Erdreich am ehemaligen Rottweil-Schießstand muss abgetragen werden 700 Tonnen Bleischrot werden entsorgt

TROISDORF · Nur Reste von Fundamenten und einige alte Wurfmaschinenhäuser lassen erkennen, wo mehr als 80 Jahre auf Tontauben geschossen wurde, Jäger geprüft und Wettkämpfe abgehalten wurden. Bis 2012, als der Schießbetrieb eingestellt wurde.

 Das Gelände mit dem früheren Niederhaus des Skeetstandes auf dem Rottweil-Schießstand will André Bade sanieren lassen.

Das Gelände mit dem früheren Niederhaus des Skeetstandes auf dem Rottweil-Schießstand will André Bade sanieren lassen.

Foto: Hans-J. Wimmeroth

Auf dem Rottweil-Schießstand auf dem ehemaligen Dynamit-Nobel-Gelände hatten zahllose Jäger und Sportschützen ihre Freude. Das bereitet der Stadt und der Tropark-GmbH heute Kummer. Denn nach Einschätzung der Tropark sind auf dem Gelände rund 700 Tonnen Bleischrot zu finden. Deshalb wird das Industriegelände nun für rund 3,9 Millionen Euro saniert.

Weil die erlaubten Bleischrote bis zu 250 Meter weiter fliegen konnten, liegen die kleinen Körner auch im Wald hinter dem eigentlichen Schießgelände.

Unmittelbar vor dem früheren Trap-Bunker finden sich auch bis in sechs Meter Tiefe sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), die vermutlich auch aus früher dort irgendwo verbauten Eisenbahnschwellen stammen, deren Historie indes nicht bekannt ist, wie André Bade, Leiter Umweltschutz bei der TroPark, gestern erklärte. Zudem gibt es auch PAK-Belastungen durch die Reste von bestimmten Tontauben, die früher beschossen wurden.

In den vergangenen Jahren wurden umfangreiche Untersuchungen und Beprobungen von unabhängigen Sachverständigen in Sachen Boden, Grund- und Sickerwasser durchgeführt. Dabei sollte der genaue Umfang der Sanierung eingegrenzt werden. Zum Teil mit ganz neuen Methoden, wie Tropark-Geschäftsführer Jens Hülstede erklärte.

Etwa mit sogenannten Saugkerzen, mit denen Sickerwasser aus dem Boden geholt werden kann. Hülstede und Bade stellten fest, dass es aktuell keine signifikante Belastung des Grundwassers durch Blei und andere Schadstoffe gebe. Allerdings stelle das Gelände eine mögliche Quelle für eine Grundwasserbelastung dar.

Wie lange Bleireste indes brauchen, um bis ins Grundwasser zu gelangen, vermag niemand zu sagen. "Das kann noch Jahrzehnte dauern, aber irgendwann kommt es", zeigte sich Bade überzeugt. In einem Kernpunkt hinter dem früheren Schießstandgelände liegen noch heute die mittlerweile oxidierten Bleischrote so dicht herum, dass Bade und Hülstede dort von etwa 500 Gramm Blei pro Kilogramm Boden ausgehen.

Insgesamt umfasst die zu sanierende Fläche 5,3 Hektar. Das Gelände ist in zwei Zonen eingeteilt, die sogenannte Industriefläche misst 1,7 Hektar, die Streuzone 3,6 Hektar. Das Industriegebiet wird durch Ausbaggern und Entsorgung saniert. Die andere Fläche durch Bodenabtragung. Im Herbst wird mit der Industriefläche begonnen, mit der Streuzone nach der Vogelschutzzeit im Herbst 2016. Bäume müssen gefällt werden, neue werden aber gepflanzt, um den dort lebenden Zauneidechsen einen geeigneten Lebensraum zu bieten.

Die Kosten für die Sanierung werden mit 3,9 Millionen Euro angegeben, die von der Tropark als Eigentümerin getragen werden. Die Industriefläche wird später erweitert, um aus den Verkaufserlösen einen Beitrag zur Refinanzierung der Sanierungskosten zu erwirtschaften.

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