Cap-Anamur-Gründer Denkmal für Rupert Neudeck in Troisdorf eingeweiht

TROISDORF · Seit Samstag erinnert ein Denkmal in Troisdorf an Rupert Neudeck, den Gründer der Hilfsorganisation Cap Anamur. Zur Einweihung kamen rund 600 Festgäste, darunter Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, Neudecks Witwe Christel und viele ehemalige Boat-People.

Vor zwei Jahren ist Rupert Neudeck gestorben, nun erinnert ein Denkmal an den Gründer von Cap Anamur. Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble war am Samstag persönlich nach Troisdorf gekommen, um Neudeck zu würdigen und sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. „Das radikale Leben beginnt mit der Einsicht, dass alles zu ändern ist, wenn wir uns ändern“, sagte Schäuble unter großem Beifall vor mehr als 600 Festgästen, die an die Burg Wissem gekommen waren, wo das Denkmal seinen Platz gefunden hat. Der Satz stehe zwar nicht auf dem Denkmal, aber passe gut zu Neudeck, denn er habe diesen Satz nicht nur gesagt, sondern auch danach gelebt, so der Bundestagspräsident: „Ein radikales Leben als Rebell aus Nächstenliebe.“

Auch John Meister erinnerte als Vertreter der vietnamesischen Gemeinde in Deutschland daran, dass Neudeck ein „mutiger Mensch war. Und darum steht auch der Wahlspruch seiner Geburtsstadt Danzig auf dem Denkmal: Weder furchtsam noch tollkühn.“ Deutschland habe als „freies und gerechtes Land den Vietnamesen Identität und Heimat“ gegeben. Das Denkmal sei ein Wunsch der früheren Boat-People gewesen, es möge die Erinnerung wachhalten an einen „Kompass der Menschlichkeit“.

Kompass der Menschlichkeit

Troisdorfs Vizebürgermeister Rudolf Eich warf einen Blick zurück ins Jahr 1979, als Troisdorf die ersten 50 vietnamesischen Flüchtlinge in Deutschland überhaupt aufnahm und an viele Aktionen in der Stadt, die folgten: Etwa die Benennung einer Hauptschule nach Rupert Neudeck, die Aufstellung eines Flüchtlingsbootes oder des Gedenksteins, der an die vielen Hunderttausend Vietnamesen erinnert, die auf der Flucht vor dem Terrorregime im südchinesischen Meer ertranken.

Der ehemalige Flüchtling Tan Thai Ong berichtete von der Rettung durch Neudeck: „Es war wie eine zweite Geburt für uns, als wir auf einem sicheren Schiff waren und in Deutschland aufgenommen wurden.“ Noch einmal Wolfgang Schäuble: „Das wirkliche Gedenken, die bleibende Erinnerung an den Intellektuellen, den Humanisten und Aktivisten, hat einen anderen Ort gefunden. Das beweist dieses Denkmal. Rupert Neudeck lebt weiter in den Gedanken und Herzen der Menschen, die er gerettet hat. Und in Erinnerung aller, deren Entrüstung und deren Mitleid er in Tatkraft verwandeln konnte.“ Denn Neudeck sei einem „moralischen Imperativ“ gefolgt und habe sich als Mitarbeiter des Deutschlandfunks wortgewaltig und hartnäckig für die Belange der „Habenichtse“ starkgemacht.

Neudecks Gewissen war ihm Befehl

Dass Neudeck die Überlebenden nach Deutschland brachte, „war mehr als ein Akt der Barmherzigkeit. Es war ein rebellischer Akt – die Aufnahme der Flüchtlinge politisch hochumstritten“, erinnerte Schäuble. „Auch in der Politik waren es am Ende Einzelne, wie der damalige CDU-Ministerpräsident von Niedersachsen, Ernst Albrecht, die den Unterschied machten, die Flüchtlinge aufnahmen und Kontingente vereinbarten.“ Norbert Röttgen, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, formulierte es so: „Neudecks Gewissen war ihm Befehl. Einen solchen Menschen wie Rupert Neudeck gibt es nur einmal, ihn gilt es als Vorbild anzunehmen.“

Wie sehr die vietnamesische Gemeinde in Deutschland angekommen ist, war nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören: Die Festgäste sangen die deutsche und die vietnamesische Nationalhymne, letztere als Erinnerung an die frühere Heimat. Danach trat der Chor der Heilig-Geist-Gemeinde Hamburg unter Leitung von Son-Lam Nguyen mit „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ auf – eine Verbeugung vor dem tiefgläubigen Katholiken Neudeck.

Die Familie zeigt sich bewegt und berührt

Das Denkmal – geschaffen vom Aachener Künstler Joost Meyer – enthüllten Neudecks Witwe Christel, Rudolf Eich und Thomas Huan Nguyen. Dutzende bunter Luftballons stiegen in den Himmel und Ruperts Sohn Marcel Neudeck machte deutlich, wie sehr er und seine Familie „bewegt und berührt“ von der Feier waren. Er begrüßte die Gäste mit „liebe Brüder, Schwestern, Onkel und Tanten, liebe Mama“. Ob sein Vater indes ein selbstloser Mensch gewesen sei, vermöge er nicht zu sagen. Aber auf jeden Fall „war er ein glücklicher Mensch“.

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