Neubau für Opfer häuslicher Gewalt Troisdorferin schafft neues Heim für das Frauenhaus

TROISDORF · Eine anonyme Freundin des Vereins "Frauen helfen Frauen" will mit einem Neubau mehr Platz für die Opfer von häuslicher Gewalt schaffen. Statt 300 sollen den Frauen dann 750 Quadratmeter zur Verfügung stehen.

 Freude über die Unterstützung: Michiko Park im Gespräch mit einer Bewohnerin des Troisdorfer Frauenhauses.

Freude über die Unterstützung: Michiko Park im Gespräch mit einer Bewohnerin des Troisdorfer Frauenhauses.

Foto: Nadine Quadt

Sie versteht sich selbst als Freundin des Hauses, als Wegbegleiterin und Türöffnerin. Seit acht Jahren ist sie dem Verein „Frauen helfen Frauen“ und dem von ihm betriebenen autonomen Frauenhaus in Troisdorf eng verbunden, unterstützt das Haus, wo es geht. Mit ihrem Engagement geht die Troisdorferin, die anonym bleiben möchte, nun noch einen Schritt weiter. Zusammen mit ihrer Familie baut sie ein auf die Bedürfnisse der Einrichtung abgestimmtes, neues Haus, das sie dem Verein dann vermietet. Damit endet für das Team von „Frauen helfen Frauen“ eine lange Suche.

Der Wunsch nach einer neuen, vor allem größeren Unterkunft für ihre bislang in einem Einfamilienhaus untergebrachte Einrichtung reift schon länger in Michiko Park und ihren Mitstreiterinnen. Er war eines der zum 25. Geburtstag im vergangenen Jahr selbst gesteckten Ziele. „Es gibt bei uns kaum Rückzugsmöglichkeiten“, sagt die Sozialpädagogin, die zusammen mit sechs Kolleginnen im Kinder- und Frauenschutzhaus arbeitet.

Acht Frauen und zwölf Kinder leben in Troisdorf auf engem Raum zusammen. Sieben Zimmer verteilt auf zwei Etagen, zwei Badezimmer für alle und eine Gemeinschaftsküche, in der an diesem Nachmittag Frauen und Kinder zusammen Kuchen essen. Jede Frau hat ihren Kühlschrank und ihren Küchenschrank. Zudem gibt es zwei Gemeinschaftsräume. Alles auf insgesamt 300 Quadratmetern.

Lösung im Sommer scheiterte an Vermieterin

„Das Konfliktpotenzial ist groß, wenn so viele verschiedene Frauen aus unterschiedlichen Kulturkreisen zusammenleben“, sagt Park. Am Anfang seien alle froh, der Gewalt zu Hause entkommen zu sein und Schutz gefunden zu haben. Viele müssten aber sehr viel länger bleiben, als sie wollten, da sich die Wohnungssuche schwierig gestaltet. „Und alle brauchen sie sehr viel mehr als einfach nur einen Wohnraum“, sagt Park. „So ein Chaos ist der Situation, in der sich die Frauen befinden, nicht angemessen“, findet auch die Freundin des Hauses.

Im vergangenen Spätsommer war schon einmal ein Ausweg aus der Enge zum Greifen nah. Wie berichtet, hatte der Verein das Angebot, ein größeres Haus in Siegburg mieten zu können. Ende August wandte er sich daher an den Sozialausschuss des Kreises mit der Bitte, den Tageszuschuss für die untergebrachten Frauen und Kinder zu erhöhen, um so die höheren Kosten auffangen zu können. Die Zeit drängte, da die potenzielle Vermieterin eine schnelle Zusage haben wollte.

Die politische Entscheidung sollte der Kreisausschuss im September fällen. Fünf Tage vorher kam die Absage der Vermieterin. „Als mich diese Nachricht erreichte, saßen wir zusammen“, sagt Michiko Park und blickt auf ihre Unterstützerin. In dieser reifte in diesem Augenblick der Gedanke, selbst zu helfen.

„Meinen Kindern und Enkelkindern geht es gut, daher sehe ich es als meine Verpflichtung an, nach denen zu schauen, denen es nicht gut geht“, erklärt die Troisdorferin. Dem Frauenhaus in seiner Platznot zu helfen, sei für sie naheliegend gewesen. Das sah auch der zu Hause einberufene Familienrat so.

Davon erfuhr Park am Tag nach der Absage. „Sie wollte sofort wissen, wie unser Bedarf aussieht“, erinnert sie sich. Den sollen künftig kleine Appartements mit eigenem Bad und Kochnische erfüllen. „Jede Frau soll mit ihren Kindern ihren eigenen kleinen Schutzraum haben“, sagt die Freundin des Frauenhauses. Zudem solle es aber auch weiterhin Räume der Begegnung geben, wie ein Spielzimmer oder auch Orte für Beratungsgespräche.

Grundstück ist bereits gefunden

Ein Grundstück ist bereits gefunden. Nun geht es in die konkrete Planung. „Das Haus wird rund 750 Quadratmeter haben“, verrät die Unterstützerin. „Wir wollen alles genau auf die Bedürfnisse der Einrichtung abstimmen“, sichert sie zu. Ende 2020 soll es stehen. Und könnte dann auch zugleich Raum für etwa vier zusätzliche Plätze schaffen.

Der Landeszuschuss sei bereits sicher, sagt Michiko Park. Nun müsse der Verein das Gespräch mit dem Rhein-Sieg-Kreis suchen. Wie berichtet, arbeitet der gerade an einem Gesamtkonzept zum Schutz von Frauen und Kindern vor häuslicher Gewalt. Ein Ziel ist es, das Angebot an Schutzplätzen in der Region auszubauen.

Die Vorfreude auf das neue Zuhause ist im Troisdorfer Kinder- und Frauenschutzhaus allgegenwärtig. „Es ist toll, dass wir jetzt in Troisdorf bleiben“, sagt Michiko Park. „Und es ist ein schönes Gefühl, dass unsere Arbeit wertgeschätzt wird.“

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