Ehemaliger Vizekanzler spricht bei Awo-Kreiskonferenz Müntefering: Der gute Wille allein reicht nicht

TROISDORF · Alle vier Jahre findet die Kreiskonferenz des Kreisverbands Bonn/Rhein-Sieg der Arbeiterwohlfahrt (Awo) statt. Dieses Mal stand sie am Samstag in der Aula des Gymnasiums Altenforst unter dem Motto: "Awo verbindet Generationen und Kulturen."

 Zu Gast in Troisdorf: Ex-Vizekanzler Franz Müntefering.

Zu Gast in Troisdorf: Ex-Vizekanzler Franz Müntefering.

Foto: Holger Arndt

Besonderer Gastredner war dabei Franz Müntefering, ehemaliger Bundesminister, Vizekanzler und langjähriges Awo-Mitglied. Die Delegierten aus 27 Ortsvereinen der Awo wählten den Kreisvorstand (siehe Info-Kasten), die Kreisrevision sowie die Delegierten zur Bezirkskonferenz im kommenden Jahr. Diese werden den Verband in den nächsten vier Jahren führen und repräsentieren.

Müntefering hielt einen Vortrag unter dem Titel "Helfen und helfen lassen - Bürgerschaftliches Engagement in schwierigen Zeiten." Menschen seien seit jeher auf Menschen angewiesen, begann Müntefering seine Ausführungen und stellte die Frage: "Aber wie geht das mit dem Helfen?"

Der aktuelle Zustrom von Flüchtlingen zeigt nach seinen Worten, wie wichtig Helfen ist, und zwar global. Im Jahr 2050 würden rund elf Milliarden Menschen auf der Erde leben, da dürften wir bei den damit verbundenen Problemen "nicht nur zugucken" und uns "als Nationalstaat" abschotten. "Helfen können wir aber nur, wenn wir zusammenhalten und gut organisiert sind, der gute Wille allein reicht nicht", betonte der Gastredner und hob dabei das vorbildliche Wirken von Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen bei der Awo hervor.

Allerdings mahnte Müntefering auch Augenmaß für das Machbare und gleichzeitig globale Verantwortung an. Seiner Ansicht nach muss Hilfe vor allem in drei Bereichen stattfinden. Als ersten Punkt nannte er die Bildung, die ein Menschenrecht sei. "Die Awo hat von Beginn an ein großes Herz für Kinder und Familien", zollte er dem Verein seinen Respekt.

Ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet sieht er im Hinblick auf den demografischen Wandel und die steigende Zahl älterer und alter Menschen im Bereich Hospiz und Palliativ. Die Menschen kämen nicht in solche Einrichtungen "um zu sterben, sondern weil sie sterben". Die dritte Säule sei die Pflege, die er als "keinen Job wie jeden anderen" bezeichnete. "Wir brauchen mehr Wertschätzung für die, die hoch engagiert sind im Interesse der Menschen", verlangte Müntefering.

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