Eine laute Stimme schützt Troisdorfer Frauenzentrum erweitert Angebot für Opfer sexualisierter Gewalt

TROISDORF · Seit Jahren schon kümmern sich die Beraterinnen des Frauenzentrums Troisdorf um Mädchen und Frauen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. Seit einem Jahr kann das Zentrum ein erweitertes Programm anbieten.

 Troisdorf, Frauenzentrum, Beraterinnen, das Puzzle dient der Beratung zu KO-Tropfen

Troisdorf, Frauenzentrum, Beraterinnen, das Puzzle dient der Beratung zu KO-Tropfen

Foto: Hans-J. Wimmeroth

Sexualisierte Gewalt gegen Frauen ist nicht erst seit den Vorgängen in Hollywood, London oder Brüssel ein Thema. Seit Jahren schon kümmern sich die Beraterinnen des Frauenzentrums Troisdorf um Mädchen und Frauen, die Opfer sexualisierter Gewalt geworden sind. Seit einem Jahr kann das Zentrum ein erweitertes Programm an entsprechenden Hilfen anbieten. Wie Ulla Hoefeler vom Beraterinnen-Team jetzt sagte, ist das durch eine weitere vom Land NRW geförderte Stelle möglich geworden. Diese Stelle wurde halbiert, sodass mit Maren Diekmann und Zuleydy Reyes Reyes zwei Spezialistinnen das Team mit nunmehr fünf Frauen ergänzen.

Zahlen zur Anzahl von sexualisierten Gewaltdelikten gebe es allerdings nicht, heißt es im Frauenzentrum. Doch schätze man die Dunkelziffer als sehr hoch ein. Seit der Novellierung des Sexualstrafrechts nach der Silvesternacht 2015 und der Aufnahme von sexueller Belästigung ins Strafrecht sowie der Kampagne „Nein heißt Nein“ sei die Zahl der hilfesuchenden Frauen stetig angestiegen, sagt Hoefeler.

Die Beraterinnen bieten auch Prävention an. So kümmert sich Reyes Reyes etwa um Mädchen ab 14 Jahren und führt mit ihnen in Schulen und Jugendzentren Kurse zum Thema K.o.-Tropfen durch. Mittels Puzzlespielen lernen die Mädchen, welche Wirkung diese Tropfen haben und wie man sich schützen kann. „Lasst die Freundin nicht aus den Augen“, ist zum Beispiel ein Leitthema, denn meist werde gar nicht gemerkt, wenn die Droge Getränken oder Speisen beigemischt werde.

Eine weitere Präventionsmaßnahme seien die Selbstbehauptungskurse, ergänzt Maren Diekmann. Die heißen „WenDo-Kurse“ und sind für Frauen und Mädchen mit und ohne Behinderung geeignet. Das Wort setzt sich zusammen aus Wen für „Women“ (Frauen) und dem japanischen „Do“ (Weg). Schon Stimme und Körperhaltung könnten sexuelle Übergriffe verhindern. „Mehr als 80 Prozent versuchter Übergriffe können durch eine laute Stimme abgebrochen werden“, ist sich Diekmann sicher.

Neu im Programm sind auch Kurse für Firmen, um sexuelle Belästigungen am Arbeitsplatz zu unterbinden. Dabei lernen ganze Teams, wie Leitlinien zur Vermeidung entwickelt werden. Schließlich erfahren hilfesuchende Frauen auch, wie sie rechtlich gegen erfolgte sexuelle Übergriffe vorgehen können. Sogar eine psychosoziale Prozessbegleitung wird angeboten.

Weitere Informationen unter 02241/72250 oder nach E-Mail an frauenzentrum-troisdorf@t-online.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort