Siegburger Gymnasium Viel Leidenschaft beim Theaterspiel im Gymnasium Alleestraße

SIEGBURG · Der Theaterkursus am Siegburger Gymnasium Alleestraße hat mit großem Erfolg eine modernisierte Fassung von Jura Soyfers „Weltuntergang“ auf die Bühne gebracht.

 Allein unter Ignoranten: Guck (Pauline Adolph) macht sich Gedanken über die Dummheit seiner Mitmenschen.

Allein unter Ignoranten: Guck (Pauline Adolph) macht sich Gedanken über die Dummheit seiner Mitmenschen.

Foto: Paul Kieras

„Das Benehmen der Erde ist seit kurzer Zeit, also seit etwa 10 000 Erdenjahren, sehr merkwürdig. Auch ihr Gesicht hat sich sonderbar verändert“, stellt die Sonne fest. Sie sei „aus dem Sphärentakt gefallen“ und das habe einen Grund: „Die Erde hat Menschen.“ Zusammen mit Mars, Jupiter, Mond, Venus und Saturn beschließt sie, die Erde von ihren Bewohnern zu säubern. Mit Hilfe des Kometen Konrad, der in vier Wochen dort einschlagen und alles Leben zerstören soll.

„Früher wird keine Ruh sein“, ist man sich sicher. Guck, ein Physiker, erkennt die tödliche Bedrohung und versucht, den drohenden Weltuntergang abzuwenden. Leider ist er dabei auf die Hilfe seiner Artgenossen angewiesen, die sich allerdings als ignorant, borniert und unbelehrbar erweisen. Denn Guck hat eine Maschine erfunden, mit der er die Welt retten kann. Vergeblich sucht er nach Unterstützung, um die Maschine bauen zu können.

Der Theaterkurs der Q1 des Gymnasiums Siegburg Alleestraße hat das satirisch, teils kabarettistisch anmutende Theaterstück des russischen Juden Jura Soyfer (1912-1939) mit nur wenigen kleinen Änderungen inszeniert und damit gezeigt, dass Soyfers Thema auch heute noch oder schon wieder brandaktuell ist. Im Text des Autors sagt der „Führer“ beispielsweise: „Der Weltuntergang ist eine völkische Erfindung“, im abgeänderten Text: „Der Weltuntergang ist eine Erfindung der Lügenpresse“.

Bewusst eingebaut sind nach den Worten von Kursleiterin Monika Diehl Zitate von Putin, Erdogan oder Trump. So stellt der „Führer“ klar, dass er für den Weltuntergang keine Zeit habe: „Zunächst müssen wir eine Mauer bauen“. In seiner Originalfassung ist das Stück eine kritische Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Tatenlosigkeit der Weltmächte angesichts totalitärer Regime. Soyfer thematisiert vor allem auch die Reaktionen der Menschen auf die bevorstehende Katastrophe, beschreibt die Scheinaktivitäten der Mächtigen. Er zitiert die leeren Worthülsen, mit denen Tatsachen heruntergespielt werden und die Bevölkerung ruhig gestellt wird, zeigt die skrupellose Geschäftemacherei mit der Bedrohung.

Das Ende macht Hoffnung, denn letztendlich hat der Komet die Erde verschont, weil er sich in sie verliebt hat. Sonne, Venus und den anderen erklärt er, dass der gegenwärtige Hass, das Leid und die Grausamkeiten überwunden würden und die Zukunft der Erde „herrlich und groß“ sein werde. Eindrucksvoll untermalt werden seine Ausführungen durch auf eine Leinwand projizierte Bilder von den Schrecken und Schönheiten dieser Welt im Wechsel.

Allen 22 Schülern, die an den beiden Aufführungen am Dienstag und Mittwoch beteiligt waren, gebührt ein großes Kompliment. Mit viel Leidenschaft haben sie ihre Rollen überzeugend gespielt und Soyfers Stück mit nur kleinen Änderungen zurück in die Gegenwart geholt. Die Rolle des Physikers Guck wurde von Pauline Adolph gespielt und ist nicht nur aufgrund ihres Hauptrollen-Charakters hervorzuheben.

Bei den Monologen spürte man die Verzweiflung und Ratlosigkeit angesichts des Verhaltens der Menschen. „Ich verstehe die Menschen nicht. Die haben ja alle einen Vogel“, sagt sie, lediglich in das auf sie fokussierte Licht eines Spots getaucht.

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