass sich die Kirche zurückzieht. Ein Oberhaupt aus Südamerika oder Afrika kann er sich gut vorstellen. Ein Papst von dort sei aber nicht unbedingt liberaler als einer aus dem alten Europa. "Grundsätzlich wäre es aber gut, wenn die Kirche ihren Blick weiten würde."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort