Maikundgebung in Siegburg „Wie soll man sich so ein Leben aufbauen?“

Siegburg · Der Deutsche Gewerkschaftsbund Bonn/Rhein-Sieg hat bei seiner Maikundgebung in Siegburg für mehr Solidarität demonstriert - und die erneuten Diskussionen über eine Rente mit 70 kritisiert.

 Michael Korsmeier von der IG Metall fordert bei der Maikundgebung in Siegburg: „Keine Toleranz den Intoleranten“.

Michael Korsmeier von der IG Metall fordert bei der Maikundgebung in Siegburg: „Keine Toleranz den Intoleranten“.

„Es ist an der Zeit für mehr Solidarität!” – unter diesem Leitspruch veranstaltete der Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) gestern seine traditionelle Maikundgebung. Wie ein roter Faden zog sich die Forderung nach mehr Solidarität durch die Reden von Judith Gövert, Gewerkschaftssekretärin des DGB, und Michael Korsmeier, Geschäftsführer und erster Bevollmächtigter der IG Metall Bonn/Rhein-Sieg. Auch das Programm von Kabarettist Wilfried Schmickler, der die Maikundgebung des DGB bereits zum 16. Mal begleitete, griff das Thema auf.

„Wir als Gewerkschaften stehen für mehr Solidarität anstatt Konkurrenz“, proklamierte Gövert auf der Bühne vor dem Gewerkschaftshaus an der Kaiserstraße in Siegburg. Sie beobachte in Deutschland eine Radikalisierung bedrohlichen Ausmaßes, gegen die sich die Gewerkschaften klar positionieren: „Wir sagen selbstbewusst: Wir sind die Mehrheit“, sagte die 31-Jährige. Korsmeier griff in seiner Mairede den Tenor seiner Gewerkschaftskollegin auf: „Keine Toleranz den Intoleranten“, konstatierte er und traf dabei den Nerv der Zuhörer. „Unser Weltbild ist und bleibt fortschrittlich. Wir lassen uns von Radikalen – egal welcher Religion sie angehören – nicht die Zeit zurückdrehen!“

Aber nicht nur der Anstieg an Rassismus und die Flüchtlingssituation standen im Blickfeld der Maikundgebung: Selbstverständlich ging es auch um die Belange der Arbeitnehmer. Korsmeier stellte die Sorgen von Jung und Alt anschaulich gegenüber: „Kaum ist die Rente mit 63 nach 45 Berufsjahren beschlossen, geht es plötzlich um eine Rente mit 70“, kritisierte der gelernte Kommunikationselektroniker. Dabei sei es den Meisten nicht einmal möglich, bis zu ihrem 65. Lebensjahr zu arbeiten.

Unter dem Stichwort „Generationensicherheit“ folgte gleich der nächste sorgenvolle Blick in die Zukunft: „Wie soll man sich Leben aufbauen, wenn alles unsicher ist? Wie Familie gründen, wenn man um den Job fürchten muss? Wie langfristig vorsorgen, wenn das Geld gerade so für den Monat reicht?“ Mit vereinten Kräften, so das Fazit, werden die Gewerkschaften ihr Möglichstes tun, um diesen Sorgen effizient entgegenzuwirken.

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