Tag der offenen Klöster Wolsdorfer Schwestern gewähren Blick hinter Klostermauern

SIEGBURG · Mit 37 Jahren noch einmal ganz neu anzufangen und das gewohnte Leben aufzugeben, war keine leichte Entscheidung. Schwester Maria Lucia Barbier (50) machte sich lange Gedanken, führte viele Gespräche und entschied sich "erst nach drei Anläufen", einem Orden beizutreten.

 In der Kapelle: Die Schwestern des Konvents Pauline von Mallinckrodt beim Gebet.

In der Kapelle: Die Schwestern des Konvents Pauline von Mallinckrodt beim Gebet.

Foto: Holger Arndt

Dabei hatte sie als Erzieherin in einem Kindergarten einen guten Job, ihre eigene Wohnung und ein Auto. "Materiell war ich versorgt", sagt sie, "aber mir fehlte etwas." Ihren Platz im Leben fand sie schließlich im Kloster. Davon will die "Spätberufene", die seit Februar dieses Jahre als Oberin dem Konvent Pauline von Mallinckrodt vorsteht, beim bundesweit ersten Tag der offenen Klöster berichten, zusammen mit den drei Schwestern Kunigunde (72), Wiltrud (72) und Beatrix (70) Besuchern einen Blick in die Räumlichkeiten gewähren und Auskunft darüber geben, welche Wege sie ins Kloster geführt haben.

Auch über das spirituelle Leben, das ihnen laut Maria Lucia ganz wichtig ist. "Wir stellen zunehmend fest, dass unsere Lebensform aus der gesellschaftlichen Wahrnehmung immer mehr verschwindet", so die Oberin. Jeder könne sich am Samstag selbst ein Bild davon machen, "wie der Klosteralltag im 21. Jahrhundert aussieht". Selbst ihr Freundeskreis sei nämlich bei der Neuigkeit über ihren Ordensbeitritt "geschockt" gewesen, weil er geglaubt habe, sie sitze ab sofort hinter vergitterten Fenstern und komme nicht mehr heraus.

Alle Schwestern wohnen zwar in einer geschlossenen Gemeinschaft, haben aber deswegen nicht den Kontakt nach draußen abgebrochen. Jede arbeitet in einem ihr zugewiesenen Bereich, Maria Lucia als Sekretärin im Kindergarten St. Anno. Sie verlässt morgens bereits das Haus auf dem Gelände des Kinderheims, in dem die drei Mitschwestern verschiedene Aufgaben verrichten.

Wiltrud sitzt wie Kunigunde am Empfang und kümmert sich darüber hinaus um den Speiseraum der Schwestern, Kunigunde betreut außerdem die "Kinderstube" mit Kindern, die keinen Kita-Platz bekommen haben. Beatrix hat die Wäschepflege übernommen, bei der sie auch der Mutter-Kind-Gruppe zur Seite steht. In der Kapelle sorgt sie für den Blumenschmuck.

Jede der Ordensfrauen bewohnt eins der kleinen Zimmer im Konvent, von denen viele leer stehen. Als Schwester Beatrix 1974 nach Wolsdorf kam, wo sie mit einer Unterbrechung seitdem zu Hause ist, lebten noch rund 20 Ordensfrauen dort, heute sind die Zimmer für Besucher hergerichtet. Die Schwestern pflegen ein gutes Verhältnis untereinander. Zwar haben nicht alle die gleichen Interessen, aber dadurch bereichere man sich auch gegenseitig, so Maria Lucia.

Auf dem Freizeitprogramm stehen unter anderem Kreuzworträtsel, Fernsehen und Lesen, die Oberin engagiert sich ferner als Geistliche Assistentin von Präses Axel Werner in der Kolpingfamilie, der sie sich seit Jugendzeiten verbunden fühlt. Jeden Morgen feiern ihre drei Mitschwestern eine heilige Messe, die Altabt Placidus Mittler in der Kapelle zelebriert. Maria Lucia muss jeden Abend eine andere Kirche aufsuchen, denn nicht überall wird täglich eine Messe gelesen, donnerstags sind alle Gotteshäuser geschlossen.

Tag der offenen Klöster

Erstmals öffnen am morgigen Samstag, 10. Mai, deutschlandweit Klöster ihre Türen für die Öffentlichkeit. Der "Tag der offenen Klöster" ist entstanden aus einer Idee der Arbeitsgemeinschaft Berufungspastoral der Orden und des Zentrums für Berufungspastoral. In der Region nehmen neben den Schwestern der Christlichen Liebe unter anderem die Steyler Missionare in Sankt Augustin und der Konvent "Handmaids of the Holy Child Jesus" in Siegburg teil.

"Tag der offenen Klöster" bei den Schwestern der Christlichen Liebe am Samstag, 10. Mai, 15 bis 18 Uhr, Jakobstraße 16 in Siegburg, mit Erzählcafé, Rundgang durch das Kloster und gemeinsamer Vesper.

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