Bergbau in Troisdorf Von Eisenerz und Braunkohle

TROISDORF · Noch im 19. Jahrhundert wurde rund um die Wahner Heide nach Erz geschürft.

 Blick auf die "Grube Versöhnung": Nur noch ein Wäldchen und der Hügel lassen etwas vom Bergbau in der Wahner Heide erahnen. Im Hintergrund ist die Kirche in Altenrath zu sehen.

Blick auf die "Grube Versöhnung": Nur noch ein Wäldchen und der Hügel lassen etwas vom Bergbau in der Wahner Heide erahnen. Im Hintergrund ist die Kirche in Altenrath zu sehen.

Foto: Hanjo Wimmeroth

Fährt man über die Straße Heidegraben vom Kreisverkehr am Jägerhof in das alte Heidedorf Altenrath hinein, öffnet sich alsbald linker Hand eine Straße „Zur Grube Versöhnung“. Das macht stutzig. Eine Grube, so wie man sie aus dem Ruhrgebiet kennt?

In der Tat: Altenrath, der Troisdorfer Stadtteil Spich und Rösrath-Hoffnungstal waren im 19. Jahrhundert Bergbaugebiete. Dort wurde Bleierz, Kupferkies, Eisenerz oder Braunkohle (Spich) abgebaut. Im 19. Jahrhundert habe es bis zu 53 Bergwerke in der Wahner Heide gegeben, sagt Beate von Berg vom Wahner-Heide-Portal Burg Wissem.

Noch heute sind in der Heide sogenannte „Pingen“ (Löcher) zu erkennen, aus denen geschürft wurde. Konnten dann entsprechende Funde nachgewiesen werden, durfte der „Bergmann“ beim Oberbergamt in Bonn das Schürfrecht beantragen. Viele dieser „Pingen“ waren indes so unergiebig, dass sie schnell wieder aufgegeben wurden.

Nun sind die wenigen Spuren des Bergbaus in der Zeit der Industrialisierung nicht die einzigen, die sich in der Heide finden. Am Ravensberg etwa – zwischen Troisdorf und Altenrath gelegen – finden sich älteste Zeugnisse von einem Steinabbau. Schlackenfunde am Fliegenberg lassen darauf schließen, dass schon vor rund 1000 Jahren in dem heutigen Naturschutzgebiet (Erz-)Bergbau betrieben wurde.

„Das sogenannte Bergrecht lag immer in der Hand der Landesherren“, erzählt Herbert Ommer, Betriebsleiter des Bergischen Museums für Bergbau, Handwerk und Gewerbe in Bensberg. Alles, was unter der Erde lag, gehörte nicht dem Grundbesitzer. Als die Preußen dann das Rheinland verwalteten, richteten sie das Oberbergamt in Bonn ein. Dort wurden dann die Schürfrechte vergeben.

Die „Grube Versöhnung“ lag nun nicht dort, wo es der Straßennamen vermuten lässt. Da muss man wieder zurück auf den Parkplatz am Jägerhof. Wenn man von dort aus nach Westen in Richtung Flughafen schaut, sieht man am Rand einer Wiese einen Hügel aufragen, der mit allerlei Bäumen bewachsen ist. Dort lag einst besagte Grube.

Ein Altenrather Bürger, Volker Allexi, schrieb in den Troisdorfer Jahresheften 1974: „In meiner Schulzeit war noch ein Teil der Backsteinausmauerung des Schachtes sichtbar. Es ging die Mär, steige man dort ein, könne man in einem der damals noch offenen Stollen an der Agger herauskommen.“ Was Jungs halt so in ihren Heldengeschichten erfinden.

Sicher sei aber, so Allexi weiter, dass noch zur Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert dort ein Schornstein und eine Dampfmaschine gestanden haben. „Darüber, wie und wann man die Lagerstätten auf der Grube Versöhnung fand, liegt nichts vor. Vielleicht wurden sie im Rahmen einer anscheinend systematischen Suche nach Erzen im gesamten Bergischen Land zu Beginn einer sich noch spärlich abzeichnenden Industrialisierung entdeckt … Sicher scheint, dass die Lagerstätte vor 1850 entdeckt wurde.“ Und ab 1853 wurde dort nach Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Schwefel und Kobald gegraben, so der Landschaftsverband Rheinland. Beim „Bündnis Heideterrasse“ heißt es, dass in zwei kurzen Betriebszeiten – 1853 bis 1858 und 1867 bis 1869 dort gearbeitet wurde. Aus dem Kobald wurde übrigens ein Farbstoff für die auch in Altenrath arbeitenden Töpfer gewonnen: das Kobaldblau.

In einem Gutachten für die Stadt Troisdorf zur „Altbergbaulichen Situation in Troisdorf“ stellten die „Taberg Ingenieure“ aus Lünen fest, dass im 19. Jahrhunderts auch Braunkohle in der „Grube Johannisberg“ in Spich zwischen 1815 und etwa 1865 abgebaut wurde. Daraus wurden Alaunsalze gewonnen. Dagegen hielt die gewerbliche Förderung „alluvialer Eisenerze“ (Raseneisenerz) bis etwa 1880 an. Zwischen 1853 und 1881 wurden im Bereich der Wahner Heide 6500 Tonnen Eisenstein gewonnen, die unter anderem auf der Friedrich-Wilhelms-Hütte, heute Troisdorfer Stadtteil, verhüttet wurden.

Herbert Ommer weiß über die Altenrather „Grube Versöhnung“, dass sie für den Unternehmer ziemliche Nachteile mit sich bringen musste. „Aufgrund der geografischen Lage konnten keine Entwässerungsstollen gegraben werden“, so Ommer. So mussten mittels der Dampfmaschine, von der auch Allexi berichtet, Pumpen betrieben werden, die eingedrungenes Wasser aus dem Förderschacht herauspumpten. „Eigentlich ein Fehlschlag“, sagt der Experte für den sogenannten „Bensberger Blei-Zink-Erz-Bezirk“. „Das hat sich auf Dauer nicht gerechnet.“ Davon könne auch der Name „Grube Versöhnung“ abgeleitet worden sein, vermutet Ommer. Denn dort gab es auch noch die sogenannten Längenfelder „Piret“ und „Schiller“. Durch Zusammenlegung der Gruben könnte es zu einer Art „Versöhnung“ der Betreiber gekommen sein. Ansonsten hätten die Finder von Erzvorkommen ihrer Phantasie freien Lauf lassen können und häufig den Gruben auch christliche Namen gegeben, in der Hoffnung, dass der liebe Gott seine schützende Hand über die gefährliche Arbeit halte.

Aber nicht allein Erze wurden in der Wahner Heide abgebaut. Noch bis in die 1970er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde auch Ton abgebaut. Und beim Aushub von Baugruben für Neubauten konnten und können noch heute Tonrelikte in Altenrath gefunden werden, die Zeugnis von der einst blühenden Töpferkultur in Siegburg und Altenrath geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort