Nachfolge-Band der "Wise Guys" Neue Lieder von "Alten Bekannten" in der Stadthalle in Troisdorf

Troisdorf · Die Nachfolge-Band der „Wise Guys“ macht auf der ersten Tournee in der Troisdorfer Stadthalle Station. Ein Interview mit dem Texter und Komponisten der Band, Dän Dickopf.

 Wiedersehen mit „Alten Bekannten“: Nils Olfert (v. l.), Clemens Schmuck, Dän Dickopf, Ingo Wolfgarten und Björn Sterzenbach.

Wiedersehen mit „Alten Bekannten“: Nils Olfert (v. l.), Clemens Schmuck, Dän Dickopf, Ingo Wolfgarten und Björn Sterzenbach.

Foto: Costa Belibasakis

Freunde der gepflegten „A-cappella-Kultur“ und des bissigen Wortwitzes dürfen sich freuen. Am 8. Juni treffen sie in Troisdorf auf „Alte Bekannte“. Der Name passt zur gleichnamigen Vokal-Popgruppe genauso wie zum Publikum und zu Teilen des Programms. Drei Mitglieder der „Wise Guys“ haben sich nach der Auflösung im vergangenen Jahr mit zwei neuen Sängern zusammengetan und im Dezember 2017 ein eigenes Album herausgebracht. Wie ein Ohrwurm aussieht, worin die A-cappella-Faszination liegt und was Dän Dickopf, Nils Olfert und Björn Sterzenbach zu „Alten Bekannten“ mit Clemens Schmuck und Ingo Wolfgarten macht, verriet der Komponist, Texter und Arrangeur Dän Dickopf im Gespräch mit .

Sie haben sich im vergangenen Jahr als „Wise Guys“ getrennt. Seit Januar dieses Jahres ist das Vokalquintett unter dem Namen „Alte Bekannte“ mit drei Ehemaligen und zwei Neuen auf Tour und hütet den heiligen Gral der „Wise Guys“-Lieder. Wieso die Umbenennung? Bei den Bläck Fööss hat der „Personal-Tausch“ doch auch ohne neuen Namen funktioniert?

Dän Dickopf: Ich bin mit der Musik der Bläck Fööss aufgewachsen, und wir schätzen die Bläck Fööss sehr und finden ihre Lieder großartig. Aber es sind heute nicht mehr die Gleichen wie in den 70ern. Wir wollen das Erbe der 'Wise Guys' auch nicht allein verwalten. Wir bringen neue Songs auf die Bühne, die auch anders klingen. Auf unserer Tournee singen wir 15 neue Songs mit einer Handvoll alter 'Wise-Guys'-Nummern. Deshalb war die Umbenennung für uns nur sinnvoll und konsequent.

Wie nehmen denn Ihre Fans den Wandel an?

Dickopf: Seit Ende Januar sind wir auf Tour, und es läuft besser als wir es uns erhoffen konnten. Die Fans sind unglaublich motivierend für uns.

Welche alten Nummern haben Sie denn dabei?

Dickopf: Ein paar Dauerbrenner wie „Jetzt ist Sommer“, „Mädchen lach' doch mal“ oder „Radio“ mussten sein.

Was ist neu an den „Alten Bekannten“?

Dickopf: Nils, Björn und ich sind ja geblieben. Clemens Schmuck und Ingo Wolfgarten sind dazugekommen. Das sind extrem gute Musiker, alle können sich jetzt als Komponisten einbringen. Es gibt ein sehr experimentierfreudiges, kreatives Klima in der Band, da Clemens und Ingo auch sehr gute Pianisten sind.

Aber es bleibt bei a cappella. Worin liegt Ihre Faszination für die reine Vokalmusik ohne Instrumente?

Dickopf: A cappella ist die größte Form von Teamwork, die man sich vorstellen kann. Man hat einen unglaublichen Gestaltungsspielraum, wenn man nur mit der Stimme Musik macht. Alleine wenn es darum geht, dass drei Sänger drei Mal ein A singen, dann kann man durch minimale Aussprache-Veränderungen einen unglaublichen Raum aufmachen. Die Variationsmöglichkeiten sind einfach faszinierend.

Seit wann wussten Sie, dass „A-cappella-Kunst“ Ihr Weg ist?

Dickopf: Von Anfang an. Schon mit 15 wusste ich, dass Musik mein Weg ist. Auch davor hatten wir alle schon in einer Band gespielt und wollten nach dem Abi weitermachen. Es war aber nicht klar, dass wir davon leben konnten. Deshalb hat jeder von erst einmal etwas anderes als Musik studiert. Die Musik mit den 'Wise Guys' lief weiter nebenher und irgendwann lief es auch als Lebensunterhalt.

