Nach Großbrand in Siegburg Wenig Resonanz auf Benefizkonzert für Brandopfer

SIEGBURG · Groß angekündigt war das Benefizkonzert zugunsten der Siegburger Brandopfer und der Helfer. Die Resonanz hatten sich die Veranstalter jedoch anders vorgestellt.

Es war eine gut gemeinte Aktion: Ein Benefiz- und Dankkonzert für die Siegburger Brandopfer. Der Eintritt in der Rhein-Sieg-Halle war frei, es wurde jedoch um Spenden in Höhe von mindestens zehn Euro pro Person gebeten. Viele Freiwillige hatten sich gemeldet, um beim Getränkeverkauf und am Eingang zu helfen. Zehn Bands hatten sich ebenfalls angekündigt, unter anderem „Die Filue“ und „Jot Drop“.

Das Ehepaar Silke und Otmar Schwarz, das die ganze Veranstaltung organisiert hatte, war eine halbe Stunde vor Beginn entsprechend aufgeregt. Die Medien hatten die vorangegangene Woche viel Werbung für das Event gemacht. Entsprechend hoch war auch das Medieninteresse an der Veranstaltung. Es hätte ein schöner Abend werden können. „Wir hoffen auf gute Stimmung und gute Laune“, sagte Silke Schwarz etwa eine Viertelstunde vor Beginn. Sie und ihr Team wünschten sich einen fünfstelligen Spendenbetrag.

Dank an die Rettungskräfte

Pünktlich um 18 Uhr trafen auch die politischen Ehrengäste, Siegburgs Bürgermeister Franz Huhn und Landrat Sebastian Schuster, ein. Die Besucherzahl war zu diesem Zeitpunkt noch recht überschaubar. Aber der Abend war ja noch jung. In seiner Begrüßungsrede dankte Franz Huhn noch einmal den Rettungskräften und einigen Feuerwehrleuten, die anwesend waren. Und dann begann das Programm mit dem Auftritt von Moderator Linus, bekannt von der nach ihm benannten Talentprobe. Mit gewohntem Witz und dem ihm eigenen Charme legte der Entertainer auch gleich los und sorgte für Stimmung.

Den ersten Show-Act bildete die Band „Die Filue“ mit Songs wie „Zehn Liter Kölsch is dat letzte wat mer han“ und brachte die Feiernden ordentlich zum Schunkeln und Mitsingen. „Das ist eine traurige Sache“, erklärte Bandmitglied Hans Georg Wagner nach dem Auftritt. „Ich habe mir da auch schon Gedanken gemacht, was wäre, wenn das eigene Haus abbrennt. Da hilft man einfach gerne.“ Helfen und Feiern – eine Kombination, die funktionieren sollte. Doch auch um 19 Uhr waren vielleicht 150 Menschen in einem Saal, der für 2000 Personen ausgelegt ist. Zudem waren von den ganzen Hilfsorganisationen des Rhein-Sieg-Kreises, die ebenfalls als Rettungspersonal beim Brand vor Ort waren, kaum jemand da. Vielleicht fehlte da die persönliche Ansprache der einzelnen Organisationen und Wachen. Wer kam, spendete natürlich gerne. So wie Inge Ozdyk, die selbst auf dem Brückberg wohnt, vom Feuer aber verschont geblieben war.

"Da ist aber wenig los"

„Ich finde, dass diese Sache hier viel Organisation gekostet hat. Außerdem hat man großes Mitgefühl mit den Menschen. Und da gehört es sich, zu spenden und zu teilen.“ Doch viele, die den großen Saal betraten, stutzten erst einmal. Der allgemeine Tenor lautete: „Da ist aber wenig los.“

Geschätzt waren an diesem Abend insgesamt 200 Besucher da; der Veranstalter sprach am Ende von 240. Die Künstler und auch der Moderator gaben sich große Mühe, die Feiernden zu unterhalten und bei Laune zu halten, was ihnen auch gelang. Für Getränke und Speisen musste man Wertbons kaufen, die mit drei Euro pro Stück nicht gerade günstig waren. Ab 20 Uhr wurden Helfer dazu aufgefordert, Getränkebons zu kaufen. Ein Umstand, den nicht jeder nachvollziehen konnte. Manu Gardeweg vom Flüchtlingsnetzwerk Lohmar hat ihrem Ärger darüber auf Facebook Luft gemacht. „Seit 20 Uhr müssen jetzt alle Helfer, die ja eingeladen waren zum Helferfest, ihre Getränke und Essen selbst zahlen“, schrieb sie.

Rund 4800 Euro Spenden

Dem widersprachen die Veranstalter: Das Limit habe lediglich für eine „kleine Gruppe“ gegolten, die als Helfer Spenden sammeln sollte, aber „lieber gefeiert und innerhalb kürzester Zeit Massen an Freigetränken konsumiert“ habe. „Ihnen wurde um 20 Uhr Einhalt geboten, um den Erlös nicht unnötig zu schmälern“, so die Veranstalter. Alle anderen Helfer seien mit Getränken sorgsam umgegangen und seien nicht aufgefordert worden, Getränke zu bezahlen. Die Veranstalter wiesen außerdem darauf hin, dass drei Euro für ein Getränk von 0,4 Litern „nicht überteuert“ sei.

Das Fest sollte ursprünglich bis Mitternacht gehen. Um 23 Uhr war der Saal nahezu leer. Nur ein harter Kern von maximal 20 Leuten stand noch vor der Bühne, und bewegte sich zu Musik vom Band. Der letzte Musik-Act hatte kurzfristig abgesagt. Auch ein Teil der Helfer war bereits gegangen. Trotzdem kann sich die Spendensumme sehen lassen. 2285 Euro wurden in die Spendenboxen geworfen. Zudem gaben die Domstürmer noch 2500 Euro dazu. Das Fazit von Silke Schwarz fällt jedoch nüchtern aus: „Für uns war es positiv. Die Stimmung war gut. Das ist viel Geld.“ Doch die Enttäuschung ist ihr deutlich anzumerken. „Mich persönlich hat Siegburg enttäuscht“, sagte die Veranstalterin.

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