Chöre im Rhein-Sieg-Kreis Lieder für den Papst und Bundeskanzler

TROISDORF · Der Werkchor Hüls Troisdorf erlebte eine wechselvolle Geschichte. In diesem Jahr feiern die Sänger den 100. Geburtstag der Sangesgemeinschaft.

 Immer ausverkauft sind die Konzerte des HT-Werkchores, wenn er in der Klosterkirche der Steyler Missionare singt. FOTO: HT-WERKCHOR

Immer ausverkauft sind die Konzerte des HT-Werkchores, wenn er in der Klosterkirche der Steyler Missionare singt. FOTO: HT-WERKCHOR

Foto: Werkschor

Männergesangvereinen geht es häufig nicht gut: Es fehlt an Nachwuchs, junge Menschen sind am oft über Jahrzehnte unverändert gebliebenen Repertoire wenig interessiert. Da geht es dem Werkchor HT (Hüls Troisdorf) besser. Immerhin zählt er noch 65 aktive Sänger in seinen Reihen, und 70 inaktive Mitglieder unterstützen die singende Mannschaft in jeder Hinsicht. „Dazu kommt, dass der Chor immer wieder neue Sänger gewinnt, wenn anderswo die Notenhefte zugeklappt werden“, freut sich Norbert Berndtsen, seit fast 25 Jahren Vorsitzender des Chores.

Der Werkchor feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag, was am 19. Mai ab 19 Uhr in der Troisdorfer Stadthalle entsprechend gesanglich gefeiert wird. Unterstützt werden die Herren des Gesangs dann durch Jana Ryklova, einer tschechischen Sopranistin, Antonio Rivera, einen mexikanischen Tenor, der unter anderem die Titelpartie im „Phantom der Oper“ sang, und durch die Contra-Altistin Birgit Breidenbach, die durch ihre ungewöhnlich tiefe Stimme an Zarah Leander denken lässt.

Im Kriegsjahr 1917 also war es, als der Werkchor gegründet wurde. Damals hieß die Firma Rheinisch-Westfälische Sprengstoff- Actiengesellschaft (RWS). Bereits zu Weihnachten 1917, so notiert der Chronist, traten 70 Sänger im Speisesaal der RWS vor 3500 Werksangehörigen auf.

Auch in der Zeit nach dem Kriege schafften es der Chor und seine Leitung, den Verein nicht nur am Leben zu erhalten, sondern sogar noch auszubauen. 1924 zählte der Verein 120 aktive Sänger. Zahlreiche Auftritte und die Teilnahme an Sängerwettbewerben prägten das Vereinsleben. 1941 erfolgte dann wieder ein Namenswechsel in Werkchor der Dynamit Actiengesellschaft (DAG). Bis dann am 31. August 1944 kriegsbedingt auf Anweisung des Generaldirektors Paul Müller der Chor seine Tätigkeiten einstellen musste. Doch schon im Juni 1946 wurde mit einer Generalversammlung die Chorarbeit wieder aufgenommen. Konzertreisen folgten, unter anderem Auftritte vor Bundeskanzler Konrad Adenauer oder Papst Pius XII. stellten Höhepunkte im Sängerleben dar.

Die weiteste Reise des Chores führte die Sänger 1984 nach Bangkok, Hongkong, Tokio und Peking. „Chorreisen gibt es auch heute noch“, erzählt Berndtsen. So ist für dieses Jahr eine Reise nach Prag geplant, um dort die 50-jährige Sängerfreundschaft mit dem Prager Lehrerchor mit einer Messe im Veitsdom zu feiern. Vor 50 Jahren hatte das erste gemeinsame Konzert der beiden Chöre zu Protesten der damaligen DDR geführt. Schließlich stellte die Dynamit Nobel (DN), wie die Firma mittlerweile hieß, auch Rüstungsgüter her. Besonders stolz aber sind die Sänger auch auf ihre Freundschaft mit den Steyler Missionaren. Seit Jahren schon füllt das Weihnachtskonzert die Klosterkirche in Sankt Augustin vollständig. In diesem Jahr wird das Konzert am Freitag, 22. Dezember, stattfinden.

Was denn nun Norbert Berndtsen singt, beantwortet der promovierte Ingenieur schmunzelnd mit „nichts“. Denn die Vorstände des Werkchors wurden von der Geschäftsleitung abgestellt. Da waren dann Werkleiter oder Betriebsratsvorsitzende gefragt, und auch ihn selbst habe es 1993 erwischt, als es hieß: „Du musst das jetzt machen.“ Da hieß der Männergesangverein schon Werkchor HT, wobei HT für Hüls Troisdorf steht. Die Hüls AG hatte 1988 die DN übernommen. Aber auch die HT gibt es nicht mehr. Der Chor indes bestehe weiter, freut sich Berndtsen. Die Gemeinschaft ist auch heute noch einer der größten und leistungsstärksten Männerchöre der Region. Sein Liedgut reicht von geistlicher Musik über klassische und moderne Chorsätze bis hin zu folkloristischen Liedern.

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