Wie sieht der Tourneeplan mit den „Alten Bekannten“ aus und wie viel Zeit bleibt zum Proben?

Dickopf: Wir geben 123 Konzerte im Jahr. Die Bühne ist nicht Probe genug, vor jedem Auftritt gibt es Soundchecks, und größere Probeneinheiten machen wir meist bei Ingo in der Eifel.

War das Kreativzentrum nicht bislang in Köln?

Dickopf: Da ist auch weiterhin der Firmensitz. Die Sänger kommen aber aus Berlin, Bonn und Köln. Und auch rein emotional gesehen sind wir eine gesamtdeutsche Band.

Als Moderator und Komiker sind Sie ja auch so etwas wie der „Berufs-Clown“ der Gruppe. Fällt das nicht schwer, immer komisch sein zu müssen?

Dickopf: Interessanterweise nicht. Ich habe schon Abende erlebt, an denen es mir persönlich miserabel ging und ich emotional durchhing. Mit dem Schritt auf die Bühne bewegt man sich in eine Art Parallelwelt hinein und kann alles andere wegschalten. Das war für mich eine besondere Erfahrung, weil es mir dann auch selber geholfen und gutgetan hat. Wir sind aber auch nicht immer komisch. Es gibt auch viele ernsthafte Lieder der 'Alten Bekannten'.

Sie kommen gerade vom Katholikentag in Münster. Gab es da auch religiöse Lieder von den „Alten Bekannten“?

Dickopf: Wir singen zwar nicht von Gott und Jesus, aber wenn Sie den großen Zusammenhang sehen, dann haben wir auch einen religiösen Anspruch. Wenn es etwa um die Mitverantwortung für die Schöpfung geht oder um den Umgang mit unseren Mitmenschen. Viel Zuspruch haben wir in Münster bekommen für den Titel „Nur Du allein“. Das ist ein Lied, das über Menschen mit einer psychischen Erkrankung geht. Im Song geht es darum, dass man Depressionen als eine Krankheit ernst nehmen muss.

Sie haben sich in Brühl bei Köln damals gegründet und mit einer Mischung aus „A-cappella-Pop“ und kabarettistischer Unterhaltung Erfolge gefeiert. Nimmt man von der Bühne aus den Humor im Kölner Publikum anders als woanders in Deutschland wahr?

Dickopf: Unbedingt. Die Art zu lachen ist überall in Deutschland eine andere. Manchmal haben wir den Eindruck, dass es auch an der Größe der Städte liegt, wie sich die Menschen artikulieren.

Haben Sie den Eurovision Song Contest verfolgt?

Dickopf: Leider nicht alles. Aber die internationale Punktevergabe habe ich schon seit Kindheitstagen gerne verfolgt und als extrem spannend empfunden.

Und wie gefällt Ihnen der israelische Siegertitel?

Dickopf: Die Sängerin hatte was. Eine starke Persönlichkeit, die auch mit einer Aussage auf der Bühne steht. Der Titel ist abgefahren, experimentierfreudig und etwas Besonderes. Die Offenheit für Klangexperimente kann ich mir auch für die zukünftigen Lieder der 'Alten Bekannten' vorstellen.

Sie machen in einer anderen Besetzung auch ein Kinderlieder-Programm – ist das familiär bedingt?

Dickopf: Ja, als meine Jungs klein waren, habe ich begonnen, mit meinem ehemaligen Mitsänger Edi Kinderlieder zu schreiben. Sie sind inzwischen acht und zwölf Jahre alt und nicht mehr die Zielgruppe. Mit Nils mache ich jetzt ein neues Kinderlieder-Programm, mit Gitarre, Keyboard und Cahon. Es kommt bei Kindergarten- und Grundschulkindern gut an.

Als „Alte Bekannte“ nennen Sie sich in einem Song selber die „Ohrwurm-Ausradier-Garanten“, denn Sie setzen gewissermaßen einen drauf. Wie produziert man denn einen Ohrwurm?

Dickopf: Das ist nicht einfach. Die Melodie muss eingängig und schlicht sein. Aber nicht so penetrant, dass sie einem selber auf die Nerven geht. Man muss den Spagat zwischen Eingängigkeit und Kreativität hinbekommen.

Seit einiger Zeit begleitet Sie ein Sparschwein namens Susi auf der Bühne, das bei jedem Fehler in Gesang oder Choreografie von Ihnen gefüttert wird. Wie geht es Susi jetzt?

Dickopf: Wir haben sie letztens geschlachtet. 1700 Euro waren drin. Der Erlös geht an Misereor. Unsere Fans haben da natürlich kräftig mitgefüttert.

Singen Sie unter der Dusche?

Dickopf: Nein! Habe ich noch nie. Bei soviel Musik im Leben muss auch irgendwo mal Ruhe sein.

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