Auffangstation in Troisdorf Der Freundeskreis Eichhörnchen hilft Nagern in Not

Troisdorf · Seit 2018 gibt es in Troisdorf den Freundeskreis Eichhörnchen. Die Auffangstation hat nach den Winterstürmen und Dürren der Vorjahre gut zu tun.

 In der Auffangstation des Vereins Freundeskreis Eichhörnchen in Troisdorf werden Eichhörnchen aufgepeppelt und später ausgewildert.

In der Auffangstation des Vereins Freundeskreis Eichhörnchen in Troisdorf werden Eichhörnchen aufgepeppelt und später ausgewildert.

Foto: Thomas Heinemann

Die flinksten und vielleicht putzigsten Waldbewohner sind in Not: Eichhörnchen haben unter den Sturmschäden in den Wäldern, den Dürrefolgen der vergangenen Sommer und unter der wachsenden Population an Krähenvögeln gelitten. In solcher Not verlieren die Nager ihre Scheu vor Menschen. Dann kommen Bianca Siebertz und ihre Helfer vom Freundeskreis Eichhörnchen in Troisdorf ins Spiel: Der 2018 gegründete Verein mit 26 Mitgliedern hat im vergangenen Jahr eine eigene Auffangstation für verstoßene Jungtiere und verletzte Eichhörnchen in Betrieb genommen.

„Eigentlich wollte ich nur andere Auffangstationen unterstützen. Dann gab es im vergangenen Jahr einen heftigen Sturm und 26 Hörnchen – allesamt Flaschenkinder – brauchten sofort Hilfe“, berichtet die Tierschützerin und zeigt auf zwei Boxen, in deren weich gepolsterten Inneren sich gleich mehrere nur wenige Wochen alte Jungtiere gemütlich eingekuschelt haben. Ihre Kobel oder auch Kogel genannten Nester seien zerstört worden, sagt Bianca Siebertz. Sie berichtet: „Junge Eichhörnchen brauchen unglaublich viel Wärme. Ohne Schutz unterkühlen sie rasch. Und unterkühlte oder verletzte Eichhörnchen werden von der Mutter nicht mehr mitgenommen.“

Kein Wunder, dass sich die Hörnchen sofort an den Pullover ihrer vorübergehenden Ziehmutter kuscheln, als Bianca Siebertz eine Box öffnet und die buchstäblich federleichten Nagetiere behutsam auf die Hand klettern lässt. „Die sind jetzt fünf Wochen alt und werden ganz ruhig, wenn sie direkten Kontakt zu warmer Haut spüren.“

Mit spezieller Eichhörnchen-Aufzuchtmilch aus den Vereinigten Staaten, welche über einen Spezialhandel in Rotterdam bezogen wird, päppeln die Tierschützer die kleinen Hörnchen auf. „Von normaler Milch bekommen Eichhörnchen Bauchkrämpfe und Durchfall. Auch Eicheln vertragen sie nicht“, sagt Bianca Siebertz. „Wer Eichhörnchen im Garten oder im Wald füttern will, kann Hasel- oder Walnüsse, Sonnenblumenkerne oder kleine Obststücke bereithalten. Jungtiere brauchen Nüsse ohne Schale, ältere Tiere dagegen Nüsse mit Schale, damit sie sie für den Winter verstecken können.“

Füttern sei ausdrücklich erwünscht, betont die Tierschützerin: „Im Spicher Wald haben wir große Auswilderungs-Volieren, in denen wir die gesundeten Eichhörnchen im Alter von etwa neun Wochen an die Umgebung gewöhnen. Dort stehen auch unsere Futterstellen. Durch die Trockenheit gab es in den vergangenen Jahren weniger Nüsse, weniger Waldfrüchte und kaum Pilze.“

Und das habe für die Hörnchen drastische Folgen: „Wir erhalten immer wieder Tiere, die bis auf die Knochen abgemagert sind. Einige sind so schwach, dass sie keine normale Nahrung mehr annehmen. Es ist bestürzend, wenn man ein erwachsenes Tier mit einem Gewicht von gerade einmal 80 Gramm in den Händen hält, das eigentlich 350 bis 400 Gramm wiegen müsste.“

Etwa 80 Prozent der Jungtiere würden derzeit bereits im ersten halben Jahr sterben, so die Tierschützerin, „durch Hunger, aber auch durch Krähen und Katzen im Wald“. Ihre Arbeit finanzieren die 26 Vereinsmitglieder mit Eigenleistung, Mitgliedsbeiträgen und überwiegend durch Spenden. Spenden für Wildtiere zu sammeln sei schwer, sagt die Vereinsvorsitzende: „Denn es sind und bleiben Wildtiere. Wir haben keinen Streichelzoo, uns kann man nicht besuchen und die Tiere werden ausgewildert und verschwinden dann im Wald.“

Doch die 300 Euro teure Milchlieferung oder ein rund 500 Euro teurer großer Sack Haselnüsse wollen ebenso bezahlt werden wie dutzende Einwegspritzen für die zum Teil stündlichen Fütterungen der jüngsten Exemplare, Hygieneartikel, Kratztonnen und die täglichen Waschmaschinenladungen der Decken und Tücher aus den Boxen und Volieren. Bianca Siebertz: „Wie jeder Tierschutzverein können wir wirklich jeden Cent gut gebrauchen.“

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