Musikalische Lesung in Siegburg Von Klassentreffen und Online-Dating

Siegburg · „Ungerecht wie die Liebe“: Ulla Meinecke liest und singt in der Siegburger Stadtbibliothek. Sängerin stellte ihren dritten Roman vor.

 Musikalische Lesung: Ulla Meinecke singt mit der Begleitung ihres Gitarristen Ingo York.

Musikalische Lesung: Ulla Meinecke singt mit der Begleitung ihres Gitarristen Ingo York.

Foto: Paul Kieras

„Ungerecht wie die Liebe“ heißt der dritte Roman von Ulla Meinecke. Wer jetzt aber eine romantische Geschichte mit Herzschmerz erwartet, der liegt falsch. Nicht bei einer Frau, die hauptberuflich Sängerin einer Rockband ist. Aber von vorne: Auf der kleinen Bühne der Siegburger Stadtbibliothek, in die die Lesung kurzfristig verlegt wurde, lag ein bunter Teppich. Eine Gitarre stand bereit und natürlich auch ein kleiner Tisch mit einer Leselampe, dekoriert mit zwei Rosenblüten.

„Frau Meinecke hat gesagt, ich soll schon mal anfangen, sie käme, wenn der Applaus zu hören ist“, erklärte die stellvertretende Bürgermeisterin Susanne Haase-Mühlbauer lachend. Sie selbst sei ein großer Fan ihrer Musik und lobte die Künstlerin als „ganz natürlich und ehrlich“. Nach dieser Ankündigung betrat Ulla Meinecke gemeinsam mit Ingo York, der sie an der Gitarre begleitete, die Bühne. Mit rauchiger Stimme begann Meinecke den Abend mit einer Gesangseinlage. Erst dann ging es ans Vorlesen. „Ungerecht wie die Liebe“, sagte die 63-Jährige, „was war ich froh, als mir dieser Titel eingefallen ist. Buch- und Plattentitel sind sehr wichtig, weil sie die Essenz und den Kern finden sollen.“ Der Roman handelt nicht von dramatischen Handlungen, in denen die Protagonisten leiden. Vielmehr sind es Geschichten, die sich rund um die Irrungen der Liebe drehen, mit viel Witz und Ironie erzählt. Denn die Liebe will nicht immer so, wie man selber will.

Da wäre zum Beispiel das Schicksal von Hardy, der früher nie bei Mädchen landen konnte, jetzt aber ein relativ bekannter Moderator beim Fernsehen ist. Oder das von Clarissa, die ziemlich cholerisch veranlagt ist – vor allem im Straßenverkehr – und deren Mann sie einweisen lassen will, wenn sie sich nicht langsam in den Griff bekommt. Und von Leonhard, der wegen seiner ständig streitenden Eltern zeitweise fast nur geschwiegen und gesummt hat. Als dann Kurt in sein Leben tritt, blüht er endlich wieder auf. Alle haben etwas gemeinsam: Sie sind unterwegs zum Klassentreffen. Ihr eigenes Klassentreffen umschrieb Ulla Meinecke übrigens als „psychedelische Erfahrung“.

Und was passiert, wenn sich der beste Kumpel bei einem einquartiert, als Gastgeschenk eine Mitgliedschaft für ein Online-Datingportal mitbringt und einen dann noch dazu bringt, das Profil massiv zu beschönigen? Hans kann davon in der Erzählung „Perfect Match“ ein Lied singen. Apropos Lied, der Abend fand nach diesen beiden Geschichten – wie es sich gehört für eine Sängerin und einen Musiker – einen musikalischen Ausklang. Nach zwei Zugaben gab es für die Künstler langanhaltenden Applaus.

Doch wie gefiel der „kleinen gemütlichen Bibliothekskuschelrunde“, wie Ulla Meinecke das Publikum nannte, der Abend? „Der zweite Teil war eine Steigerung“, fand Friedhelm Boehm. „Am Anfang habe ich einen Moment gebraucht um reinzukommen.“ Max Kratz war begeistert: „Rundum gelungen. Tiefsinnige Texte, pointiert, und die Musik schaffte eine besondere Stimmung.“ Und seine Frau Maria Kratz brachte es auf den Punkt: „Ein Genuss.“

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