Kreiswirtschaftsförderer fordert Umdenken So können im Rhein-Sieg-Kreis mehr Wohnungen geschaffen werden

Rhein-Sieg-Kreis · Der Wohnraum im Rhein-Sieg-Kreis ist knapp. Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler gibt in seinem umfangreichen Papier eine ganze Reihe von möglichen Handlungsinstrumenten zur Hand.

 Die "eine Lösung" gibt es nicht, sagt Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler über den Wohnungsbau (Archivfoto).

Die "eine Lösung" gibt es nicht, sagt Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler über den Wohnungsbau (Archivfoto).

Foto: Meike Böschemeyer

Es wird immer schwieriger, den Wohnbedarf zu bedienen. Schon deshalb wird der Geschosswohnungsbau im Rhein-Sieg-Kreis stärker in den Fokus rücken. Aber er ist auch nötig, um barrierefreie Wohnformen für Ältere anbieten zu können, sagt Kreiswirtschaftsförderer Hermann Tengler. Der Bedarf lasse sich nicht nur über die Ausweisung von neuen Baugebieten decken, sondern auch durch eine konsequente Baulückenschließung.

Tengler gibt den Kommunalpolitikern in seinem umfangreichen Papier eine ganze Reihe von möglichen Handlungsinstrumenten zur Hand. Klar ist lediglich, dass man mit dem zur Verfügung stehenden Grund und Boden sparsam umgehen muss. Ein Beispiel: Zögen Ältere verstärkt in barriere- und altersgerechte Wohnungen, würden ihre Häuser für junge Familien frei. Dadurch könnten enorme Flächen gespart werden. "Wenn dies bis 2030 zum Beispiel für zehn Prozent der älteren Haushalte gelänge, würde insgesamt 200 Hektar weniger Bauland benötigt", so Tengler. Der Mobilisierung und Sicherung von Wohnbauflächen müsse weiterhin "höchste Priorität zukommen".

Szenarien für die räumliche Entwicklung bis 2040

Das alles sei aber nur in einer "kontinuierlichen interkommunalen Zusammenarbeit" zu erreichen. Im Bereich der Wohnbauflächenentwicklung besteht das Projekt Neila (Nachhaltige Entwicklung durch interkommunales Landmanagement) unter der Regie des Vereins Region Köln/Bonn, der Szenarien und Zielbilder für die räumliche Entwicklung der Region Köln/Bonn im Zeithorizont bis 2040 erstellt. Das Konzept soll in den nächsten Tagen vorgestellt werden. Dabei geht es darum, den Bedarf zu koordinieren, Wohnungsbau-, aber auch Gewerbeflächen zu ermitteln und entsprechende städtebauliche Instrumente zur Steuerung zu erarbeiten.

Die Gesetze geben den Kommunen da so manches Instrument an die Hand - zum Beispiel das sogenannte Baugebot. Danach kann die Bebauung eines Areals von Grundeigentümern erzwungen werden, wenn das im öffentlichen Interesse ist. Die Schließung von Baulücken könne ebenso angeordnet werden wie die Sanierung und Nutzbarmachung leer stehender Gebäude. Tengler und sein Team haben eine ganze Reihe von Instrumentarien zusammengefasst, die bis zur Möglichkeit der Enteignung reichen.

Beispielen aus anderen Regionen

Besonders aufschlussreich sind auch eine Reihe von Beispielen aus anderen Regionen, wie Wohnraum geschaffen und verödete Innenstädte oder Randgebiete belebt werden können. Im brandenburgischen Luckenwalde etwa entstand eine Stadtbibliothek im Bahnhofsgebäude, ein historisches Feuerwehrhaus wurde zu einem Bürokomplex. In Halle an der Saale wurden leer stehende Häuser aus der Zeit des Mittelalters zwangsversteigert und in ein interessantes Komplexprojekt integriert, wo Wohnen, Handel und Arbeiten zusammengefasst wurden. Aus einem Bauernhof in Schäftersheim im Taubertal wurde ein ökologischer Vorzeigeort zum Wohnen und Arbeiten, wo auch ein Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft entstand. Für Tengler steht fest: "Es braucht auch im Rhein-Sieg-Kreis ein Umdenken im Wohnungsbau."

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