Kriminalität in Troisdorf Über 400 Fahrräder verschwinden aus Lager

Troisdorf · Diebstahl, Urkundenfälschung, Hehlerei: Seit gestern müssen sich vier Männer vor dem Siegburger Amtsgericht verantworten.

Seit Montag läuft bei einem Schöffengericht im Amtsgericht Siegburg unter Vorsitz von Richter Hauke Rudat ein Prozess gegen vier Männer, denen Diebstahl, Beihilfe zum Diebstahl, Urkundenfälschung und Hehlerei vorgeworfen wird. Ein fünfter Angeklagter soll Anfang des Jahres verstorben sein. Der Beschuldigte fehlt dem Gericht, weil er – so Rudat – Ross und Reiter hätte nennen können. Das Verfahren gegen den Mann wurde somit von der Verhandlung abgetrennt.

Im August und September 2016 hatte das Quintett Fahrräder aus dem Lager eines großen Händlers in Troisdorf-Spich entwendet. Laut Staatsanwaltschaft soll es sich um 429 Fahrräder oder E-Bikes gehandelt haben. Das Diebesgut soll dann in ein eigens angemietetes Lager in Rheinbach verbracht und von dort aus über verschiedene Internetportale günstig verscherbelt worden sein. Auf die Spur der Täter kam die Polizei, weil ein Kollege eines Täters misstrauisch geworden war und die Behörden informierte. Video- und Telefonüberwachung sowie polizeiliche Scheinkäufe führten schließlich zur Überführung der Bande. Zuerst hatte Richter Rudat nach den Lebensverhältnissen der Angeklagten gefragt. Die meisten sind ohne Schulabschluss und ohne Ausbildung und zum Teil arbeitslos.

Anschließend zogen sich Gericht, Staatsanwaltschaft und die Verteidiger zu einem Rechtsgespräch zurück. Nach dessen Ende hoffte Verteidiger Max Ziemer auf ein schnelles Ende des Prozesses. Dem war aber nicht so, denn einer der Haupttäter, ein ehemaliger Mitarbeiter des Fahrradhändlers – zunächst Ziel intensiver Einvernahme durch das Gericht und die Staatsanwaltschaft – erzählte zwar viel, aber nicht Nachvollziehbares. Der Mann arbeitete als Lagerist in dem Lager in Spich. Wie er dem Gericht erklärte, habe er sich sogar zum Lagerleiter hochgearbeitet. Ja, der Anklagevorwurf sei richtig, er habe die Fahrräder an Leute weiter gegeben, die er nicht kenne. Auch könne er sich nicht erinnern, wie viele Zweiräder er aus dem Lager heraus an die Unbekannten gegeben habe.

„Ich bin in dem Moment nicht bei mir gewesen“, versuchte er dem Gericht zu erklären. Er gab vor nicht einmal zu wissen, ob er seinerzeit allein in dem Lager gearbeitet hatte oder ob da noch Kollegen anwesend waren.

Bei den insgesamt drei Besuchen der „unbekannten Fahrradfreunde“, sei er einmal mit dem Dienstlieferwagen voller Räder hinter ihnen hergefahren. Laut Schilderung wohl in eine Seitenstraße der Belgischen Allee in Spich. Auch bei intensivster Nachfrage durch Richter Rudat wollte der Mann sich nicht erinnern, wohin er denn überhaupt gefahren sei. Die drei Männer, nach Schilderung des Angeklagten dunkelhäutig, einer „zigeunermäßig“ und einer mit russischem Akzent, hätten ihn dann wieder fortgeschickt. Beim dritten Besuch des Trios habe er dann versucht, hinter dem Lkw dieser Männer herzufahren, er wisse aber nicht, wo er da überhaupt gefahren sei.

Wie er denn an dieses Trio gekommen sei, wollte das Gericht wissen. Auch zu diesem Thema stammelte der Angeklagte herum. Die hätten ihn bedroht, sogar gedroht „dann siehst du deine Tochter nicht wieder“. Aber er habe das alles nicht so ernst genommen, darum habe er auch seinen Chef nicht informiert. Schließlich aber kam doch etwas heraus: Er kannte die drei Mittäter aus einer Spielhalle, und da hakte Rudat intensiv nach, ob er denn Schulden bei ihnen gehabt habe. Das stritt der Angeklagte zum Ende des gestrigen Prozesstages indes ab. Genaueres wird man in Kürze erfahren: In drei Wochen wird vor dem Schöffengericht weiter verhandelt.

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