Im Rhein-Sieg-Kreis Zahl der obdachlosen Frauen nimmt deutlich zu

Siegburg · Wohnungslosenhilfe des Rhein-Sieg-Kreises verzeichnet mehr als doppelt so viele Fälle wie noch vor vier Jahren. Eine Notschlafstelle finden Obdachlose im Don-Bosco-Haus in Siegburg.

 Eine obdachlose Frau schiebt einen Einkaufswagen mit ihren Habseligkeiten.

Eine obdachlose Frau schiebt einen Einkaufswagen mit ihren Habseligkeiten.

Foto: picture alliance/dpa

486 Frauen betreute der Fachbereich Wohnungslosenhilfe des katholischen Vereins für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis (SKM) im Jahr 2018. Damit wird die Betreuung von obdachlosen Frauen im Kreis immer wichtiger. Bert Becker, Fachbereichsleiter beim SKM, informierte im Ausschuss für Soziales, Gleichstellung und Integration des Kreises über die Arbeit in der Obdachlosenhilfe.

„In den letzten Jahren ist auf dem Wohnungsmarkt einiges passiert. Vor allem bei den Frauen“, sagte Bert Becker, Fachbereichsleiter der Wohnungslosenhilfe. Waren es 2014 noch 218 Frauen, habe die Fachstelle 2018 bereits 486 Frauen betreut. Die Zahl der von der Wohnungslosenhilfe betreuten Frauen hat sich demnach in diesen vier Jahren mehr als verdoppelt.

Der Fachbereich Wohnungslosenhilfe des katholischen Vereins für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis umfasst unterschiedliche Bereiche. Mit der Fachberatungsstelle für Wohnungslose und von Wohnungslosigkeit bedrohten Personen bieten die Experten ambulante Soforthilfemaßnahmen, damit das Lebens- und Wohnumfeld wieder stabilisiert werden kann. Neu im Programm ist die Wohnungsnotfallhilfe, die Menschen bei Mietschulden, Kündigungen, Räumungsklagen oder Zwangsräumungen beratend zur Seite steht. Neben Angeboten des Betreuten Wohnens und des Streetworks mit Menschen, die vom System noch nicht erreicht werden konnten, steht als zentrales Angebot die Notschlafstelle im Don-Bosco-Haus in Siegburg.

An 365 Tagen im Jahr haben wohnungslose Personen dort die Möglichkeit, für die Nacht unterzukommen. Ab 18 Uhr kann man sich in eine Anwesenheitsliste eintragen, dann dürfen die Obdachlosen bleiben und kriegen in der Regel drei Mahlzeiten dazu. Im Don-Bosco-Haus gebe es auch einen Schlafbereich extra für Frauen, so Bert Becker. 2018 übernachteten 241 Personen in der Notschlafstelle, 42 davon waren Frauen. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 waren es 24 Frauen, die in der Notschlafstelle im Don-Bosco-Haus Unterschlupf suchten.

Oftmals seien auch Frauen darunter, die in den Frauenhäusern abgewiesen wurden. „Mit Kindern kann man bei uns aber nicht übernachten. Wir nehmen auch Drogenabhängige und Alkoholiker auf, da passen Kinder und Jugendliche nicht rein“, berichtete Becker.

Gegen die steigenden Zahlen der Obdachlosen helfe allen voran sozialer Wohnungsbau: „Wir müssen bauen, bauen, bauen. Viele Leute sind dabei, die mit erschwinglichem Wohnraum ihre Situation verbessern könnten“, so Becker. Andererseits gebe es auch Obdachlose, die laut Becker nicht mehr „wohnfähig“ sind. Bis zu einem gewissen Maße müsse man sich als Gesellschaft daran gewöhnen.

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