Herstellung von Schutzausrüstung Troisdorfer Unternehmen verkauft Maschinen für Vlies

Troisdorf · Das Troisdorfer Unternehmen Reifenhäuser liefert im Juni erste Produktionsanlagen zur Herstellung von medizinischen Vliesstoffen aus. Seit die Bundesregierung die Produktion von Schutzausrüstung fördert, sei die Anfrage laut Geschäftsführung gestiegen.

 Ein Mitarbeiter des Anlagenbauers Reifenhäuser nimmt eine Sichtkontrolle bei Vlies vor.

Ein Mitarbeiter des Anlagenbauers Reifenhäuser nimmt eine Sichtkontrolle bei Vlies vor.

Foto: dpa/Marius Becker

Die Entscheidung der Bundesregierung, die Herstellung von Schutzausrüstungen in Deutschland durch finanzielle Förderung und Abnahmegarantien anzukurbeln, zeigt Wirkung. Die Troisdorfer Reifenhäuser-Gruppe, die Maschinen für die Herstellung medizinischer Vliesstoffe baut, registriert jedenfalls eine starke Anfrage von deutschen Unternehmen. „Die ersten Anlagen werden Ende Juni ausgeliefert und aufgebaut“, sagte Bernd Reifenhäuser, Vorsitzender der Geschäftsführung des Unternehmens, am Donnerstag auf GA-Anfrage.

Unter den Abnehmern sind Unternehmen aus dem süddeutschen Raum, aber auch aus Nordrhein-Westfalen – alles Betriebe, die Erfahrung mit solch anspruchsvollen Prozessen haben, wie Reifenhäuser betont. „Das ist eine sehr kluge Klausel in dem Beschluss des Bundesgesundheitsministers“, sagte er.

Um der enormen Nachfrage und dem Bedarf insbesondere klinischer Einrichtungen nach Schutzausrüstung nachzukommen, will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Anreize setzen, um die Produktion dieser wichtigen Güter wieder nach Deutschland zu holen. Die Produktionsstätten für solche Ausrüstungen liegen zu 90 Prozent in Asien. Spahn verspricht eine Abnahmegarantie bis Ende 2021.

Die Bundesregierung gibt Firmen künftig langfristige Abnahmegarantien für dringend benötigte medizinische Schutzausrüstung. Das kündigten Spahn und Wirtschaftsminister Peter Altmaier am Donnerstag in Berlin an. Man wolle die Eigenproduktion in Europa und Deutschland „stärken und hochfahren", erklärte Altmaier in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Gesundheitsminister nach dem Corona-Kabinett.

Reifenhäuser hält das für eine „kluge Entscheidung: Wir brauchen bei der Verfügbarkeit solch wichtiger Güter mehr Sicherheit durch eigene Kapazitäten. Das geht nur, wenn wir eigene Produktionsreserven haben“, sagte der Unternehmer. Deutschland verfüge über das nötige Know-how über hocheffiziente Anlagen, mit denen die wirkliche Versorgung von Kliniken, Praxen, Altenheimen und der Bevölkerung gewährleistet werden könne.

Die Troisdorfer arbeiteten nun in drei Schichten, um schnellst möglich Anlagen ausliefern zu können. „Die Anfrage ändert sich praktisch auf Zuruf“, sagte Reifenhäuser, der zurzeit über eine Versuchsanlage das medizinische Vlies im sogenannten Meltblown-Verfahren produziert. Das ist ein Hightech-Material Masken, das überhaupt erst eine Schutzfunktion gegen Viren möglich macht. „Die einzelnen Fäden sind etwa zwanzig Mal dünner als ein Haar und werden in bis zu 500 Lagen verwoben. Baumwolle ist sehr viel gröber und hat nicht diese Filterfunktion“, erklärte Reifenhäuser. Der täglich produzierte Vlies reiche für rund eine Million Mundschutzmasken. Mittlerweile beliefert Reifenhäuser damit das Fight-Covid-19-Konsortium, einen Zusammenschluss mehrerer Unternehmen unter Begleitung des Landes Baden-Württemberg, die mit der Produktion von Atemschutzmasken begonnen haben.

Unterdessen stellt die Familie Reifenhäuser der Stadt Troisdorf für Kleinproduktionen kostenfrei Rollen mit Vliesmaterial für die Herstellung von rund 150.000 Masken zur Verfügung. Viele Troisdorfer und Troisdorferinnen haben sich bei der Stadt Troisdorf gemeldet, und wir wissen, dass die Krankenhäuser, Pflegeheime oder Arztpraxen in unser Stadt und Umgebung dringend auf Nachschub warten. Wir sind beeindruckt von dem Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger, die sich bereit erklärt haben, ehrenamtlich Atemschutzmasken nähen. Das Vlies dafür stellen wir aus der aktuellen Produktion zur Verfügung und freuen uns über die gemeinsame Aktion mit der Stadt Troisdorf, die ganz flott und auf kurzem Weg umgesetzt wurde, “ erläutert Bernd Reifenhäuser.

Wer nähen möchte oder Mundschutz-Masken benötigt, wendet sich bitte ausschließlich per Mail an das Postfach troisdorfnaehtmundschutz@troisdorf.de . In der E-Mail anzugeben sind der Bedarf sowie der geplante Verwendungszweck. Vlies zur Verarbeitung durch Privatpersonen wird nicht ausgegeben. Es wird nur Material zur späteren Nutzung durch Arztpraxen, Altenheime, Pflegedienste, Krankenhäuser usw. abgegeben. Die Ausgabe der Vliesstoffe erfolgt nur so lange der Vorrat reicht.

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