Schluss nach 25 Jahren Martin Dohmstreich verlässt die Aids-Hilfe Rhein-Sieg

Troisdorf · Seit 1994 arbeitet der Sozialpädagoge für die Aids-Hilfe Rhein-Sieg in Troisdorf, seit dem Jahr 2000 als Leiter. Nun verabschiedet sich der 56-Jährige, um sich in Ostwestfalen neuen Aufgaben in der Telefonseelsorge zu widmen.

 Anwalt für HIV-positive Menschen: Martin Dohmstreich arbeit künftig in der Telefonseelsorge.

Anwalt für HIV-positive Menschen: Martin Dohmstreich arbeit künftig in der Telefonseelsorge.

Foto: Marie-Theres Demmer

Als Martin Dohmstreich vor 25 Jahren in der Aids-Hilfe begann, erhielten Patienten mit der Diagnose „HIV positiv“ auch die bittere Nachricht, an einer tödlich verlaufenden Erkrankung zu leiden. Das einzige Medikament, das damals zur Behandlung eingesetzt wurde, wirkte nicht wie erhofft. „Damals ging es darum, die betroffenen Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten“, sagt Dohmstreich. Heute hat sich das Blatt gewendet: Menschen mit HIV haben mit einer entsprechenden Behandlung eine fast normale Lebenserwartung und können unbeschwert leben. Trotzdem sei dies den meisten Menschen nicht bewusst. „Die Vorurteile sind noch da“, sagt Dohmstreich.

Seit 1994 arbeitet der Sozialpädagoge in der Beratungsstelle der Gesundheitsagentur Aids-Hilfe Rhein-Sieg in Troisdorf, seit dem Jahr 2000 als Leiter. Nun verabschiedet sich der 56-Jährige, um sich in Ostwestfalen neuen Aufgaben zu stellen. „Das ist für uns ein großer Einschnitt und traurig. Es war eine tollte Arbeit. Wir verlieren einen guten Freund und tollen Leiter“, sagte Sabine Vogel vom Vorstand der Gesundheitsagentur.

In Berührung mit der Aids-Hilfe kam Dohmstreich bereits vor seinem Studium der Sozialpädagogik in Köln durch ein Praktikum bei der Bonner Beratungsstelle. Als schwuler Mann habe er sich schon früh mit dem Thema beschäftigt, so der 56-Jährige. „Ich hatte 1983 mein coming out, und die Presse war voll mit Berichten über Aids“, sagt er.

Dohmstreich freut sich auf neue Aufgabe

Seine Diplomarbeit schrieb er über den schwulen Kölner Fotografen Roger Lips. Ein Werk, das der Künstler ihm schenkte, hängt noch immer in seinem Büro. In der Gesundheitsagentur habe er die Chance gehabt, die Aids-Hilfe weiter zu entwickeln und zu prägen. Seine Hauptaufgabe liegt in der Beratung HIV-positiver Menschen. Zusätzlich zu den persönlichen und telefonischen Gesprächen bietet die Gesundheitsagentur Gruppentreffen, unter anderem ein Frühstück für HIV-Positive oder eine Gruppe für schwule Männer über 50 an.

Besonders stolz ist Dohmstreich, dass die Gesundheitsagentur vor rund elf Jahren in die bundesweite Online- und Telefonberatung integriert wurde. Das „Q“, ein Jugendtreff für homosexuelle Heranwachsende, sei ein relativ neues Herzensprojekt. Zudem war es Dohmstreichs Verdienst, dass die Beratungsstelle in Troisdorf HIV-Schnelltests durchführen darf.

Trotz der weit fortgeschrittenen Medizin kämen HIV-Positive oft mit dem Gedanken, an einer tödlichen und hoch ansteckenden Krankheit zu leiden, zu ihm. „Dass das Leben ganz anders aussehen kann, ist den Menschen nicht bewusst“, so der Sozialpädagoge. Gerade deswegen sei die Aids-Hilfe so wichtig, meint er. „Ich wünsche mir, dass sich die Menschen mehr mit dem Thema beschäftigen und HIV-positiven Menschen begegnen. Wir müssen erreichen, dass ein normaler Umgang miteinander möglich ist.“

Nach seinem Umzug nach Ostwestfalen wird er dort in der Telefonseelsorge arbeiten und rund 80 Ehrenamtliche, die die Beratungen durchführen, bei ihrer seelsorgerischen Arbeit betreuen und ausbilden. „Ich freue mich auf die neue Aufgabe“, sagt Dohmstreich.

Weitere Informationen zur Gesundheitsagentur und Aids-Hilfe gibt es auf www.aids-hilfe-rhein-sieg.de.

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