Lebendige Industriegeschichte Ein neues Exponat für die Troisdorfer Ausstellung

TROISDORF · Das Troisdorfer Museum für Stadt- und Industriegeschichte zeigt neuerdings das Modell einer Abgasreinigungsanlage.

 Herbert Kohler (links), ehemaliger Ingenieur der Daimler Benz AG, mit Rudolf Neuber, Erbauer des Modells.

Herbert Kohler (links), ehemaliger Ingenieur der Daimler Benz AG, mit Rudolf Neuber, Erbauer des Modells.

Foto: MEIKE BÖSCHEMEYER

Sie war damals eine der größten Anlagen, die aus Kunststoff gebaut wurde. Alleine die Waschtürme sind 4,5 Meter breit und neun Meter hoch.

Karl Reither war 34 Jahre lang als Technischer Leiter bei der Firma Kunststofftechnik Troisdorf, kurz KT genannt, tätig. Wenn er sich heute das Modell, das jetzt einen Platz im Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf (Musit) bekommen hat, ansieht, kommen Erinnerungen hoch. „Den Auftrag haben wir 1976 von der Firma Daimler Benz bekommen. Wir haben dann erst einmal dieses Modell hier als Planungshilfe angefertigt, damit sich das alle besser vorstellen konnten“, sagt Reither. Das Modell zeigt eine biologische Abgasreinigungsanlage für eine Leichtmetallgießerei im Maßstab 1:25.

Diese Anlage war damals eine der größten, die aus Kunststoff gebaut wurde. Alleine die Waschtürme sind 4,5 Meter breit und neun Meter hoch. Doch was genau war der Zweck dieser Anlage? „Das Problem waren die Gerüche, die beim Gießen von Motorblöcken entstanden sind“, erklärt Ingenieur Herbert Kohler, der damals neu als Doktorand zu Daimler Benz gekommen war. Bei der Fertigung wurden Sand und Kunstharze bei sehr hohen Temperaturen miteinander verbunden.

Dabei fielen sogenannte Crack- oder Spaltprodukte an, langkettige Kohlenwasserstoffe, die durch starkes Erhitzen entstehen. Diese Abgase wurden durch einen Abzug aus den Werkshallen nach draußen geleitet. „Es gab dadurch ein großes Geruchsproblem, vor allem in der Nachbarschaft zur Fabrik“, so Kohler weiter. Die Lösung war einfach, aber sehr effektiv: „Die Anlage arbeitet wie eine kommunale Kläranlage“, erklärt Reither. „Aus der Luft werden die Schadstoffe ins Wasser gebracht, und am Ende bleibt eine geringe Menge Schlamm übrig.“

Das System funktionierte, denn die Beschwerden aus der Nachbarschaft über Geruchsbelästigungen blieben aus. Die Kunststoffe, die für den Bau der Anlage verwendet wurden, stammten zum großen Teil aus Troisdorf, zum Beispiel von der damaligen Dynamit Nobel.

Das Modell der Abgasreinigungsanlage hat einen weiten Weg hinter sich. Nach seiner Fertigung stand es lange Zeit in einem Großraumbüro bei Daimler Benz in der Nähe von Stuttgart. Dann wurde es auf vielen Messen ausgestellt und stand später im Foyer der KT, bis es dann im Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg Troisdorf untergebracht wurde. Dort wird es nun nicht mehr gebraucht und es hat ein neues Zuhause im Musit gefunden. Die Leiterin des Museums, Pauline Liesen, freut sich über das neue Exponat, das zeigt, was Troisdorfer Firmen zur industriellen Entwicklung in Deutschland beigetragen haben. „Für die Stadt ist es lohnenswert, dieses Modell auszustellen“, so Liesen.

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