Museen in Troisdorf Ein Leben mit dem Bilderbuch

TROISDORF · Pauline Liesen leitet die Museen auf Burg Wissem. Der „Struwwelpeter“ prägte ihre Kindheit.

 Sieg ar Dr. Pauline Liesen Bilderbuchmuseum Troisdorf Burg Wissem

Sieg ar Dr. Pauline Liesen Bilderbuchmuseum Troisdorf Burg Wissem

Foto: Holger Arndt

Es war die berühmte Chance, auf die wohl viele hoffen. Für Pauline Liesen tat sich diese nach Stationen in verschiedenen Häusern im Jahr 2000 über eine so- genannte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auf. Die promovierte Kunsthistorikerin half im Bilderbuchmuseum Burg Wissem, Originale zu inventarisieren. Heute, 16 Jahre später, leitet die 48-Jährige das Bilderbuchmuseum und das ebenfalls auf Burg Wissem untergebrachte Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf (Musit). Und sie sprüht förmlich vor Begeisterung für beide Häuser.

„Es eröffnen sich fast täglich Facetten, von denen man gar nicht geahnt hat, dass es sie gibt“, sagt die Museumsleiterin. Im März saß sie beim Illustratoren-Festival in Köln auf dem Podium, im November reiste sie nach Tiflis, um Georgien auf seine Gastgeberrolle bei der Frankfurter Buchmesse 2018 vorzubereiten. Ihre Tage sind vollgepackt mit Arbeit – und mit vielen Überraschungen. Mal ist es eine Vitrine, die beim Aufbau einer Ausstellung zerbricht, mal ein Ehepaar, das unangemeldet mit einem großen Koffer in ihrem Büro steht. „Es war ein Musterkoffer mit Geduldsspielen des Troisdorfer Unternehmers Johann Albert Sawinsky“, erklärt Liesen. Und der Grundstein für eine Ausstellung im Musit über den Spielwarenhersteller, der seine Ideen Anfang des 20. Jahrhunderts von Troisdorf aus in die Welt getragen hat.

„Ich nehme mir immer ganz viel vor und schaffe es nie“, beschreibt Liesen einen ganz normalen Arbeitstag. Sie hat Kunstgeschichte in Bochum, Frankreich und Bonn studiert. Nach ihrer Promotion arbeitete sie für verschiedene Häuser, auch bei der „Dokumenta 11“. Als Museumspädagogin knüpfte sie 1999 erste Kontakte zum Bilderbuchmuseum, führte auf Honorarbasis durch die damalige Janosch-Ausstellung. Und blieb, um bei der Sortierung der Sammlung zu helfen. Ab 2004 stand sie ihrer Vorgängerin Maria Linsmann als Stellvertreterin zur Seite, sprang ein, als diese 2012 erkrankte. Sie arbeitet heute mit einem Team von 28 Mitarbeitern, davon 18 in fester Anstellung.

Gemeinsam versuchten sie, einen Bogen zwischen beiden Museen zu schlagen, Ausstellungen miteinander zu verknüpfen. „Wenn man sich darauf einlässt, fallen einem ganz viele Kombinationen ein“, sagt Pauline Liesen. In ihrem Büro stapeln sich Bilderbücher. Zusendungen der Verlage, teils auf Anfrage, teils ungefragt. „Ich lese gerne Bilderbücher“, verrät die Kunsthistorikerin, die in Siegburg wohnt. Alleine, aber auch mit ihren Kindern. Die sind zwölf und neun Jahre alt, fürs Bilderbuch aber nicht zu alt. „Ein gutes Bilderbuch hat Schichten, die kleine Kinder, größere Kinder und auch Erwachsene ansprechen und holt damit alle ab“, sagt Liesen.

Der „Struwwelpeter“ hat die 48-Jährige in ihrer Kindheit geprägt. „Weil es da eine Pauline gibt“, sagt sie mit einem Lächeln. Der Klassiker sei heute immer noch eines der meist verkauften Bilderbücher. Wie auch die „Raupe Nimmersatt“. „Bilderbücher sind in Deutschland sehr teuer, daher greifen viele auf das zurück, was sie selbst aus ihrer Kindheit kennen“, erklärt die Frau, die seit Dezember 2014 in den Museen auf Burg Wissem das Sagen hat. Es gebe aber auch moderne Klassiker. Axel Schefflers „Grüffelo“ etwa, oder Wolf Erlbruchs „Der Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat.“

Pauline Liesen bedauert, dass das Bilderbuch im Studium meist noch immer durchfällt. Den Germanisten habe es zu viele Bilder, den Kunsthistorikern zu viel Text. Auch bei den Illustratoren sei erst spät ein Bewusstsein für ihre Originale gewachsen. Rund 17 000 Originalillustrationen hat das Bilderbuchmuseum in seiner Sammlung. Darunter eine Dauerleihgabe von Janosch oder die Middelhauve-Sammlung, die auch Originale von Helme Heine oder Leo Lionni beinhaltet. Eben diese Illustrationen zeichnen das Haus aus. Immer wieder holt das Bilderbuchmuseum weitere Originale für Ausstellungen auf die Burg. Das Programm bis 2018 steht bereits. Zeit sich zurückzulehnen bleibt Pauline Liesen dennoch nicht. Aber eben das begeistert sie an ihrem Beruf: „Es wird nie langweilig.“

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