Polizei gibt Kriminalstatistik bekannt Weniger Einbrüche, mehr Angriffe auf Einsatzkräfte in der Region

Rhein-Sieg-Kreis · Die Zahl der Straftaten im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis sind im Jahr 2019 deutlich zurückgegangen. Aber es gibt auch Anstiege bei einzelnen Delikten.

 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten sind im Rhein-Sieg-Kreis häufiger Opfer von Angriffen geworden. (Symbolfoto)

Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten sind im Rhein-Sieg-Kreis häufiger Opfer von Angriffen geworden. (Symbolfoto)

Foto: obs/Martin Bühler

Die Zahl der Straftaten im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis (außer Bad Honnef und Königswinter) sind im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt deutlich zurückgegangen. Das geht aus der Kriminalitätsstatistik hervor, die Landrat Sebastian Schuster, der gleichzeitig Leiter der Kreispolizeibehörde ist, und Polizeidirektor Dirk Schuster am Montag vorstellten. Mit 17 579 registrierten Straftaten in 2019 ist die Zahl im Vergleich zu 2018 um 2686 beziehungsweise um 13,25 Prozent zurückgegangen. Das ist Schuster zufolge ein „Rekordtief seit fünf Jahren“.

Betrachtet man die sogenannte Häufigkeitsziffer, die als Gradmaß für die Zahl der polizeilich registrierten Straftaten je 100 000 Einwohner gilt, liegt die Kriminalitätsquote im Gebiet zwischen Sankt Augustin und Eitorf weit unter dem Landesdurchschnitt, nämlich bei 4751 im Vergleich zum Landeswert von 6847, was den Landrat zur Schlussbotschaft veranlasste: „Der Rhein-Sieg-Kreis ist sicher.“ Allerdings ist die Aufklärungsquote von 57,2 Prozent (2018) auf 52,1 Prozent gesunken.

■ Erheblich zurückgegangen sind die Wohnungseinbrüche. 2015 wurden noch 1107 Taten registriert, 2019 mit 592 nur noch fast die Hälfte. Der Polizeidirektor führt das auf die intensive Arbeit seiner Kolleginnen und Kollegen zurück. „Die Bekämpfung der Wohnungseinbrüche ist seit sechs Jahren ein Behördenschwerpunkt. Und unsere Arbeit hat sich bewährt“, so Dirk Schuster. Die Netzwerkarbeit sei deutlich ausgebaut worden. Darunter versteht Schuster zum Beispiel das enge Zusammenarbeiten mit Architekten und Bauämtern im Vorfeld von Neubauprojekten, aber auch die Präventionsarbeit bei Bürgern sowie eine verstärkte Polizeipräsenz in den Bereichen, wo die Zahl der Wohnungseinbrüche besonders hoch ist.

Dies gilt für die größeren Kommunen wie Troisdorf, Sankt Augustin und Siegburg, und dort insbesondere dort, wo es eine besondere Nähe zu Ausfallstraßen und Autobahnen gibt. Zudem, so Schuster, registriere man eine erhöhte Sensibilität in der Bevölkerung. Verdächtige Personen oder Fahrzeuge würden mittlerweile deutlich häufiger gemeldet. Hinzu komme auch ein intensiverer Blick auf sogenannte Tarnkennzeichen. Diese werden verwendet, um eine Vielzahl von Pkw so über eine Person anzumelden, um den tatsächlichen Fahrzeughalter zu verschleiern. Dabei habe die Polizeibehörde im vergangenen Jahr auch eine Vielzahl von Fahrzeugen beschlagnahmt.

■ Rückgänge verzeichnet die Polizei auch bei Diebstahldelikten: 6540 waren es im vergangenen Jahr und damit 690 (minus 9,54 Prozent) weniger als 2018.

■ Auch bei der Straßenkriminalität gibt es einen rückläufigen Trend: von 4767 (2018) auf 4545 (2019). Mit 578 Gewaltdelikten liegt ihr Anteil an der Gesamtkriminalität bei 3,28 Prozent. (2019: 3,02 Prozent). Auch bei den Sexualdelikten ist mit 214 Fällen kein Rückgang zu berichten.

■ Bei der Internetkriminalität geht die Polizei von einer „enormen Dunkelziffer“ aus, weil viele Straftaten nicht zur Anzeige gebracht würden. Statistisch gesehen gibt es einen starken Anstieg zu beobachten: von 189 Fällen in 2018 auf 317 im vergangenen Jahr. Darunter fällt das Abfangen von Zahlungskarten ebenso wie Datenhehlerei.

■ Immer mehr nehmen auch Angriffe auf Einsatzkräfte zu: 112 Fälle von Widerstand gegen Polizeivollzugsbeamte führt die Statistik auf, nimmt man auch Beleidigung, Nötigung und Bedrohung hinzu, wurden 2019 sogar 251 Polizistinnen und Polizisten sowie Angehörige von Feuerwehr und Rettungsdiensten Opfer von Straftaten. „Das ist nicht hinnehmbar“, so Schuster. „Dieser negative Trend ist landesweit zu beobachten. Da muss konsequent Strafverfolgung betrieben werden.“

■ Eine stete Zunahme stellt die Polizei bei der Verbreitung, des Besitzes, des Erwerbs und der Herstellung von Kinderpornografie fest. Im Jahr 2015 hatte es die Behörde noch mit neun Fällen zu tun, 2019 schon mit 46. Die Konsequenz ist eine Verdopplung des vornehmlich damit befassten Teams von drei auf sechs, wobei das ganze Kommissariat, das sich mit Sexualdelikten und häuslicher Gewalt befasst, bei der Fahndung nach Tätern im Bereich Kinderpornografie eingebunden sei, so Dirk Schuster, der das Verfahren erläuterte:

Provider in den USA haben mit den dortigen Behörden ein „Dienstleistungsabkommen“ geschlossen, wonach Google, Facebook und andere Verdächtiges an das National Center for missing & exploited Children melden. Das ist eine private, gemeinnützige Organisation, die 1984 vom US-Kongress gegründet wurde. Identifiziert diese deutsche IP-Adressen, leitet sie sie an das Bundeskriminalamt weiter, wo Inhalte geprüft und Tatverdächtige identifiziert werden. Die Untersuchungsergebnisse werden in unserer Region an die Bonner Staatsanwaltschaft weitergeleitet, das die Ermittlungen übernimmt und beim Gericht Durchsuchungsbeschlüsse beantragt. Dann erst kommt die Kripo zum Einsatz.

„Da kommen gut ein Terrabyte Daten an, das sind Bilder in sechsstelliger Anzahl“, sagt der Polizeidirektor. Es gebe zwar eine Software, mit der die Daten analysiert werden können, vieles aber müssten die Kolleginnen und Kollegen manuell sichten und bewerten, um beispielsweise eine akute Gefahrensituation zu erkennen. Außerdem, so Schuster, sei das Bewusstsein in der Bevölkerung geschärft, was auch das Anzeigeverhalten verändert habe.

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