"Diesseits von Eden" Wladimir Kaminer begeistert mit seinem "Gartenbuch"

SIEGBURG · Der Abend mit Wladimir Kaminer im Forum des Stadtmuseums war seit langem schon ausverkauft, und die Besucher wurden in ihren Erwartungen an einen unterhaltsamen Abend nicht enttäuscht. Der gebürtige Russe las aus seinem neuen Buch "Diesseits von Eden", nahm sich aber zwischendurch immer wieder reichlich Zeit für Abschweifungen zu anderen Themen und kam dabei vom "Hölzchen aufs Stöckchen".

 Umwerfend komisch: Wladimir Kaminer strickt aus kleinsten Alltagssituationen, Begegnungen und Begebenheiten aberwitzige Geschichten.

Umwerfend komisch: Wladimir Kaminer strickt aus kleinsten Alltagssituationen, Begegnungen und Begebenheiten aberwitzige Geschichten.

Foto: Arndt

Dem Publikum gefiel es, mit stürmischem Applaus verabschiedete es Kaminer, dessen "Russendisco" sich wie ein roter Faden durch seinen Vortrag zog.

Das Buch: Seit Familie Kaminer ihren Berliner Schrebergarten aufgeben musste, weil der "Prüfungskommission" die "Spontanvegetation" ein Dorn im Auge war und sie ihr vorschreiben wollte, was zu pflanzen sei, waren Wladimir, Frau Olga sowie die Kinder Sebastian und Nicole auf der Suche nach einem neuen Garten Eden in Miniaturausgabe.

In Glücklitz wurden sie fündig. Das Dorf in Brandenburg, das man auf keiner Karte findet, besteht im Wesentlichen aus Kirche, der Freiwilligen Feuerwehr und dem "Haus des Gastes". Die Dorfbewohner schließen bald Freundschaft mit den neuen Nachbarn, kramen ihr Schul-Russisch wieder heraus, das sie zu DDR-Zeiten lernen mussten, und es dauert nicht lange, bis die erste "Russendisco" in der Dorfscheune steigt.

Das Idyll dort ist perfekt, wo "die sogenannten Brandenburger Doofkäfer" mit tiefem Summen die Luft durchbohren und "gelegentlich mit lautem Bums gegen die Bäume knallen". Kaminer entdeckt an jeder Ecke des beschaulichen Ortes etwas Neues, die Geschichten liegen förmlich auf der Dorfstraße.

Der Autor: Wladimir Kaminer wurde 1967 in Moskau geboren, lebt seit 1990 in Berlin Prenzlauer Berg. "Privat ein Russe, beruflich ein deutscher Schriftsteller, sagt er über sich selbst und erzählt, dass er immer wieder ins Ausland eingeladen wird, "um Werbung für deutsche Kultur zu machen". Er absolvierte eine Ausbildung zum Toningenieur für Theater und Rundfunk und studierte anschließend Dramaturgie am Moskauer Theaterinstitut.

Kaminer veröffentlicht regelmäßig Texte in verschiedenen deutschen Zeitungen und Zeitschriften, hat eine wöchentliche Sendung namens "Wladimirs Welt" beim Berliner Radio Multikulti und organisiert seine inzwischen berühmte "Russendisco", bei der er auch als DJ fungiert. Mittlerweile gehört er zu den beliebtesten und gefragtesten Autoren Deutschlands.

Das meint das Publikum: Stefanie Kemp gefiel vor allem, dass Kaminer nicht nur vorlas, sondern eigentlich frei erzählte, mit seinem trockenen Humor und Wortwitz für einen Lacher nach dem anderen beim Publikum sorgte. Christel Wolf fand den Abend "besser als Comedy" und war begeistert von der Art und Weise, wie Kaminer seine kleinen Geschichten erzählte. Ihre Freundin Rosemarie berichtete, dass sie sogar alleine Zuhause beim Lesen herzhaft lache.

Das meint der GA: Auch mit seinem neuen Buch hat der Autor wieder in seiner bekannt witzigen Art einen Volltreffer auf das Zwerchfell des Lesers gelandet. Es ist einfach umwerfend komisch, wie der Autor selbst aus kleinsten Alltagssituationen, Begegnungen und Begebenheiten aberwitzige Geschichten strickt.

Für wen: Für "Wessis" und "Ossis" gleichermaßen ein Hochgenuss, denn jeder bekommt mit einem Augenzwinkern sein Fett weg. Das gilt auch für Kaminers russische Landsleute. Beim Lesen kann man sich kaum vorstellen, dass es einmal eine Zeit des "Kalten Krieges" gegeben hat.

Wladimir Kaminer: Diesseits von Eden: Neues aus dem Garten, Manhattan Verlag, 253 Seiten, 17,99 Euro

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