Repair-Café in Siegburg Zweite Chance für kaputte Schätze

Siegburg · Man muss nicht immer alles wegschmeißen. Vieles lässt sich auch noch reparieren. Mit dieser Botschaft öffnet das Repair-Café Siegburg im Haus der Diakonie an einem Samstag im Monat seine Pforten. GA-Mitarbeiterin Sofia Grillo hat ihre Dienste als Schneiderin angeboten. Helfer werden noch gesucht.

Man muss nicht immer alles wegschmeißen. Vieles lässt sich auch noch reparieren. Mit dieser Botschaft öffnet das Repair-Café Siegburg im Haus der Diakonie an einem Samstag im Monat seine Pforten. Abgelegte, schon längst abgeschriebene oder gerade erst kaputtgegangene Geräte und Gegenstände werden dort in Augenschein genommen von ehrenamtlichen Bastlern – und wenn möglich auch gleich repariert. Jede helfende Hand ist willkommen. Das Café sucht noch nach weiteren Mitarbeitern.

Ich habe den Job als ehrenamtliche Bastlerin ausprobiert und mein Know-How als langjährige Hobbyschneiderin angeboten. Mein Arbeitstag beginnt mit einem Frühstück. Die Atmosphäre ist familiär. „Wir sprechen uns alle mit Vornamen an. Ich bin Roland“, sagt mein Sitznachbar Roland Schneider. Bei einer Tasse Tee erzählt mir der Niederkasseler, dass er schon seit der Eröffnung des Repair-Cafés in Siegburg im Januar 2014 dabei ist. Roland ist Rentner, hat aber früher als Elektroniker gearbeitet.

Als Neuling bin ich im Café keine Minute allein. Das Team, das hauptsächlich aus Männern im Ruhestand besteht, hat unzählige Gesprächsthemen. So auch Hans-Werner Jost aus Lohmar. „Die Leute bringen alles mit, was sie so tragen können. Hauptsächlich elektronische Geräte. Mein außergewöhnlichster Gegenstand war ein Abbruchhammer.“ Jost erklärt mir mit viel Ruhe und Worten den technischen Fehler des Baustellengeräts und wie er ihn behoben hat.

Herbert Karich kommt zu mir und lässt sich über Markenprodukte aus, die schon so gebaut würden, dass sie kaputtgehen müssten. Der 82-jährige Siegburger ist der Älteste unter den Bastlern. Früher hat er als Prüfer von Luftfahrzeugen gearbeitet. Sein geballtes Wissen versucht er mir innerhalb kurzer Zeit zu vermitteln. Ich komme bei all den technischen Begriffen nicht mehr mit. So schnell wird aus mir wohl keine Elektronikerin.

Noch habe ich nichts zu tun, die Männer jedoch sehr wohl: Nach einer halben Stunde sind schon mehr als zehn technische Geräte in Bearbeitung oder in der Warteschlange. Zeit für mich, den Bastlern auf die Finger zu schauen. Mir fällt Dennis Heger auf, der mit seinen zwölf Jahren mit Abstand der Jüngste ist. Er macht sich gemeinsam mit seinem Onkel Bernd Markiefka an einem CD-Player zu schaffen. Das Lämpchen der On/Off-Anzeige leuchtet nicht mehr. Onkel und Neffe sind ganz vertieft auf der Suche nach einer letzten Schraube, die es ihnen erlaubt, das Gerät zu öffnen. Das kann wohl noch länger dauern.

Ich habe jetzt endlich meine erste Kundin. Die 72-jährige Marianne Koch kommt auf mich zu. Ich schaue mir gemeinsam mit ihr die blaue Fleecejacke an, die sie jedes Jahr an Karneval trägt. „Die ist mir einfach zu weit. Wie kann ich denn hier die Ärmel enger machen?“, fragt die Siegburgerin. Ich bin erleichtert. Meiner ersten Kundin kann ich ohne Probleme weiterhelfen. Danach erkläre ich ihr, wie sie bei einem selbst genähten Oberteil die Kanten im Ausschnitt versäubern kann.

Auch bei meinem nächsten Auftrag bleibe ich Beraterin: Hildegard Mosig hat ihren Akkordeon-Rucksack mitgebracht. Eine Naht ist gerissen. Ich tüftle mit ihr aus, wie sie die offene Stelle mit einem Flicken überdecken kann, so dass die Tasche weiterhin stabil genug bleibt, um das Akkordeon zu tragen.

„Hier geht es nicht nur ums Reparieren. Wir sind eine Begegnungsstätte. Wir können hier Wissen teilen und weitergeben“, sagt Julia Oberdörster. Die 31-Jährige hat das Repair-Café ins Leben gerufen und leitet es seitdem. Mit welchen Voraussetzungen kann man im Repair-Team arbeiten? „Wir brauchen hier Menschen jeder Art. Da muss man nicht unbedingt handwerklich begabt sein“, sagt sie mir. Sie sucht auch Mitarbeiter, die die Kunden in Empfang nehmen und sich um sie kümmern. Zudem sucht das Repair-Café noch einen Helfer, der Fahrräder reparieren kann.

Ich schaue nochmal rüber zu Dennis und Bernd. Sie haben den CD-Player reparieren können. Vor allem Dennis ist stolz, es war seine erste Reparatur. „Ich habe gesehen, dass der Kontakt von dem kaputten Lämpchen verbogen war“, erzählt er mir. Er will auf jeden Fall wieder ins Repair-Café kommen. Das kann ich gut verstehen. Hier basteln Freunde gemeinsam. Sie helfen, beraten und assistieren sich gegenseitig. Das ist das Rezept für die vielen Reparaturerfolge im Repair-Café.

Das Repair-Café in Siegburg freut sich über jede weitere helfende Hand. Wer mitmachen möchte, kann sich bei der Freiwilligen-Agentur melden, per E-Mail an freiwilligen-agentur@diakonie-sieg-rhein.de oder unter 0 22 41/2 52 15 20.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort