Öffnungszeiten am Samstag Wenig Beteiligung bei langer Einkaufsnacht in Siegburg

Siegburg · Nur wenige Einzelhändler beteiligten sich am Samstag an der langen Siegburger Einkaufsnacht. Gaukler begeistern mit Spektakel und ziehen mit neuem Königspaar durch die Innenstadt.

Mit Musik, Fackeln und Jonglage zog das Gauklerkönigspaar „Confilius“ durch die Fußgängerzone.

Mit Musik, Fackeln und Jonglage zog das Gauklerkönigspaar „Confilius“ durch die Fußgängerzone.

Foto: Thomas Heinemann/Thomas Heinemann, TH@Thomas-Hein

Es war buchstäblich ein Spiel mit dem Feuer, das am Samstagabend jene Menschen bewegte, die zum Fest der Gaukler und zur langen Einkaufsnacht bis 22 Uhr in die Siegburger Innenstadt gekommen waren. Die Gaukler hielten ihr Wort und veranstalteten bereits ab dem späten Nachmittag ein durchweg kurzweiliges Programm mit abschließender und spektakulärer Feuershow, die das Publikum bis 22 Uhr auf dem Mittelalterlichen Markt zur Weihnachtszeit fesselte.

Weniger fesselnd präsentierte sich der Einzelhandel, der im Vorfeld medial groß für seine Sonderöffnungszeiten bis in den späten Abend hinein geworben hatte und auf weiten Strecken schon ab 20 Uhr die sprichwörtlichen Bürgersteige hochgeklappt hatte. Da pulsierte auf dem Mittelalterlichen Markt noch das Leben: Künstler und Darsteller hatten in diesem Jahr den Rauhnachtsumzug, der in den vergangenen Jahren mit gruseligen Gestalten durch die Innenstadt gezogen war, erstmals durch einen heiteren Umzug der frisch gewählten Gauklerkönigsfamilie samt Hofstaat und Livemusik ersetzt: Confilius heißt das siegreiche Duo aus Gaukler „Fin de Filou“ und der Künstlerin „die rote Füchsin“, das mit seinem Tross über den Markt, die Kaiserstraße und durch die Passage zur Holzgasse zog.

„Ich habe die Krone auf,“ so der von den Zuschauern frisch gewählte Gauklerkönig: „Aber in Wahrheit hat sie, die rote Füchsin, bei uns das Sagen.“ Gemessen an den für Fotos und Videos gezückten Smartphones der etwas überraschten Menschen in der Fußgängerzone, verfehlte der Umzug seinen Zweck nicht: mit jonglierenden Gauklern, Fackeln und mitreißender Musik, deren rasante Trommelschläge fast schon an Techno erinnerten, sorgte der Tross für reichlich Aufmerksamkeit und gute Laune. Und er kaschierte mit dem hellen Fackellicht auch die Vielzahl jener Schaufenster, die nach 20 Uhr dunkel blieben.

Etwa am Markt: Kaum mehr als fünf der rund 25 Geschäfte – Banken, Friseure, Versicherungsbüros und Telefonshops nicht mitgezählt – blieben am langen Einkaufsabend geschlossen. Dabei hatten die im Verkehrsverein Siegburg zusammengeschlossenen Einzelhändler ihren Abend als „tatsächlich optimale Shopping-Gelegenheit vor den Feiertagen“ beworben. Auch an der Goldenen Ecke, auf der vorderen Kaiserstraße und der Holzgasse blieb die Mehrzahl der Geschäfte zu, obwohl Kunden eigentlich hier „keinen Stress, keinen Zeitdruck, keinen typischen Ladenschluss“ vorfinden sollten. Einige wenige Geschäfte hatten ihre Öffnungszeiten zumindest von 18 auf 20 Uhr verlängert, wie etwa ein Optiker am Markt und eine Modeboutique an der Kaiserstraße.

Auffallend war, dass sich am Samstagabend in Siegburg gerade große Filialisten und Ketten bis 22 Uhr beteiligten – also jene Geschäfte, die häufig als Kundenmagneten bezeichnet werden und die in anderen Kommunen bei langen Einkaufsnächsten oft geschlossen bleiben. „Es ist schade, wenn so toll um Kunden geworben wird und die Kunden dann vor dunklen Schaufenstern stehen“, kommentierte Einzelhändler Lothar Engbrocks vom Modefachgeschäft Jeans and More am Markt. „Und wir haben jetzt noch Kundschaft in der Kabine und im Laden“, zeigte Marion Engbrocks: „Tagsüber war es wunderbar voll und erst seit 21 Uhr wird es langsam ruhiger. Wir sind sehr zufrieden mit dem Tag.“

Das sahen auch die beiden Mitarbeiterinnen des erst am Donnerstag neu eröffneten Betty Barclay-Geschäftes am Markt so. „Für uns war sofort klar, dass wir mitmachen. Und es hat sich für uns wirklich gelohnt, es waren viele Kunden da“, sagte eine Mitarbeiterin, die namentlich nicht genannt werden wollte. Unerkannt bleiben will auch eine Mitarbeiterin eines kleinen Geschäftes an der Kaiserstraße, die sich über die mangelnde Teilnahme nicht wunderte und knapp kommentierte: „Wir haben halt alle unsere Erfahrungen gemacht.“

Eigentlich aber eher gute Erfahrung, sagte, darauf angesprochen, später der Inhaber eines Verkaufswagens am Markt. Er zog gegen 21.30 Uhr mit Blick auf den fast wolkenlosen Himmel und den hellen Mond eine diplomatische Bilanz: „Es muss wohl am Wetter gelegen haben. Heute Nachmittag hatte es ja in Strömen geregnet.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort