"Mein Lieblingsstück" Vortrag über das Lottchen im Siegburger Stadtmuseum

Siegburg · GA-Fotograf Holger Arndt begibt sich auf die Spuren des zwergwüchsigen Hermaphroditen Charlotte Bertram. Das Siegburger Original lief früher mit einem Bauchladen durchs Fußballstadion.

 Gute Freunde: GA-Fotograf Holger Arndt und das Siegburger Lottchen.

Gute Freunde: GA-Fotograf Holger Arndt und das Siegburger Lottchen.

Foto: Paul Kieras

Über den zwergwüchsigen Hermaphroditen Charlotte Bertram, besser bekannt unter dem Namen Lottchen, referierte GA-Fotograf Holger Arndt am Dienstagabend im Stadtmuseum im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Mein Lieblingsstück“. Bei der kommen nicht Experten zu Wort, sondern Besucher, denen ein Exponat besonders gut gefällt.

Das Siegburger Original Lottchen, das 1912 in der Kreisstadt geboren wurde und 1971 starb, hat Arndt persönlich nicht mehr kennengelernt. Aufmerksam wurde er auf Lottchen durch eine Figur, die der Künstler Thomas Aust 1990 geschaffen hat, die an das Unikum erinnern soll und im Forum des Museums sitzt. Irgendwann habe er sich näher für das lebende Vorbild interessiert, berichtete Arndt.

So erfuhr er beispielsweise, dass Lottchen mit einem Mulikarren nach dem Krieg Schrott und Bauschutt sowie die Schulspeisung für die Grundschule Zange transportierte, dass er oder es wie die Siegburger Lottchen wahlweise nannten, bei Spielen des Fußballvereins SSV 04 aus einem Bauchladen heraus Zigaretten und Kaugummis verkaufte, im Karneval immer dabei und in Siegburger Lokalen zuhause war. In den 1960er Jahren blieben Aufträge für Lottchen aus, es ging für ihn bergab. Zuletzt wohnte er in einem verfallenen Bootsschuppen am Trerichsweiher. Als der 1971 abbrannte, fand man darin Lottchens Leiche, die in Bonn auf einem Friedhof beigesetzt wurde.

Arndt zeigte auch einige wenige Fotos, die er im Laufe der Jahre aufgetrieben hat. „Das war gar nicht so einfach, denn Lottchen wurde selten bewusst fotografiert“, erklärte er. Ergänzt hatte Arndt die Fotoschau um eigene Fotos, die er anlässlich Lottchens 100. Geburtstag im Jahr 2012 mit dessen Pendant aus dem Museum an Orten aufgenommen hat, an denen Lottchen zu Lebzeiten oft verkehrte.

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